A Plague Tale: Innocence im Test – Mittelalterliches Fantasy Spektakel

A Plague Tale: Innocence“ ist ein Story-getriebenes Stealth-Abenteuer des französischen Entwicklers Asobo Studio. Als Publisher fungierte der ebenfalls in Frankreich ansässige Publisher Focus Home Interactive. Asobo Studio wurde im Jahr 2002 gegründet und veröffentlichte 2003 das Party-Multiplayerspiel „Super Farm“ für die Playstation 2. In den darauffolgenden Jahren konnte sich das Studio mit Lizenz-Titel wie „The Mummy: The Animated Series“ oder „Ratatouille“ über Wasser halten und jährlich um 20% wachsen. Inzwischen beschäftigt das Studio über 140 Mitarbeiter und zeichnete sich zuletzt für die Titel „ReCore“, „Disneyland Adventures“ und „Zoo Tycoon: Ultimate Animal Collection“ verantwortlich. An „A Plague Tale: Innocence“ waren nur 45 Entwickler beteiligt, die den Wunsch hegten ein emotionales Abenteuer im Sinne eines „The Last of Us“ oder auch „Brothers: A Tale of Two Sons“ zu erschaffen. Ob es den Entwicklern gelungen ist oder ihr den Titel links liegen lassen solltet, lest ihr im folgenden Test.

Ganz schön glaubhaft

„A Plague Tale: Innocence“ lässt uns die Rolle der jungen adligen Amicia De Rune schlüpfen. Trotz eines verheerenden hundertjährigen Krieges, der im Frankreich des Jahres 1349 wütet und einer schrecklichen Pest, welche die Bevölkerung nach und nach dezimiert, lebt die Familie De Rune ein abgeschiedenes und friedliches Leben. Nur eine unbekannte Krankheit, die ihren kleinen Bruder Hugo befallen hat, trübt das Familienleben. Amicias Welt gerät jedoch schnell aus den Fugen, als die Inquisition in ihr Heim einfällt und alles auf ihrem Weg vernichtet. Die Inquisition macht Hugos Krankheit für die Pest und die Rattenplage verantwortlich und möchte den Jungen um jeden Preis in die Finger bekommen, wodurch Amicia und Hugo gezwungen werden alles hinter sich zu lassen und zu fliehen. Fortan leben sie auf der Flucht vor den Häschern der Inquisition und müssen sich mit Fremden zusammenschließen, um zu überleben. Zu allem Übel wird das Land von einer unerklärlichen Rattenplage bedroht, dessen Amicia und Hugo sich mit Licht und Feuer zur Wehr setzen müssen.

Von Anfang an schafft es die Geschichte eure Neugier zu wecken, indem nicht zu viele Details über die Umstände der Familie De Rune oder auch über das vom Krieg sowie Pest gebeutelte Frankreich verraten werden. Zudem gelingt es den Entwicklern von Asobo Studio nicht nur eine glaubhafte und zugleich märchenhafte Geschichte zu inszenieren, sondern auch interessante und vor allem glaubhafte Figuren zu präsentieren. Wir Spieler erleben hautnah mit wie die recht junge Amicia und ihr kleiner Bruder Hugo von Anfangs recht Fremden zu unzertrennlichen Geschwistern heranreifen. Dabei scheute das Team auch nicht davor zurück den Spieler mit den Konsequenzen eines Mordes zu Konfrontieren. Auf der Flucht kommt Amicia nicht Drumherum den ein oder anderen Soldaten zu töten, was ihr spürbar zu schaffen macht. Dadurch wird die Thematik des Tötens nicht auf die leichte Schulter genommen, was der Atmosphäre und der Glaubhaftigkeit der Charaktere zu Gute kommt. Auch die Interaktionen der Figuren, sei es mit der Umwelt oder untereinander, erinnern stark an „The Last of Us“, womit man beinahe den Eindruck erhält echten Menschen auf ihrer Odyssee zu begleiten. Hinzu kommt, dass die deutsche Synchronisation überaus gelungen klingt und man deutlich heraushört, dass die Sprecher mit viel Emotionen ans Werk gegangen sind.

