Wissen, das man im Leben bestimmt nie braucht.

„Den Kopf (viel zu) voll haben“
Bedeutung:
An vieles zu denken haben (nicht vergessen dürfen).

Herkunft: Das in der Redensart steckende Bild meint: Der Kopf ist eine Art Gefäß, das voller Gedanken / Sorgen und so weiter sein kann.
 
„Den Daumen drücken“
Bedeutung:
Jemandem gutes Gelingen wünschen. Jemandem bei der Bewältigung einer Aufgabe viel Glück wünschen.

Herkunft: umgangssprachlich; Die beiden Verben „drücken“ und „halten“ weisen auf zwei Quellen dieser Redensart hin.

Der gedrückte Daumen war im alten Rom das Begnadigungszeichen des Publikums beim Gladiatorenkampf. Ein Gladiator, der den Kampf verloren hatte, konnte durch einen gehobenen Zeigefinger das Volk um Gnade bitten. Wollte das Volk den Tod des Gladiators, so streckte es den Daumen aus. Historiker vermuten, dass der nach oben gereckte Daumen das gezückte Schwert symbolisierte und so als Zeichen diente, den Besiegten zu töten.
Eine Begnadigung dagegen wurde durch die geballte Faust mit eingezogenem Daumen signalisiert. Diese Geste nannte man "pollicem premere" (den Daumen drücken). Der gehaltene Daumen verweist dagegen (mit gleicher Bedeutung) in den deutschen Volks- und Aberglauben. Dort galten die Finger als eigenständige alpartige Geister. Die meiste magische Kraft besaß der Daumen. Es bildete sich daher die Geste aus, den (eigenen) Daumen festzuhalten, um ihn daran zu hindern, die Vorhaben eines anderen Menschen negativ zu beeinflussen.

Im Mittelalter drückte man nicht den eigenen Daumen – man drückte den Daumen eines Toten. Hier im finsteren Mittelalter gab es die Henker und die Gehängten gab. Die abergläubischen Menschen sammelten allerlei „Glücksbringer“: Die Hände eines Gehängten galten als besonders wirksame Maskottchen und wurden vom Henker für teures Geld verkauft. Wer sich keine ganze Hand und nur einen Finger leisten konnte entschied sich für den stärksten Finger der Hand – den Daumen. Mit diesem Glücksbringer hatte der Besitzer etwas „Handfestes“, mit dem er sich im Notfall festhalten konnte. Wann immer er überirdischen Beistand brauchte (z.B. bei Angst vor Dämonen oder Unwettern) hat er den Daumen fest gedrückt gehalten. Heute ist diese morbide Leichenschändung nicht mehr vorstellbar. Der Grund, warum man heute den eigenen Daumen drückt.
 
„Per Daumen fahren / reisen“
Bedeutung:
Per Anhalter reisen / trampen.

Herkunft: Der Tramper zeigt am Straßenrand durch den seitwärts ausgestreckten Arm mit dem Daumen nach oben an, dass er mitgenommen werden will. Heute in Deutschland kaum noch verbreitet - z. T. wurde es durch Online-Mitfahrzentralen verdrängt - war diese einfache, Geld- und umweltschonende Art der Fortbewegung bis in die 1990er Jahre durchaus üblich.
 
„Einen grünen Daumen haben“
Bedeutung:
Eine Vorliebe für Pflanzen haben, gut mit Pflanzen umgehen können. Erfolgreich sein in der Gartenpflege.

Herkunft: Die Redensart stammt ursprünglich aus dem Amerikanischen (to have a green thumb).
 
„Den Daumen auf etwas halten / haben“
Bedeutung:
Etwas nicht herausrücken, die Herausgabe verweigern, mit etwas sparsam umgehen.

Herkunft: In der Redensart steht der Daumen stellvertretend für die ganze Hand, mit der man ein knappes Gut schützt.
 
„Links ist da, wo der Daumen rechts ist - Rechts ist da, wo der Daumen links ist“
Bedeutung:
Diese Wortschöpfung sagt man, wenn jemand rechts und links verwechselt.

