Wissen, das man im Leben bestimmt nie braucht.

„Sich ein Herz fassen“
Bedeutung:
Mutig / tapfer sein. Sich überwinden. Endlich einen Entschluß fassen, etwas wagen. Sich trauen.

Herkunft: Das Herz gilt in vielen Redensarten als Sinnbild des Mutes. Wer "kein Herz" hat, etwas Bestimmtes zu tun, dem mangelt es am nötigen Mut. Er kann sich dann "ein Herz fassen", was bedeutet: Er nimmt allen Mut zusammen. Wem "vor Angst das Herz schier aus der Brust zu springen droht", der kann im Sinne der Redensart "sein Herz in beide Hände nehmen" und damit bändigen. Die Hand und das Fassen gelten in diesem Bildfeld als Zeichen der Kraft und der umschließenden Gewaltsamkeit.
 
„Sein Herz in die Hand nehmen“ / „Sein Herz in beide Hände nehmen“
Bedeutung:
Sich zusammennehmen. Mut fassen. Sich überwinden.

Herkunft: umgangssprachlich; Das Herz ist in dieser Redewendung Sitz des Mutes, der Entschlossenheit und der Tatkraft. Sie ist schon 1555 im "Rollwagenbüchlein" von Jörg Wickram zu finden: "Und sy errötet, gedacht in ir selbs einfaltigklich: 'Es mag sein.' Unnd fasset widerumb das hertz zů beiden henden, fragt den doctor, wie irem mann zů helffen were"
 
„Jemandem sein Herz schenken / verschenken“
Bedeutung:
Liebe / tiefe Zuneigung zu jemandem empfinden. Sich verlieben, verliebt sein.

Herkunft: Das Herz gilt im unzähligen Ausdrücken und Redensarten als Sitz der Gefühle und der Gemütsbewegungen. Wer sein Herz "verschenkt", bringt ein großes Opfer und überträgt seine Emotionen auf die geliebte Person. Die Redensart kann sowohl auf Liebesbeziehungen als auch auf Zuneigung ohne erotische Komponente angewendet werden.

Erste schriftliche Belege finden sich im 17. Jahrhundert, so etwa ineinem Text von Johann Conrad Dannhauer, der sich - wie sollte es in dieser Zeit anders sein - auf die Liebe zu Gott und Jesus bezieht: "Er hat vns verehret seinen liebsten Sohn / den er so sehr geliebet / als ein Mann seinen Augapffel liebet / so laßt vns jhm vnser Hertz auch widerumb schencken"

 
„Sein Herz erleichtern“
Bedeutung:
sich von Kummer befreien; sich aussprechen. Etwas bekennen.Jemandem seine Sorgen anvertrauen.

Herkunft: Das "erleichterte „Herz“ ist das von der Last des Kummers, der Sorge oder des schlechten Gewissens befreite Herz. Schon für das 16. Jahrhundert gibt es hierfür Belege. Es hat eine ähnliche Bedeutung und verwendet ein ähnliches Sinnbild wie die Redensarten „sein Herz ausschütten" und "jemandem fällt ein Stein vom Herzen.
 
„(Jemandem) Sein Herz ausschütten“
Bedeutung:
Jemandem seine Sorgen anvertrauen. Mit jemandem über seine Probleme sprechen, sich aussprechen. Jemandem erzählen, was einen bewegt / bedrückt.

Herkunft: Die Wendung stammt bereits aus dem Alten Testament und findet sich an mehreren Stellen. In Psalm 62,9 z. B. steht: "Hoffet auf ihn allezeit, liebe Leute, schüttet euer Herz vor ihm aus; Gott ist unsre Zuversicht." In 1. Samuel 1,15 heißt es: "Hanna aber antwortete und sprach: Nein, mein Herr, ich bin ein betrübtes Weib. Wein und starkes Getränk habe ich nicht getrunken, sondern habe mein Herz vor dem Herrn ausgeschüttet." Das Herz wird in der Redensart mit einem Gefäß gleichgesetzt, aus dem die verborgenen Gefühle gelegentlich nach außen dringen. Ganz ähnlich spricht man von einem überquellenden Herzen. Auch in Matth. 12,34 heißt es: "Wes das Herz voll ist, des gehet der Mund über"
 
„Schweren Herzens“
Bedeutung:
Sehr bekümmert. Nur ungern, gegen den eigenen Willen.

