Abnehmspritze wirkt bei übergewichtigen Kindern – Langzeitfolgen unbekannt

Die Gesellschaft wird immer schwergewichtiger, vor allem in den USA. Mittlerweile greift das Adipositas-Problem verstärkt auf Kinder über, sogar schon vor der Einschulung. Eine ausgewogene Ernährung in Kombination mit regelmäßigem Sport könnte dagegen helfen, doch unter den gegebenen Umständen lässt sich das selten realisieren. Aus übergewichtigen Kindern werden häufig schwer übergewichtige Erwachsene, mit entsprechend verheerenden gesundheitlichen Folgen. Kann die Abnehmspritze helfen?

82 stark übergewichtige Kinder erhielten tägliche Injektionen

US-Forscher wollten es genauer wissen. Die Wissenschaftler um Hauptautorin Claudia Fox von der Universität Minnesota in Minneapolis stellten ihre Studie im »New England Journal of Medicine« vor. Über 56 Wochen erhielten 82 stark übergewichtige Kinder je eine tägliche Injektion. 56 dieser Kinder bekamen das Abnehm-Medikament Liraglutid gespritzt, 26 ein Placebo. Außerdem gab es für jeden jungen Patienten eine Beratung zur gesunden Lebensweise.

Der Body-Mass-Index (BMI) der Kinder mit echter Abnehmspritze verringerte sich durchschnittlich um 5,8 Prozent, die Placebogruppe verzeichnete eine Zunahme um 1,6 Prozent: Das sind schon einmal überzeugende Zahlen. Da sich alle Teilnehmer im Wachstumsprozess befanden, legte jeder von ihnen im Laufe der Studie an Gewicht zu. Die Liraglutid-Kinder allerdings nur um 1,6 Prozent, die Placebo-Patienten dagegen um volle 10 Prozent. Aufgrund der unangenehmen Nebenwirkungen wie Erbrechen, Übelkeit und Durchfall brachen etwa 11 Prozent der Kinder ihre Teilnahme ab.

Eventuell lebenslange Spritzen nötig

Welche Langzeitnebenwirkungen es gibt, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Bei Absetzen der Spritze erfolgt normalerweise wieder eine Gewichtszunahme, sodass die Kinder das Medikament auf längere Sicht, über Jahre hinweg, vielleicht sogar leebenslang, einnehmen müssten, während sich ihr Körper unter Einfluss der Pubertät verändert. Die Forscher möchten die Studienteilnehmer deshalb regelmäßig zu Nachuntersuchungen bitten und ihre Wachstumsmuster im Blick behalten.

Die Hoffnungen gehen dahin, dass die Kinder ihr Gewicht mit der Zeit eigenständig in den Griff bekommen, das Abnehmmittel absetzen können und sich zu gesunden Erwachsenen entwickeln. Dann hätte der frühzeitige Eingriff Sinn.

Quelle: science.orf.at