Herkunft: Es gibt Leute, denen nicht sofort einfällt, wo rechts und wo links ist, insbesondere Kinder. Typischerweise wird der Spruch daher von Vater oder Mutter zum Kind gesagt.
Er ist natürlich nur scherzhaft gemeint und in der Praxis nicht hilfreich. Denn erstens wird die Voraussetzung nicht angeführt, dass er sich auf die Hand mit dem Handrücken nach oben bezieht, und zweitens haben wir es hier mit einer wechselseitigen Festlegung des Wertes durch den jeweils anderen zu tun (Zirkelbezug), und eine zirkuläre Abhängigkeit kann keine schlüssige Definition liefern.
 
„Auf die Tränendrüse drücken“
Bedeutung:
Sehr rührselig sein, Trauer künstlich hervorrufen.

Herkunft: Die Tränendrüse wurde zunächst nur in anatomischen Beschreibungen erwähnt. Erst Jean Paul macht den Begriff literaturfähig. So schreibt er im Jahre 1800 in seinem Roman "Titan": "Albano ging, aber auf dem Wege zersprangen die gefüllten Tränendrüsen." Heinrich Heine hat diese und ähnliche Wendungen als stilistische Übertreibungen kritisiert und damit wohl erst den redensartlichen Gebrauch vorbereitet, der gerne mit Übertreibungen arbeitet.
 
„(Jemandem) einen Spruch drücken / reindrücken“
Bedeutung:
Eine provozierende / abfällige / ironische / abwertende Bemerkung machen.

Herkunft: Die aus der Jugendsprache stammende Herkunft der Redewendung ist nicht ganz klar. Vermutlich ist sie aus Verkürzung umgangssprachlicher Wendungen wie "einen Spruch abdrücken / reindrücken" entstanden. Da sie relativ neu ist und erst in den 2010er Jahren populär wurde, könnte auch das Drücken der Tasten beim Online-Chat eine Rolle gespielt haben. Durch vorangestellte Adjektive (einen dummen / witzigen / blöden / gemeinen usw. Spruch drücken) kann die Bedeutung genauer spezifiziert werden.
 
„Sich vor der Arbeit drücken“
Bedeutung:
faul sein, der Arbeit ausweichen.

Herkunft: Der Ausdruck geht auf die Jägersprache zurück, wo er sich auf das Wild bezieht, das sich in Erdmulden duckt und somit vor den Augen des Jägers verbirgt.
 
„Vor sich hindümpeln“
Bedeutung:
Zögernd verlaufen. Ohne rechte Mühe und Engagement. Lediglich kleine Fortschritte machen.

Herkunft: Der Begriff „dümpeln“ kommt aus der Seemannssprache: leicht schaukeln, schlingern, wackeln.

So "dümpeln" Schiffe im Hafen, wenn sie vor Anker liegen - sie bewegen sich zwar ein wenig durch die Wellen, aber sie kommen eben keinen Meter von der Stelle.
 
„(Vor etwas / Vor jemandem) Manschetten haben“
Bedeutung:
(Vor etwas / Vor jemandem) zurückscheuen, Angst haben.

Herkunft: Diese Redensart stammt aus der Studentensprache des 18. Jahrhunderts, als die neue Mode der überhängenden übergroßen Manschette den Gebrauch des Degens beim Fechten behinderte. Wer Manschetten hatte, konnte dies als Ausrede vor einer Mensur gebrauchen.

Als Teil der Adelstracht wurde die Manschette auch in den Zeiten der bürgerlichen Revolution von 1848/49 verspottet und als Sinnbild der Verweichlichung angesehen.

In der Gaunersprache sind die Manschetten eine Umschreibung für die Handschellen.
 
„Einen an der Klatsche haben“
Bedeutung:
Leicht verrückt / unzurechnungsfähig sein“

Herkunft: Das Wort "Klatsche" und das verwandte Verb "klatschen" (seit dem 17. Jahrhundert) haben im Deutschen im Verlauf der Sprachgeschichte einen weiten Bedeutungsraum ausgebildet. "Klatschen" bezeichnet zunächst den Vorgang bzw. das Geräusch, das entsteht, wenn (flache oder feuchte) Gegenstände aufeinanderschlagen, etwa Regentropfen, die auf die Straße fallen, wenn etwas auf eine Wasseroberfläche aufschlägt oder wenn man die Hände zum Beifall aufeinanderschlägt. Wohl aus Letzterem hat sich die Bedeutung für Klatsche = Ohrfeige ("jemandem eine klatschen") und, wiederum daraus abgeleitet "Niederlage" entwickelt.