Herkunft: Die Intensität eines Gefühls wird häufig durch Angaben der Lokalität, des Gewichts und der Quantität des Herzens wiedergegeben. So kann man etwas von „Herzensgrund her" tun oder im „tiefsten/innersten Herzen" von einer Sache überzeugt sein. Ein "schweres Herz" stellt ein Hindernis dar, während ein "leichtes Herz" ein Vorhaben begünstigt. Etwas "aus ganzem Herzen zu wünschen" zeugt von starker Intensität, während Halbherzigkeit den schwankenden Willen, den Wankelmut begleitet
 
„Jemandem wird es schwer ums Herz“
„Jemandem wird das Herz schwer“
Bedeutung:
„Jemand wird bedrückt / traurig“

Herkunft: Das „schwere Herz" steht sinnbildlich für Kummer, Trauer und andere seelische Belastungen. Eine ähnliche Redensart ist „jemandem liegt etwas (schwer) auf dem Herzen".

Die Redewendung ist schon sehr alt. Bereits 1524 heißt es in einem Lied: "Du solt glewben vnd nicht wancken / das eyn speyse sey der krancken / den yr hertz von sunden schweer / vnd fur angst ist betrubet seer".
 
„(Viel) Herz haben (für jemanden / etwas)“
Bedeutung:
Emotional / gefühlsbetont / warmherzig / mitfühlend / hilfsbereit sein. Empathie haben.

Herkunft: Das Herz gilt in vielen Sprichwörtern und Redensarten als Mittelpunkt des menschlichen Lebens und als Sitz aller Lebenskraft. Alle Gemütsbewegungen haben nach altem Volksglauben ihren Ursprung im Herzen. Oder sie wirken sich auf das Herz aus. Dies gilt sowohl für positive Leidenschaften (wie Liebe, Mitleid, Ehrlichkeit und Freude) als auch für negative Gefühle (wie Hass und Neid).

Das Herz empfindet auch den Kummer des Menschen (dieser greift ans Herz oder nagt daran), es kann aber auch vor Freude hüpfen oder aus Trauer bluten. Das Herz hat auch je nach Empfindung unterschiedliche Gewichte (schwer, leicht) und Temperaturen (warm, kalt), wobei jeweils eine Verbindung zu dem Stoff besteht, aus welchem es geformt ist (Gold, Stein). Andere Eigenschaften des Herzens betreffen seine Konsistenz (hart, weich), seine Kraft (stark, schwach), seine Gestalt (ganz, halb) und seine Lage (auf der Zunge, in beiden Händen, am rechten Fleck usw.).

Ein fremdes Herz kann man gewinnen oder brechen, oft fliegt es einem aber auch zu, woraufhin man jemanden im Herzen. Da es Leute geben soll, die jemandem ins Herz sehen können, ist es ratsam, aus ihm keine Mördergrube zu machen. Falls man überhaupt kein Herz hat, kann es sinnvoll sein, sich ein Herz zu fassen, denn Herz haben bedeutet: Mitgefühl mit Mensch und Tier haben.

Durch Ausdrücke wie "in jemandes Herz lesen können" wird auf die Metaphorik "das Herz ist ein Buch" Bezug genommen. Schon Euripides vergleicht in den "Trojerinnen" das Herz mit einer Buchrolle, die aufgerollt wird. Unabhängig davon spielt dieses Bildfeld auch in der frühchristlichen Dichtung eine Rolle, die auch das Bild liebte, dass das Gewissen durch die Notierung der begangenen Sünden belastet wird bzw. daß für jeden Menschen ein Sündenregister geführt wird. Das ist eine Liste, auf der ein Engel die guten, ein Teufel die schlechten Taten eines Menschen aufschreibt.
 
„Jemandem das Herz brechen“
„Jemandes Herz brechen“
Bedeutung:
Jemanden sehr unglücklich machen, jemandem sehr großen Kummer bereiten. Jemanden, der einen liebt, verlassen.

Herkunft: Hier wird das Herz mit einem Gefäß verglichen, das einen Sprung erhalten kann, der es unbrauchbar macht oder aber das "Überquellen" oder "Auslaufen" der darin verborgenen Gefühle ermöglicht. Das gebrochene Herz ist ein gängiges Motiv der barocken Emblematik und hängt auch mit der Liebespfeil-Symbolik zusammen. Doch der Begriff „Herzbrecher" ist erst im 20. Jahrhundert geprägt worden. Für ihn war früher der an die Diebstahl-Metaphorik anknüpfende Begriff „Herzensdieb" üblich. Daher auch heute noch gelegentlich: Du hast mir mein Herz gestohlen!
 
„Der Stimme des Herzens folgen“
Bedeutung:
Seinen Gefühlen folgen.

