Alarmierende Zahlen: Gewalt gegen Umweltschützer erreicht neuen Höhepunkt
Die neuesten Daten der Nichtregierungsorganisation Global Witness zeichnen ein düsteres Bild: Im vergangenen Jahr wurden weltweit mindestens 196 Umweltschützer ermordet. Besonders gefährlich ist es für Naturschützer in Kolumbien, wo 79 Fälle registriert wurden. Brasilien folgt mit 25 Morden, sowie Mexiko und Honduras mit jeweils 18 Fällen. Insgesamt wurden 85 Prozent aller Morde in Lateinamerika verzeichnet, womit die Anzahl der seit 2012 getöteten Umweltschützer auf 2.106 gestiegen ist.
"Klimakrise und Gewalt gegen Umweltschützer gehen Hand in Hand. Unsere Daten spiegeln eine alarmierende und inakzeptable Situation wider", betont Laura Furones, die Autorin des Berichts. Die meisten dieser Verbrechen bleiben jedoch straflos. Furones fordert die Regierungen auf, endlich tätig zu werden und die Unversehrtheit der Aktivisten zu sichern, sowie die Ursachen der Gewalt zu bekämpfen. Sie sieht die Aktivisten als unverzichtbar für den Schutz gegen Schäden durch klimaschädliche Industrien.
Besondere Gefahren lauern auf Gegner von Bergbau-Projekten. Trotz der Schwierigkeit, einen direkten Zusammenhang zwischen den Morden und wirtschaftlichen Interessen nachzuweisen, waren viele der getöteten Aktivisten gegen Bergbau-Vorhaben, Fischerei, Forst- und Landwirtschaft, Straßenbau oder Wasserkraftwerke aktiv. "Firmen müssen Verantwortung übernehmen", fordert die Menschenrechtsanwältin Alejandra Gonza, die auf dramatische Fälle in Mexiko hinweist. Dort wurden zwei Aktivisten entführt, die sich gegen den Abbau von Eisenerz durch den luxemburgischen Bergbaukonzern Ternium im Bundesstaat Michoacán einsetzten. Ihr Verbleib ist bis heute unklar.
Kolumbien erweist sich als tödlichstes Land für Naturschützer, mit einer beeindruckenden Zahl von 79 ermordeten Aktivisten im vergangen Jahr – mehr als jemals zuvor in einem Land innerhalb eines Jahres. "Viele bewaffnete Gruppen profitieren von der Rohstoffausbeutung," erklärt Astrid Torres von der Organisation Somos Defensores. Verbindungen zwischen staatlichen Sicherheitskräften und paramilitärischen Gruppen verschärfen die Situation zusätzlich und führen zu kaum verfolgten Gewalttaten.
Indigene Völker sind besonders gefährdet und stellen 49 Prozent der Opfer, obwohl sie nur fünf Prozent der Weltbevölkerung ausmachen. "Naturschützer, Landrechtsverteidiger und Indigene werden oft als Fortschrittshindernis gesehen," erklärt Bertha Cáceres, deren Mutter 2016 in Honduras für ihre Arbeit erschossen wurde. Sie fordert eine neue Wahrnehmung: Fortschritt solle den Schutz der Lebensgrundlagen implizieren, nicht deren Ausbeutung.
Global Witness appelliert an die Regierungen der betroffenen Staaten, den Schutz von Umweltschützern zu gewährleisten, Angriffe zu dokumentieren und den Opfern den Zugang zur Justiz zu ermöglichen. Unternehmen sollen sicherstellen, dass es innerhalb ihrer Lieferketten zu keinen Menschenrechtsverletzungen kommt.