Die Fliegenklatsche ist ein einfaches Werkzeug, mit dem man Insekten totschlagen kann. Schon früh entstand die Bedeutung klatschen = "tratschen, abschätzig über Abwesende reden" und das entsprechende Substantiv Klatsch = "Tratsch, Geschwätz", wohl abwertend abgeleitet aus dem "Geräusch", das dabei entsteht (vergleiche "Klatsch und Tratsch").

Die Redensart „einen an der Klatsche haben" stammt wohl von Lärmklatschen ab - sie bestehen aus zwei beweglichen, flachen Teilen, die aufeinanderschlagen und dabei Lärm erzeugen. Dieser sinnlose Lärm wurde auf das sinnlose Gerede eines leicht Verrückten übertragen.
 
„Wir haben zusammen noch keine Schweine gehütet!“
„Haben wir zusammen Schweine gehütet?“
Bedeutung:
Diese beiden Redewendungen sagt man, um jemandem mitzuteilen, daß man nicht bereit ist, sich duzen zu lassen (bzw. sich vermeintlich vertraulich anreden zu lassen).

Herkunft: Der Schweinehirt war unter den Hirten am wenigsten angesehen, so dass er auch sozial wenig geachtet war. Das Benehmen der Schweinehirten wurde gerne mit dem ihrer Hütetiere gleichgesetzt, so dass man unerzogene Menschen auch als "Schweinehirten" zu bezeichnen pflegte. Die damit zusammenhängende Redensart wird schon im 16. Jahrhundert in einer Schildbürger-Anekdote wie folgt gedeutet: Es geschah, dass der Schweinehirt zum Bürgermeister gewählt wurde. Eines Tages begegnete ihm ein anderer, mit dem er vor Jahren die Schweine gehütet hatte. Da der nicht wusste, dass sein ehemaliger Kamerad nunmehr Bürgermeister geworden war, duzte er ihn als alten Sauhirten. Dagegen verwahrte sich der Bürgermeister und bestand auf der höflichen Form der Anrede.
 
„Schiß haben“
Bedeutung:
Angst haben.

Herkunft: Wenn jemand erhebliche panische Angst hat kann er leicht die Kontrolle über den Stuhlgang verlieren. Den selben Sinn hat auch die derbe Wortschöpfung „die Hosen (gestrichen) voll haben“.
 
„(Dreimal) Auf Holz klopfen“
Bedeutung:
Abergläubische Menschen klopfen auf Holz, um Unglück, Krankheiten oder Unfälle zu vermeiden. Wer laut über sein Glück spricht – und Abergläubisch ist – beeilt sich, schnell dreimal auf Holz zu klopfen.

Herkunft: Nach dem alten Glauben zog derjenige, der mit seinem Glück prahlte sofort die Aufmerksamkeit der bösen Geister auf sich. Diese Dämonen wieder loszuwerden, damit sie das Glück nicht zerstören konnten, galt es wieder loszuwerden. Mit Lärm ginge es am Besten (Der Grund, warum zu Fasching immer mit allen möglichen Gegenständen Lärm gemacht wird) … und was im Mittelalter am meisten zur Verfügung stand war nun einmal Holz. (Mit den Händen auf Steinen zu klopfen wäre ja Sinnlos gewesen, da klopfen auf Steine kaum Geräusche macht.) Dieses war als Tische, Stühle, Karren, Schiffe, Fachwerkhäuser, … überall vorhanden. Also klopfte man auf Holz, um die bösen Geister zu vertreiben.

Aber ursprünglich war die Sitte, auf Holz zu klopfen nicht nur mit dem Aberglauben verbunden. Diese Sitte hatte einen realen Sinn:
Das Klopfen auf Holz stammt vor allem aus dem Bergbau und aus der Seefahrt.
Bergbau:
Im Bergbau stützten die Mineure die Stollen mit Holz ab. Jedes Mal vor Betreten eines Stollens klopften sie an diese Holzbalken, um zu kontrollieren, ob das Holz noch in einem gutem und tragfähigen Zustand war. Der Ton, den sie beim Klopfen hörten, informierte sie über den Zustand des Holzes. Heller Ton ist gutes, trockenes Holz. Ein dumpfer Ton ist nasses, morsches, verfaultes Holz. (Eisturzgefahr)

Seefahrt:
In der Seefahrt – zu der Zeit der hölzernen Segelschiffe - durfte ein Matrose - bevor er auf einem Schiff angeheuerte – dreimal auf die Holzplanken klopfen. Mehr nicht! Dann mußte er sich entscheiden, ob er dem morschen Kahn sein Leben anvertraute.
 