Herkunft: Die Übertragung und Erweiterung des Begriffs „Stimme“ - die eigentlich nicht geredet wird - entfaltet sich in recht naheliegenden Bedeutungen wie Äßerungen, Meinungen oder Urteilen.
 
„Jemandem sein Herz öffnen“
Bedeutung:
seine Gedanken offen sagen. Jemandem seine Gefühle zeigen, sich aussprechen. Sich jemandem anvertrauen. Weichherzig / human / freigiebig werden.

Herkunft: Das Herz gilt als Sitz der Emotionen und des Gemüts. Wer es öffnet, verschafft dem anderen einen Zugang zu seinen Empfindungen und Gedanken und lässt ihn daran teilhaben, was auch ein Zeichen für die Zuneigung und das Vertrauen ist, das man ihm entgegenbringt.

Im Sinn der freien Aussprache finden wir die Redensart schon 1528 bei Martin Luther: "Solche Sturmwinde aber lehren mit Ernst reden und das Herz öffnen und den Grund herausschütten. Denn wer in Furcht und Not steckt, redet ganz anders vom Unglück, als der in Freuden schwebt".
 
„Blutenden Herzens“
„Mit blutendem Herz / Herzen“
Bedeutung:
Sehr bekümmert, traurig.

Herkunft: Das blutende Herz steht sinnbildlich für das Leiden an sich.
Einen literarischen Beleg finden wir bei Goethe im Schauspiel "Iphigenie auf Tauris", in dem Iphigenie ihr Heimweh gesteht: "Das ist's, warum mein blutend Herz nicht heilt".
 
„Jemandem blutet das Herz"
Bedeutung:
Jemand ist auf schmerzliche Weise betroffen. Jemand ist sehr traurig.

Herkunft: Diese Redewendung bezieht sich weniger auf eine allgemeine traurige Stimmung, sondern eher auf eine Betrübtheit, die durch ein bestimmtes Ereignis hervorgerufen wird.

Das Verb "bluten" wurde schon im Mittelhochdeutschen auch in übertragener Bedeutung für inneren Schmerz verwendet, beim "Stricker" - einem Dichter des 13. Jahrhunderts - lesen wir: "... und not über not erliten, ... daz im sin herze bluoten mac".
 
„Jemandem hüpft das Herz (im Leib / in der Brust)“
„Jemandes Herz hüpft“
Bedeutung:
Jemand ist sehr aufgeregt (vor Freude), jemand freut sich,jemand ist glücklich.

Herkunft: Die Redewendung bezieht sich auf das schnellere Schlagen des Herzens bei Aufregung. Meist wird sie auf freudige Erregung bezogen, wie z. B. in einem Gedicht des Romantikers Clemens Brentano (1778-1842):

Mir hüpft das Herz in Freuden
ein Engel steht mir bei
es könnte wohl was Bessers tun,
bräch' es mir gleich entzwei.


Die Redensart ist seit dem 17. Jahrhundert schriftlich belegt.
 
„Jemandes Herz lacht“
„Jemandem lacht das Herz (im Leib)“
Bedeutung:
Jemand freut sich, jemand ist voller Freude.

Herkunft: Diese leicht verständliche Redewendung ist schon sehr alt. Bereits Martin Luther schreibt im Septembertestament (1522): "... denn solch thewre lieblich botschafft von Christo / vnd mus seyn hertz von grund lachen vnd frolich druber werden ..."
 
„Ein weiches / gutes / warmes Herz haben“
Bedeutung:
Mitfühlend / gutmütig / hilfsbereit / solidarisch sein.

Herkunft: Das Herz steht seit jeher für Gefühle und Empfindungen, die hier durch die vorangestellten Adjektive näher beschrieben werden. Sie sind in ihrer Bedeutung fast gleich, wobei bei "weich" auch der Aspekt der Nachgiebigkeit mitschwingt.
 
„Jemandes Herz schmilzt“
Bedeutung:
Jemand kommt in eine romantische / mitfühlende / rührselige / liebevolle Stimmung. Jemand wird nachgiebig.

Herkunft: Diese Redewendung nutzt das gleiche Bildfeld wie das "weiche Herz" und ist von daher leicht zu verstehen.
Ein schönes literarisches Beispiel finden wir 1786 - zum Ende der Epoche des Sturm und Drang - im psychologischen Entwicklungsroman "Anton Reiser": "Einmal kam er an einem schönen Abend von einem einsamen Spaziergange zu Hause, und der Anblick der Natur hatte sein Herz zu sanften Empfindungen geschmolzen, daß er viele Thränen vergoß, und sich in der Stille gelobte, von nun an der Tugend ewig getreu zu seyn!“