Aktives Management erobert ETF-Markt: Eine neue Ära für Fondsmanager
In den vergangenen Jahrzehnten hatten aktive Fondsmanager zunehmend das Nachsehen gegenüber kostengünstigen, indexnachbildenden passiven Fonds. Doch gerade im Bereich der Exchange Traded Funds (ETFs), einstige Hochburgen der Passivstrategien, zeigt sich nun ein bemerkenswerter Aufwärtstrend, bei dem die aktiven Manager Terrain gewinnen.
Weltweit haben sich die ETF-Vermögenswerte seit 2018 verdreifacht und erreichten laut ETFGI beeindruckende 14,4 Billionen US-Dollar. Der eigentliche Star der Entwicklung ist allerdings der aktiv gemanagte ETF-Sektor. Besonders in den USA ist ein sprunghafter Anstieg von 700 Prozent seit 2019 zu verzeichnen, was einem Volumen von 806 Milliarden US-Dollar entspricht. Sie machen mittlerweile 8,1 Prozent des gesamten ETF-Vermögens in den USA aus und erlebten bei den Zuflüssen einen Rekordanteil von 27,9 Prozent in den ersten zehn Monaten des Jahres.
In Europa hinkt der Trend zwar hinterher, gewinnt aber zunehmend an Fahrt. Die Vermögenswerte sind auf 52 Milliarden Dollar gestiegen, fast eine Vervierfachung seit 2019, und machen 2,4 Prozent der gesamten europäischen ETF-Vermögenswerte aus. Aktive Fonds haben in diesem Jahr 7,1 Prozent der Zuflüsse angezogen, was 15,8 Milliarden Dollar entspricht.
Unternehmen wie Janus Henderson gehen davon aus, dass der europäische Markt bis 2030 auf eine Billion Dollar anwachsen wird. Weitere Marktakteure wie Ark Invest von Cathie Wood, BNP Paribas Asset Management, Eurizon SLJ Capital und Robeco sowie iShares von BlackRock haben ihre ersten aktiven ETFs in Europa eingeführt.
Ein Hauptgrund für diesen Aufschwung ist das Streben, traditionelle Investmentfonds, die einen Rückgang an Bedeutung erleben, zu erneuern und an die neuen Marktgegebenheiten anzupassen. Dies wird insbesondere durch digitale Sparplattformen in Europa, besonders in Deutschland, begünstigt, die im ETF-Segment eine starke Präsenz zeigen.
Während aktiv gemanagte ETFs als eher risikoärmer beschrieben werden, dominiert beispielsweise in Europa der JPMorgan Equity Premium Income ETF mit einem Volumen von 36 Milliarden Dollar. In den USA übertrifft Dimensional Fund Advisors mit einer methodischen, quantitativen Neugewichtung der Indizes sogar JPMorgan.
Angesichts des neuen regulatorischen Umfelds in Irland, das eine flexiblere Struktur für ETFs ermöglicht, könnten künftig noch mehr Fondsmanager in den Markt einsteigen. Obwohl die Regeländerungen vielversprechend erscheinen, glaubt Andrea Murray von Brown Brothers Harriman, dass aktive ETFs in Europa niemals das gleiche Gewicht wie in den USA erreichen werden, nicht zuletzt aufgrund der steuerlichen Rahmenbedingungen.
Todd Rosenbluth von TMX VettaFi erwartet dennoch ein kontinuierliches Wachstum der ETF-Branche. Besonders aktive ETFs werden dabei eine entscheidende Rolle spielen, da viele Manager ihre besten Talente in dieses aufstrebende Feld schicken.
