Apothekensterben in Deutschland?
Verdünnung des Apothekennetzes
Deutschlands Apothekenlandschaft durchlebt eine besorgniserregende Transformation. Die Anzahl der Apotheken ist von etwa 20.000 im Jahr 1990 auf nur noch rund 17.600 im vergangenen Jahr gesunken, und der Trend zeigt weiterhin stark nach unten.
Allein im ersten Halbjahr 2024 schloss sich die Tür von weiteren 283 Apotheken für immer. Diese Entwicklung ist nicht nur eine Zahl in der Statistik, sondern hat reale Auswirkungen auf die tägliche Versorgung der Bevölkerung mit Medikamenten und medizinischer Beratung.
Regionale Disparitäten verschärfen das Problem
In Berlin, Baden-Württemberg, Hamburg, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein ist die Situation besonders prekär, mit nur 19 bis 20 Apotheken pro 100.000 Einwohner.
Diese Zahlen sind alarmierend, bedenkt man, dass in Gebieten wie dem Saarland oder Sachsen-Anhalt die Dichte mit 26 Apotheken pro 100.000 Einwohner deutlich höher ist. Diese geografische Ungleichverteilung führt zu einer Versorgungslücke, die insbesondere in ländlichen und weniger dicht besiedelten Regionen spürbar wird.
Europa im Vergleich: Deutschland hinkt hinterher
Mit einer durchschnittlichen Dichte von 21 Apotheken pro 100.000 Einwohner rangiert Deutschland im europäischen Vergleich im unteren Drittel. Dies steht in starkem Kontrast zu Ländern wie Griechenland oder Zypern, die mit einer weitaus höheren Dichte aufwarten können.
Diese Zahlen werfen ein Schlaglicht auf die Notwendigkeit, nationale Strategien zur Sicherstellung der pharmazeutischen Grundversorgung zu überdenken und anzupassen.
Versandhandel als doppelte Herausforderung
Die steigende Popularität des Online-Handels mit Medikamenten verschärft die Lage traditioneller Apotheken weiter. Der Marktanteil von Versandapotheken bei rezeptfreien Arzneien erreichte 2023 einen Höchststand von 20,6 Prozent.
Diese Entwicklung entzieht den lokalen Apotheken nicht nur Geschäft, sondern verändert auch das Konsumentenverhalten nachhaltig.
Medikamentenknappheit
Die zunehmende Knappheit bestimmter Medikamente stellt eine weitere signifikante Herausforderung dar. Die alarmierende Zunahme von Lieferengpässen – von 108 Meldungen im Jahr 2017 auf über 1000 im Jahr 2023 – belastet nicht nur die Apotheken, sondern gefährdet auch die kontinuierliche Medikamentenversorgung der Bevölkerung.
Dies zwingt Apotheker häufig dazu, nach alternativen Präparaten zu suchen, was den Arbeitsaufwand erheblich steigert und die Versorgungssicherheit unterminiert.
Ein Handlungsaufruf
Die aktuellen Entwicklungen im Apothekenwesen in Deutschland sind ein deutliches Warnsignal. Es bedarf dringender politischer und gesellschaftlicher Anstrengungen, um die flächendeckende Versorgung mit pharmazeutischen Dienstleistungen sicherzustellen.
Ohne gezielte Maßnahmen könnte die medizinische Grundversorgung in vielen Teilen des Landes weiter erodieren, was langfristig gravierende Folgen für die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung hätte.