News Gäfgen bekommt Schmerzensgeld für Folterdrohung

Es werden sich jetzt zwar wieder alle hemmungslos aufregen und über die deutsche Justiz schimpfen, aber wir leben zum Glück immer noch in einem Rechtsstaat und da ist es richtig und wichtig, dass Unrecht bestraft wird, selbst wenn es Leuten geschieht, die von einem Großteil als "böse" angesehen werden. Solange das Gesetz da keine Ausnahme macht, steht auch solchen Leuten ihr Recht zu (z.B. auf ein gewaltfreies Verhör).
 
Ich sage jetzt nicht, was ich davon halte, denn jeder in DE hat das Recht zu klagen - auch verurteilte Verbrecher. Insofern steht es mir nichtmal zu, darüber zu urteilen.

ABER: hat diese Person jemals darüber nachgedacht, was er den Eltern dieses Kindes immer wieder aufs Neue antut, mit seinen Aktionen? Bücher schreiben, Stiftung gründen (wollen), mehrere Verfahren angestrebt wegen diesdas. Die Leute kriegen doch niemals Ruhe. Wie sollen die jemals den Tod des Sohnes halbwegs verarbeiten können, wenn dieser Typ sich immer wieder in den Medien katapultiert mit seinen Handlungen. Statt seine Strafe in Ruhe ab zu sitzen und über sein Verbrechen nachzudenken, bringt er sich selbst immer wieder ins Gespräch und in die Öffentlichkeit - jedesmal müssen die Eltern sich fühlen, als würde man auf das Grab des Kindes rumtreten.

Das Recht auf Klage steht ihm zu - ja - aber den Medienzirkus drumrum finde ich widerlich. Zumindest dort sollte man ihn seine Grenzen aufweisen und nicht mehr über ihn berichten. Soll er tun, was er nicht lassen kann, aber dann ohne Medienwirksamkeit.
 
...mehrere Verfahren angestrebt wegen diesdas. ...
Nicht wegen diesdas sondern weil ihm UNRECHT angetan wurde. All diese Prozesse und die ganze jetzt noch vorhandene mediale Aufmerksamkeit hat Daschner zu verantworten, dem der Rechtsstaat schlichtweg egal war, als er einen "Verdächtigen" mit Folter bedrohen ließ.

Um da keinen Zweifel aufkomen zu lassen: Gäfgen ist mir verdammt unsympatisch und es ärgert mich wirklich, diesen Kerl verteidigen zu müssen, aber Daschners Verhalten und die Zustimung dazu, die er aus Polizei-Reihen erfahren hat, machen mich echt wütend, weil sie einen Staat befürworten, den ich seit 1945 auf (west-)deutschen Boden für endgültig erledigt hielt.
 
Nicht wegen diesdas sondern weil ihm UNRECHT angetan wurde.

Er hat prozessiert um ein Buch veröffentlichen zu lassen, er hat prozessiert um ein Buch verbieten zu lassen, er hat prozessiert um eine TV-Doku verbieten zu lassen, er prozessiert um eine Stiftung gründen zu können undund. Mit ihm angetanes Unrecht, hat das nicht wirklich zu tun - das fällt für mich unter "diesdas".

Und wie gesagt: auch einem verurteilten Verbrecher steht es zu, vor Gericht zu ziehen, wenn ihm Unrecht angetan wurde. Das habe ich nie bestritten. Das muss dann aber nicht in den Medien breitgelatscht werden. Irgendwie bin ich da der Meinung, dass der Typ gar kein Recht hat sich in der Öffentlichkeit als Opfer darzustellen/darstellen zu lassen, obwohl er es faktisch (siehe Urteil) ist. So weit geht mein Rechtsverständnis dann doch nicht. Das hätte er auch alles hinter geschlossenen Türen klären können.
 
Ich finde es wichtig, das der Öffentlichkeit, bzw. Dem "gesunden Volkszorn" klar gemacht wird, dass Folter oder deren Androhung in einer Demokratie ein absolutes Nogo ist.
 
Daschner hat damals indirekt mit Folter gedroht wenn Gäfgen nicht sagen würde wo der Junge war von dem er angenommen hat das er zu dem Zeitpunkt noch am Leben sein könnte.
Daschner wurde anschliessend mit einer Bewährungsstrafe belegt und hat damit zum Thema Folter gleichzeitig einen Präzedensfall geschaffen und damit eine Lücke im Rechtssystem Offenbart.

