*Assoziations-Wettbewerb*

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1 Mai 2006
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Liebe Klammliteraten,

es ist mal wieder so weit. Köpfe mussten gestützt werden, Bleistifte wurden angeknabbert, literweise wurden Tee und Kaffee konsumiert. Doch nun – nach dieser erquickenden Arbeit – ist das Konzept für einen neuen Wettbewerb erstellt. Die Jury kocht schon fleißig Kaffee und wird im Laufe des Wettbewerbs bekannt gegeben, da wir diesmal relativ zeitnah auswerten wollen.

Die Aufgabe:
Keine Krimis ohne Mord, keine Gedichte voller Liebe, nein diesmal sollt ihr mit Eurer Geschichte 3 Bilder erklären oder sie in Eurer Geschichte verwenden.
Es gibt dazu kein festes Thema, es müssen nur alle Bilder verwendet werden, egal in welcher Reihenfolge oder welchem Kontext.
Generell sind alle Textformen zugelassen, aber bitte versucht unter 2500 Wörtern zu bleiben.
Dauer: Aufgrund von mehreren Umständen,(Lukas krank->keine Werbung auf der Startseite etc.) wird dieser Wettbewerb bis zum 31.12.2006 verlängert!

Editieren der Texte (Rechtschreibfehler oder ähnliches) ist erlaubt, aber man kann die Rechtschreibung ja auch vorher prüfen ;), nach Ablauf der Zeit wird der Thread geschlossen und die Auswertung beginnt.



Die Jury
Pumsche
Cybo
Birnchen
Maastaaa
Mighty-Mohab
du-nervst
Bullseye

Die Preise
Ruhm und Ehre für das Ego und wer hier öfter reinschaut weiß, dass wir vielleicht ein paar Kleinigkeiten zu vergeben haben :mrgreen:.

Die Texte werden von der Jury bewertet und es gibt ein Ranking und ein paar Kleinigkeiten für die besten Texte/Ideen.

Der Text MUSS alle diese Bilder aufgreifen:


Die ausschlaggebende Idee kam diesesmal von Pumsche. Also besucht ihre Nickpage und hinterlasst ihr mal einen netten Eintrag im Gästebuch *g*

Und nun gehts los?! Wir freuen uns auf Eure Ideen und Texte. Diesmal konnten wir sogar eine kleine Berühmtheit der Klammliteratenwelt verpflichten, DragonLilly steht ausnahmsweise auf der Seite der Teilnehmer - versprochen ist versprochen.:mrgreen:

Bitte postet hier nur Eure Texte, alles andere bitte in diesem Thread.
Viel Erfolg - mögen die Wörter Euch konstruktiv zur Seite stehen.
 
[FONT=&quot]!!!Die Blume des Todes!!![/FONT]
Es war wieder einer dieser Montagmorgen wo man sich denkt, besser im Bett geblieben zu sein. Doch wie soll man seine Miete Fristgerecht zahlen wenn man nicht arbeiten geht. Also fasste ich mir ein Herz und stand total verkatert auf.
Mein Büro lag am Lexington Boulevard und es war nicht gerade um die Ecke.
Das Typische Britische Wetter bringt mich noch eines Tages um. Es war kalt, es war bedeckt, und es regnete. Halt wie es für diese verfluchte Insel typisch ist.
Mir war bewusst, wenn nicht bald ein großer Auftrag ins Haus schwirrte, werde ich wohl bald auf der Straße leben und mich zu den andern Pennern gesellen müssen.
Vielleicht sollte ich mein Geld nicht ewig am Wochenende versaufen dachte ich mir. Im Büro angekommen hatte meine Sekretärin schon den Kaffee aufgesetzt. Ich ging in mein Büro und machte mir erstmal eine Zigarette an.
Samantha war schon eine nette Person. Sie wusste wie es um meine finanzielle Lage bestimmt war, aber sie ließ sich nichts anmerken, sie arbeitete praktisch umsonst für mich.
„Will sie müssen sich mal ausruhen, so kann es doch nicht weitergehen. Ich mache mir sehr große sorgen um sie“ sagte sie mir mit einem eher Mütterlichen unterton. „Samantha, sie müssen sich wirklich keine Sorgen um mich machen.“ Versuchte ich sie zu beruhigen, doch ich merkte das ich damit wenig erfolg hatte.
Sie ging wieder aus meinem Büro und schloss die Tür hintersich. Ich schaute nach draußen und überlegte was der Tag noch so für Überraschungen übrig hatte.