Wunderschön simpel

Aus grafischer Sicht kann „A Plague Tale: Innocence“ locker mit großen AAA-Produktionen mithalten. Was uns der Titel an wunderschönen Landschaften inklusive dichter Wälder, Täler, Höhlen und Ruinen zu bieten hat ist atemberaubend. Auch aus technischer Sicht gibt es kaum etwas zu bemängeln. Die Ladezeiten zwischen den einzelnen Kapiteln können zwischen einer halben bis zu einer Minute dauern und hier und da begegnen euch einige Clipping-Fehler. Die Mimik der Charaktere ist im Spiel selbst sehr starr, während diese in den Zwischensequenzen sehr natürlich und überzeugend umgesetzt wurde. Darüber hinaus zeigt sich das Spiel so poliert, wie wir es selten zum Release eines Spiels in der heutigen Zeit vorfinden.

Während die Geschichte durchweg überzeugt und die einzelnen Fantasie-Elemente nicht zu übertrieben wirken, kann man den Titel spielerisch der simpleren Sorte einordnen. Die Spieler steuern Amicia aus der Schulterperspektive (Third-Person-View), wobei Hugo größtenteils an Amicias Hand entlangläuft und fast schon symbiotisch agiert. Hugo und Amicia steuern sich wie ein einzelner Protagonist. Da die Entwickler sehr bemüht waren eine glaubhafte Geschichte zu erzählen, wird Amicia zu keinem Zeitpunkt zur übermächtigen Heldin mutieren, die ihre Feinde niedermetzelt. Stattdessen muss sich Amicia auf ihren Verstand verlassen und die feindlichen Reihen mit List überwinden. Dementsprechend sind die Spieler überwiegend schleichend unterwegs und müssen gezielte Ablenkungsmanöver nutzen, um an den Gegnern vorbei zu kommen.

Amicias Waffe ist eine kleine Steinschleuder, mit deren Hilfe sie Soldaten ablenken oder auch töten kann, sofern deren Kopf nicht von einem Helm geschützt ist. Neben den Schleichpassagen müssen die Spieler auch die obligatorischen Rätsel mit Hebeln und Fackeln lösen. Zu keinem Zeitpunkt wird man jedoch überfordert mit den gestellten Aufgaben sein und schwierigere Rätsel lassen sich schnell nach kurzem hin und her probieren schnell überwinden. Es fühlt sich ein wenig wie „A Way Out“ an, der zwar spielerisch sehr simpel gestrickt war und von jedermann, besonders „Nicht-Gamern“, bewältigt werden konnte, jedoch eine durchweg gelungene Spielerfahrung zu bieten hatte. So ist auch „A Plague Tale: Innocence“ eher anspruchslos, bohrt hier und da mit einigen neuen Ablenkungsmanövern oder Hilfsmitteln die Rätsel und Schleichpassagen auf, doch im Großen und Ganzen werdet ihr nie richtig lange an den gestellten Aufgaben hängen oder gar verzweifeln.

Auf eine manuelle Speicherfunktion wurde verzichtet, stattdessen wird an bestimmten Punkten automatisch gespeichert. Diese gesetzten Speicherpunkte sind jedoch so großzügig gesetzt, dass ihr im Falle eines Ablebens kaum mehr als zwei Aktionen wiederholen müsst. Dieser Umstand sorgt für weniger Frust, da man ohne viel Risiko unterschiedliche Lösungswege für die jeweiligen Schleich- bzw. Rätselpassagen ausprobieren kann.

Zudem gestaltet sich das Zielen mit der Schleuder oder mit Wurfobjekten relativ einfach, da eine großzügige automatische Zielhilfe vorhanden ist. Sobald ihr in die Nähe eines interessanten Objekts zielt, wie den Kopf eines Soldaten oder eines brüchigen Kettenglieds, visiert die Zielhilfe sofort das Objekt an und bleibt fest verankert. Selbst Ziele in Bewegung sind somit nicht zu verfehlen.

