Assad's Fall: Ein zweischneidiges Erbe für den Nahen Osten
Über ein Jahrzehnt nach den Worten "Assad must go" von Barack Obama hat der syrische Machthaber tatsächlich sein Amt verloren. Doch jubeln will im Westen kaum jemand angesichts der Machtübernahme durch Hayat Tahrir al-Sham (HTS), einer Gruppe, die als terroristisch gilt. Die jüngere Geschichte des Nahen Ostens mahnt zur Vorsicht, da der Sturz von Diktatoren wie Saddam Hussein und Muammar al-Gaddafi oft im Chaos endete.
Die Vereinigten Arabischen Emirate haben Assad kürzlich Unterstützung zugesichert, und sogar Israel hätte das alte Regime den neuen Machtverhältnissen vorgezogen. Israelis wie Yoram Hazony bezeichnen HTS-Mitglieder als "al-Qaida-nahe Monster" und ihre Machtübernahme als "Katastrophe". Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hingegen zeigt sich beharrlich als Unterstützer von HTS.
Dennoch, aus humanitärer und geopolitischer Sicht wäre es falsch, dem Sturz von Assad nachzutrauern. Sein Regime galt als besonders brutal und war verantwortlich für einen Großteil der 500.000 Toten im syrischen Bürgerkrieg. Die Folterkammern Assads öffnen sich, und Gefangene teilen erschreckende Berichte. Seine Herrschaft führte zu einer Flüchtlingskrise, die Europa und die Region destabilisierte, und machte Syrien zu einem Zentrum transnationaler Kriminalität.
Für Russland und Iran ist der Fall Assads ein herber Rückschlag. Moskaus gescheiterte Militärintervention in Syrien zeigt, wie sehr der Ukraine-Konflikt die russischen Ressourcen strapaziert. Für den Iran bedeuten die Verluste der Stellvertreterkräfte, dass seine regionale Macht erheblich geschwächt ist, während auch in Gaza, im Libanon und Syrien die aktuellen Konflikte zusetzen.
Obgleich Risiken bestehen, dass Syrien jetzt instabiler wird oder HTS eine Terrorbasis schafft, berichten einige NGOs von neuen pragmatischen Ansätzen der Gruppe. Die Reaktionen des Westens spiegeln die gescheiterten Hoffnungen des Arabischen Frühlings wider. Doch es ist naiv, zu glauben, dass sich nichts Positives im Nahen Osten entwickeln könnte – trotz aller berechtigten Sorge um die Zukunft Syriens nach Assad.

