Arbeitsmarkt trotzt höheren Zinsen: Fed verfolgt Balanceakt zwischen Preisstabilität und Beschäftigung
In Zeiten zunehmender Inflation wurde die Federal Reserve oft kritisiert, zu spät gehandelt zu haben, um die Geldpolitik zu straffen. Dennoch ist es wichtig zu betonen, dass die Fed zwei Hauptziele verfolgt: Preisstabilität und maximale Beschäftigung. Im März 2022 lag der Kern-PCE-Preisindex – die bevorzugte Inflationskennzahl der Fed – bei 5,5 %, während die Arbeitslosenquote mit 3,6 % den niedrigsten Stand seit Beginn der Pandemie erreichte. Obwohl Inflation eine Herausforderung darstellte, stieg die Beschäftigung weiter an. Dies zeigte, dass Verbraucher, insbesondere neu Eingestellte, wieder vermehrt Waren und Dienstleistungen nachfragten. Wäre die Fed schon im Januar 2022 eingeschritten, hätte dies möglicherweise die Inflation schneller gesenkt. Doch auch die Arbeitslosenquote wäre höher gewesen. Ende 2021 zum Beispiel hätte ein früheres Eingreifen bei einer Arbeitslosenquote von 4,5 % zwar die Preissteigerungen gebremst, aber auch höhere Arbeitslosigkeit zur Folge gehabt. Aktuelle Entwicklungen bieten jedoch eine gemischte Sicht auf den Arbeitsmarkt: Im August wurden 142.000 neue Stellen geschaffen, was den US-Arbeitsmarkt weiterhin robust erscheinen lässt. Die Arbeitslosenquote sank im selben Monat auf 4,2 %, was immer noch historische Tiefstände signalisiert. Doch neben den positiven Daten gibt es Hinweise auf eine Abkühlung: So verzeichnen Arbeitgeber weniger offene Stellen und die Zahl der Beschäftigten, die ihren Job freiwillig aufgeben, ist gesunken. Gleichzeitig stiegen die durchschnittlichen Stundenlöhne im August um 0,4 %, ein Anstieg der Beschäftigung signalisiert robuste Nachfrage. Laut S&P Global zeigen Umfragen im Dienstleistungssektor eine Verbesserung, während die Fertigungsbranche Rückschläge erlebt und mögliche Produktionskürzungen bevorstehen. Arbeitsmarktteilnehmer müssen sich weiterhin auf straffe finanzielle Bedingungen einstellen, da höhere Zinssätze und strengere Kreditvergabestandards Bestand haben. Dennoch bietet die derzeitige Lage des Arbeitsmarktes auch Optimismus: Die Beschäftigten, die Arbeit haben, erhalten Gehaltserhöhungen, und viele Unternehmen verzeichnen trotz steigender Zinskosten solide Umsätze. Das wirtschaftliche Gesamtbild bleibt komplex, und die Balance zwischen Preisstabilität und Beschäftigung wird weiterhin eine Herausforderung für die Fed darstellen.