Gäfgen hat nun 3.000 Euro Schmerzensgeld zugesprochen bekommen, aber sein eigentliches Ziel den Mordprozess wieder aufzurollen ist jetzt wohl endgültig gescheitert.
Wobei es eigentlich besser wäre wenn der Prozess nochmal laufen würde und das Gericht die besondere Schwere der Schuld feststellen würde.
an der Urteilsverkündung konnte er auch nicht teilnehmen so das er wie viele andere aus dem Fernsehen darüber erfahren haben wird.

Was mich immer wieder aufregt ist diese leute sitzen im Knast klagen sich im Sommerloch wieder vor Gericht und die Medien rennen los um es in aller Öffentlichkeit nochmal und nochmal widerzukauen und den Tätern auf ein neues einen Platz in der Öffentlichkeit zuzusichern.

Ich sehe schon die BLÖD Zeitung von Morgen vor meinem Inneren Auge.
 
@stohs: Daschner hat nicht indirekt mit Folter gedroht, er hat einen Untergebenen beauftragt, Gäfgen Folter anzudrohen und auch die materiellen Vorbereitungen zur Umsetzung der Drohung angeordnet. Dafür hatte er Rückendeckung vom damaligen hessischen Inenminister Bouffier, der jetzt Ministerpräsident Hessens ist.

Daschner ging mitnichten davon aus, daß Jakob von Metzler noch lebte. Keine bislang bekannte Anweisung Daschners weist darauf hin. Gäfgen war vor seiner Festnahme lange genug observiert worden, daß jeder problemlos wissen konnte, daß der Junge tot sein MUSSTE. Es ging nur darum, möglichst schnell das Fahndungsergebnis zu präsentieren, damit die hessische Poizei nicht als das dasteht, was sie nunmal ist: ein schlecht koordinierter, personell abgewrackter/ausgedünnter Haufen inkompetenter Möchtegern-Rambos.

Daschners Untergebener wußte ganz genau um die Rechtswidrigkeit der Folterandrohung und hat unmittelbar nach dem Leichenfund Anzeige gegen sich selbst erstattet. Ohne massives Eingreifen seitens Bouffiers wäre Daschner zu einer hohen Haftstrafe verurteilt worden. Das ist in höchstem Maße kriminell und ich hoffe, daß das juristische Nachspiel noch einige Leute das Amt kosten wird. Juristische und polizeiliche Willkür will ich in diesem Land nicht haben.

Die Wiederaufnahme des Mordprozesses ist schon in Vorbereitung. Er wird sicher wieder zu lebenslanger Haft verurteilt werden, denn es gibt in diesem Fall ja auch verwertbare Beweise für seine Schuld. Sein nicht verwertbares Geständnis ist da entbehrlich. Aber die Schuld für diese völlig überflüssigen Prozesse nun bei Gäfgen zu suchen, stellt die Verhältnisse wahrlich auf den Kopf. Diese Prozesse hat Daschner zu verantworten, denn von ihm ging Rechtsbruch aus, der diese Prozesse ermöglicht.

@spock: Jeder der Prozesse, die Gäfgen geführt hat, beruht auf einem anderen Unrecht gegenüber ihm. Kein einziger Prozess ist vom zuständigen Gericht als unbegründet verworfen/nicht zur Verhandlung angenommen worden. Wem Unrecht widerfährt, der muß dagegen klagen können - jedesmal wieder, egal wie oft ihm Unrecht geschieht. Und WENN ihm Unrecht widerfährt, DANN ist er sehr wohl das OPFER, genauso wie Jakob von Metzler SEIN Opfer war, als er TÄTER war. EIN Unrecht rechtfertigt KEIN anderes Unrecht.
 
Wem Unrecht widerfährt, der muß dagegen klagen können - jedesmal wieder, egal wie oft ihm Unrecht geschieht. Und WENN ihm Unrecht widerfährt, DANN ist er sehr wohl das OPFER, genauso wie Jakob von Metzler SEIN Opfer war, als er TÄTER war. EIN Unrecht rechtfertigt KEIN anderes Unrecht.