Unterhaltsam bis zum Schluß

Das Level-Design ist sehr Linear aufgebaut, wobei sich die Areale teilweise auch öffnen, um den Erkundungsdrang zu befriedigen. Überall in der Welt findet ihr unterschiedliche Sammelgegenstände, die euch mehr Details zum Krieg, der Pest oder den Figuren verraten. Zudem können Ressourcen wie Alkohol, Leder oder ähnliches gefunden werden, wodurch Amicias Steinschleuder verbessert werden kann. Die Verbesserungen wirken sich auf die Zielgeschwindigkeit der Steinschleuder aus, auch Amicias Inventar kann vergrößert werden, um mehr Ressourcen tragen zu können. Darüber hinaus lernt Amicia im weiteren Spielverlauf verschiedene alchemistische Rezepte kennen.

Hat man die passenden Ressourcen parat, kann man die Rezepte per R1-Taste in einem Auswahlrad schnell zusammenbasteln. Je nach Situation kann man sich somit perfekt gegen Soldaten oder Ratten zur Wehr setzen. Während man vor allem zu Beginn des Abenteuers noch recht wenige Hilfsmittel besitzt, um Feinde zu überlisten, erweitert sich Amicias Arsenal. So eröffnen sich Amicias Lösungswege mit jeder Spielstunde und der Spieler entscheidet selbst, wie er die nachfolgenden Passagen bewältigt. Ob man sich an einem Soldaten heranschleicht und diesen mit einem Schlafpulver betäubt, oder inmitten einer Rattenlandschaft die schützende Laterne eines Soldaten per Steinschleuder zum Erlöschen bringt oder aber eine ätzende Säure auf den Helm eines Soldaten schleudert und ihn somit zwingt diesen abzunehmen, um ihn seines Schutzes zu berauben, bleibt Schluss endlich beim Spieler. Dadurch entschlackt man das eintönige Gameplay, sodass es durchweg unterhaltsam bleibt.

Etwas unpassend fühlten sich die aufgesetzten Bossgegener an. Im Spielverlauf wird Amicia dazu gezwungen sich schwer gepanzerten Rittern im Zweikampf zu stellen. Nur mit der Steinschleuder bewaffnet greift man die Schwachpunkte der Rüstung an, bis der Kopf freiliegt, während die kampferfahrenen Ritter schwerfällig durch die Gegend stampfen und behäbig versuchen uns mit dem Schwert oder der Keule zu treffen. Das kratzt ein wenig an der Immersion.

Fazit

„A Plague Tale: Innocence“ ist ein überragendes Fantasy Spektakel geworden, welches sich vor großen Titeln nicht verstecken muss. Die Geschichte überzeugt auf ganzer Linie und die grafische sowie technische Qualität kann sich sehen lassen. Im Verlauf der knapp 12 stündigen Kampagne sind mir nur kleinere Bugs aufgefallen, die jedoch nicht die Spielerfahrung trübten. Selten bekommt man ein so authentisches Szenario mit glaubhaften Protagonisten geboten.

Hinzu kommt eine hervorragende Synchronisation in deutscher Sprache, ein passender Soundtrack und ein seichtes Gameplay. Dank der zahlreichen Szenarios wie Wälder, Städte oder Höhlen bekommt man viel Abwechslung fürs Auge geboten, aber auch das Gameplay wird immer wieder durch neue Hilfsmittel erweitert. Mit jeder neuen Spielstunde eröffnen sich neue Lösungsansätze für die Schleichpassagen.

Wir können „A Plague Tale: Innocence“ jedem Einzelspieler, der viel Wert auf Geschichten legt, nur ans Herz legen. Hier stimmt einfach alles und keiner sollte sich diese emotionale Reise entgehen lassen. Warum der Titel nicht als Vollpreisspiel vertrieben wird, ist uns ein Rätsel, aber darüber können wir Spieler uns nur umso mehr freuen. Aktuell gibt es den Titel im Preisvergleich ab 34,95 € zu kaufen.

Gaming
[next-gamer.de] · 20.05.2019 · 10:28 Uhr
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