„Für etwas eine Nase / einen Riecher haben“
„Für etwas eine (feine / gute / die richtige) Nase haben“
„Für etwas einen (feinen / guten / den richtigen) Riecher haben“
Bedeutung:
Gespür für etwas haben, eine richtige Vorahnung haben, etwas voraussehen. Ein gutes Urteilsvermögen für etwas haben.

Herkunft: Wie viele Redensarten mit "Nase" stammt diese aus der Jägersprache. "Der Hund hat eine gute Nase" sagt man dort, wenn der Jagdhund die Wildfährte zielstrebig verfolgt. Daher auch die Wendung: naseweis sein (vorlaut sein, ungefragt seine Meinung äußern), ein Wort, das ursprünglich (auf den Jagdhund bezogen) durchaus positiv meint: eine weise (kluge) Nase haben, vortrefflich wittern.
 
„Die Nase beleidigen“
Bedeutung:
Schlecht riechen, stinken.

Herkunft: Als Organ des Geruchssinns ist die Nase redensartlich für den Ausdruck entsprechender Empfindungen und Bewertungen prädestiniert. Der Ablehnung des Gestanks steht dabei die appetiterzeugende Verlockung des Wohlgeruchs gegenüber,die gerne im übertragenen Sinn gebraucht wird ("jemandem in die Nase stechen"). Als Sinnesorgan wird die Nase auch allgemein als Sinnbild des Urteilsvermögens hergenommen ("für etwas eine feine / gute / die richtige Nase haben"). Andererseits scheint sie wegen ihrer Empfindlichkeit das geeignete Objekt für Bilder zu sein, die die Unannehmlichkeit einer Bestrafung ("jemandem eins auf die Nase geben"), eines Misserfolges ("auf die Nase fallen"), einer Krankheit (auf der Nase liegen) ausdrücken. Als hervorspringender Gesichtsteil kann die Nase in allerlei "gesteckt" werden: in Gläser, Bücher, fremde Angelegenheiten - quasi "in jeden Dreck". Die künstlich verlängerte Nase ist das Kennzeichen des Narren, den man "an der Nase herumführen" kann. Als Teil der Gesichtsmimik kann das Rümpfen oder das "hochnäsige" Emporrecken der Nase allerlei körpersprachliche Signale aussenden, so dass der Kundige anderen Personen alles "an der Nasenspitze ansehen" kann.

Die heute nur noch selten gebrauchte Redensart "die Nase beleidigen" ist seit dem 18. Jahrhundert schriftlich belegt, so z. B. 1776: "Den Gestank und Unflat verabscheuen die Bienen. Nur der angenehmen Blumengerüche gewohnt, fliehen sie jeden Ort, wo ihre feine Nase beleidigt wird."
 
„Die Nase rümpfen“
Bedeutung:
Eine verächtliche Geste. Sich ekeln, angewidert sein, hochmütig sein. Mit etwas auf überhebliche Weise unzufrieden sein. Seinen Unwillen zum Ausdruck bringen.

Herkunft: Das heute nicht mehr verwendete Verb „rümpfen“ bedeutete „in Falten legen“, „zusammenziehen“.
 
„Die Nase vorn haben“
Bedeutung:
Der / die Erste sein, einen Sieg / Erfolg erringen. Einen Vorsprung haben, am besten abschneiden; überlegen sein.

Herkunft: Die Nase als nach vorne gerichtetes Organ steht hier symbolisch für die ganze Person oder Organisation. Nach Küpper ist die Redensart um 1900 aus dem Bereich der Pferderennen entstanden.
 
„Sich an die eigene Nase fassen“
Bedeutung:
Selbstkritisch sein, anstatt andere zu kritisieren.

Herkunft: Diese Redensart geht vermutlich auf eine normannische Rechtsgebärde zurück. Ein Verleumder, der zum Widerruf verurteilt wurde, musste sich während der Widerrufungsformel an die eigene Nase fassen. Die Wandlung zur Redensart geht wahrscheinlich auf populäre Bilderbögen der Barockzeit zurück.