Habe ich denn etwas anderes behauptet?

jeder in DE hat das Recht zu klagen - auch verurteilte Verbrecher.


Er soll nur schauen, dass er sich aus der Presse raus hält (sein Anwalt trägt das ja hauptsächlich raus in die Öffentlichkeit). Ich hoffe, irgendwann kriegt er selbst wieder eine Klage am Hals - von den Eltern des Opfers - wegen anhaltender seelischer Grausamkeit. Der Typ ist ein Narzist und diese Medienpräsenz ist für ihn so etwas wie Selbstbefriedigung. Da kann er noch so viele berechtigte Klagegründe haben - es fehlt hier eindeutig an Anstand, dies dann auch diskret zu tun und nicht auch noch (symbolisch) auf das Grab des Kindes zu spucken. Etwas anderes ist es nämlich nicht, was er mit seinem Medienzirkus veranstaltet.
 
Wie klagt man denn bitte diskret, wenn Gerichtsverhandlungen öffentlich sind? Spätestens wenn die BLÖD sich drauf stürzt, geht das doch rum wie ein Lauffeuer. Soll Gäfgen auf seine Rechte verzichten, nur um dem Mob genüge zu tun?

Es gab in D eine Zeit, da konnte man erst wählen, ob man aufrecht stirbt oder auf Knien lebt. Wer sich dafür entschied auf Knien zu leben, wurde später auf Knien getötet. Warum zahlte D jemals einen einigen Pfennig/Cent Entschädigung für diese Opfer? Sie könnten doch ganz einfach auf ihre Rechte verzichten, statt immer wieder so einen Riesenwirbel zu machen, und ein tiefer Seufzer der Erleichterung wäre von großen Teilen der dt. Bevölkerung zu hören. Von der Schadenfreude der aktiven Täter will ich hier lieber nicht reden.
 
Wie klagt man denn bitte diskret, wenn Gerichtsverhandlungen öffentlich sind? Spätestens wenn die BLÖD sich drauf stürzt, geht das doch rum wie ein Lauffeuer. Soll Gäfgen auf seine Rechte verzichten, nur um dem Mob genüge zu tun?

Nicht dem Mob. Aber den Eltern vielleicht. Denn wie schon sehr richtig erwähnt wurde, für die ist das eine unglaubliche seelische Qual. Wie sollen sie denn jemals zur Ruhe kommen.

Es ist sein gutes Recht diese Prozesse durchzuziehen. Das stimmt und ich bin dahingehend deiner Meinung, dass es gut ist, dass auch ein Verbrecher noch das Recht hat, sich gegen ihm angetanes Unrecht zu verteidigen. Viele Menschen verstehen das zwar nicht, weil es im Allgemeinen als schreiende Ungrechtigkeit empfunden wird, dass ein Kindsmörder so etwas darf. Und gefühlt ist es auch eine nicht gerecht, keine Frage. Recht und (empfundene) Gerechtigkeit liegen manchmal weit auseinander. Aber unser Rechtssystem beruht Gott sei Dank auf Vernunft und nicht auf Empfindungen einer Gesellschaft.
Die Willkür die sonst entstehen würde möchte ich auch nicht erleben müssen.

Aber lassen wir mal die rechtliche Seite unbeachtet und betrachten das ganze menschlich: Hätte Gäfgen ein klein Wenig Anstand und Respekt den Eltern gegenüber, hätte er auf dieses Verfahren verzichtet. Schon allein aus Reue.
Dass die verantwortlichen Polizisten bestraft wurden ist sicher das einzig Richtige gewesen und, auch wenn es auf viel Widerstand gestoßen ist, das richtige Zeichen an die Öffentlichkeit. Aber anständiger Weise hätte Gäfgen es damit auf sich beruhen lassen sollen.

Und dass die "BLÖD" wie du sie nennst sich da darauf stürzt, genau das wird hier allseits kritisiert. Hätten die Redakteure wiederum etwas Anstand, so hätten sie von diesem Thema die Finger gelassen und es bestenfalls am Rande irgendwo erwähnt.
 
Mann, sowas ist wirklich hart(für die Familie des Opfers) :roll:

Aber man muss sagen, dass die Presse extrem übertrieben hat(zu Gunsten Gäfgens). Sie haben ihn wieder auf die Schlagzeile katapultiert.