Anleger ziehen sich aus Langläufern zurück: Ursachen und Perspektiven
Anleiheinvestoren beobachten aufmerksam die Entwicklungen rund um die kommende Sitzung der US-Notenbank, die voraussichtlich keine Zinserhöhung bringen wird. Während die Wahrscheinlichkeit einer US-Rezession sinkt, haben sich die Erwartungen auf eine aggressive Zinssenkung abgeschwächt. Dies führt zu einer Verlagerung von Investments weg von langlaufenden US-Staatsanleihen.
Die Rücknahme aus dem längerfristigen Anleihesegment spiegelt auch die Unsicherheiten wider, die durch die Steuer- und Ausgabenpolitik von Präsident Donald Trump entstehen. Der Senat diskutiert derzeit über Trumps "One Big Beautiful Bill Act", dessen Auswirkungen auf das Defizit und die Schuldenlast des Landes bereits für Besorgnis sorgen. Trotz der geplanten Erhöhung des Defizits könnten Zolleinnahmen einen Teil der fiskalischen Lücke schließen.
In der Zwischenzeit zeigt die Politik der US-Zentralbank weiterhin Stabilität; die kurzfristigen Zinsprognosen deuten eher auf eine Zinspause hin. Die Nachfrage nach langlaufenden Anleihen war in den letzten Auktionen schwach, allerdings könnte das jüngste Anziehen der Renditen in diesem Segment neue Investitionsanreize schaffen. Analysten betonen jedoch, dass lange Laufzeiten derzeit nicht besonders attraktiv sind, da mit weiteren fiskalischen Expansionen und potenziellen Inflationsrisiken gerechnet wird.
Das Vertrauen der Investoren in die konjunkturelle Entwicklung der USA ist verhalten optimistisch. Zwar wurden die Rezessionsängste durch Entspannungssignale im Handelskonflikt gedämpft, dennoch bleiben längerfristige Anleihen unter Druck. Nicht zuletzt sind fehlende Anzeichen einer kurzfristigen inflationären Entwicklung ein Signal für mögliche Zinssenkungen der Fed.
Goldman Sachs etwa hat die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den nächsten zwölf Monaten leicht reduziert. Zu erwarten sind allerdings steilere Zinskurven, da auf dem Markt immer mehr Akteure auf langfristige Zinsanhebungen setzen, während kurzlaufende Anleihen bevorzugt werden.