*​

Am andern ende der Stadt lag die Elektrowerkstadt von Brighton Mallmann. Er war nicht gerade der hellste was das Geschäft anging, aber er war sehr begabt was die Reparatur von Elektrogeräten aller art anging. Er führte das Geschäft zusammen mit seinem Freund Adam und seiner Schwester Jessica.
An diesem Montag kam für sie ein Großauftrag rein, und Brighton machte sich auf den weg in einen der vielen Vororte Londons. Dort angekommen, stieg er aus seinem Wagen aus, ging zur Tür und klopfte. Es war ein sehr altes Haus, es scheint schon zu Cromwells Zeiten dort gestanden zu haben. Eine alte Dame öffnete ihm die Tür und bat ihn herein. Es war sehr nobel eingerichtet und eine kleine Tiger Katze streunte auch durch das Haus. Die Katze schien Brighton nicht zu mögen denn sie fauchte ihn an. „Kitty, schäm dich! Der nette junge Mann möchte uns doch nur den Kühlschrank reparieren. Bitte folgen sie mir doch in die Küche.“ Brighton folgte ihr in die Küche und sah sich den Kühlschrank genauer. „Das ist kein Problem Mrs. Hoover, das haben wir im nu repariert!“ „Das ist ja wunderbar“ freute sich Mrs. Hoover und ging.
Auf der Fensterbank stand eine Blume. Diese Blume hat Brighton fasziniert, warum weiß er selbst nicht, aber sie hatte etwas Mystisches. Womit er sogar Recht hatte. Die Blume war mystisch, denn sie stammte aus einer fernen Zeit wo im heutigen England die Druiden durch die Wälder zogen und mystische Rituale Zelebrierten. Diese Blume ist über 2500 Jahre alt und stammte aus einer Dimension, wo das Böse regierte. Brighton ging noch näher an die Blume heran und schaute sie sich ganz genau an. Sein Gesicht kam der Blume immer näher und näher. Plötzlich fing er an zu schreien und wie wild umsich zu schlagen. Die Blume hat nach all diesen Jahrtausenden wieder ein Opfer gefunden. Als Brighton sich der Blume genug genähert hatte, versprühte sie ein Sekret das Brighton einatmete. Es brannte in der Nase als hätte ihm jemand ätzende Säure hineingekippt. Als der Schmerz nachließ war es auch schon zu spät. Mrs. Hoover kam in die Küche geeilt um zu sehn was passiert war.
Als sie Brighton sah blieb sie vor schreck wie angewurzelt stehen. Brightons Haut war Kreidebleich und seine Augen… Ja wo waren seine Augen. Anstelle der Augen war nur noch ein tiefes Schwarzes Loch. Als wäre er Blind oder hätte nie Augen besessen.
Als er Mrs. Hoover bemerkte, war es für sie auch schon zu spät. Er stürzte sich auf sie, nahm seinen Schraubendreher und stach wie wild auf sie ein. Als sie sich nicht mehr rührte nahm er eine Kabelzange und schnitt ihr den Brustkorb auf. Die ganze Küche schwamm im Blut von Mrs. Hoover. Er nahm seine Hand, griff unter den Brustkorb und riss ihr das Herz heraus. Es hörte sich an als ob jemand durch tiefen Matsch lief. Es schmatzte förmlich als er hinein griff. Dann aß er das Herz. Als er zur Tür ging sprang ihm die Katze in den Rücken. Er griff nach hinten, packte sie am Nacken und hielt sie vor sich. Er schaute sie an und die Katze gab ihm einen hieb mit der Tatze. Brighton brach ihr daraufhin die Beine und bis ihr genüsslich den Kopf ab. Von der Katze blieb danach nur noch ein Blutroter Sack zurück.
Er stieg ins Auto und fuhr zurück zu seiner Werkstatt.
Dort angekommen ging er in die Halle wo auch schon Adam wartete. „Mensch Brighton was ist denn mit dir passiert?“ rief er entsetzt und ging Brighton entgegen. Doch Brighton schubste ihn zurück und ging auf die Tür zu wo seine Schwester Jessica war. „Verdammt Brighton! Bist du von allen Guten Geistern verlassen? Was soll das?“ rief Adam und stellte sich Brighton wieder in den weg. Brighton jedoch reagierte nicht und ging stur weiter. Dann tat Adam etwas was er besser nicht getan hätte. Er schlug Brighton mitten ins Gesicht, dies lenkte nun die Aufmerksamkeit Brightons auf Adam. Er hob Adam hoch und warf ihn gegen ein Regal. Es war mit einer solchen Wucht das man Adams Arm hat brechen hören. Das knacken hörte man durch die ganze Halle. Adam war benommen und hielt sich vor schmerzen den Arm, dass er nicht gemerkt hatte, wie Brighton sich den Schneidbrenner nahm und ihn anmachte. Als Adam das bemerkte war es bereits zu spät. Der Schneidbrenner brannte sich bereits in seinen Arm. Adam schrie so laut es ging, aber als er dann sah, wie sein Arm langsam von seinem Körper viel, wurde er Ohnmächtig. Sein Glück, denn er bekam nicht mehr mit, wie auch sein Kopf sich ganz langsam vom Rest seines Rumpfes löste und klopfend zu Boden viel.
Jessica beobachtete all dies mit entsetzten und rannte nach draußen. Sie stieg in ihr Auto und fuhr in die Stadt.

*​

Es war mittlerweile Mittag geworden und ich kümmerte mich endlich seit Monaten mal wieder um die Rechnungen, als ich plötzlich Tumult in meinem Vorzimmer vernahm. „Ms sie können dort nicht rein… Ms sie..“ „Ich muss darein es geht um Leben und Tod, so glauben sie mir doch“ und da ging auch schon meine Tür auf. Ein Mädchen, ich würde sie Mitte 20 schätzen, rotblondes haar, schlank und gut gebaut. Samantha war hinter ihr und ich winkte ihr, dass es schon in Ordnung geht. „Bitte setzten sie sich. Wie kann ich ihnen helfen?“ fragte ich sie. „ Mein Name ist Jessica Mallmann und ich habe gerade was ganz schreckliches mitangesehen! Mein Bruder hat seinen Besten Freund auf bestialische Art und Weise umgebracht!“ „Aha.. und warum kommen sie damit zu mir und gehen nicht zur Polizei damit?“ „Das war ich ja. Aber als ich ihnen geschildert habe wie es passiert ist wollten sie mir nicht glauben und da habe ich durch Zufall in der Zeitung ihre Anzeige gelesen. Sie müssen mir Helfen, sie sind meine einzige Hoffnung.“ Jessica brach in tränen aus. Ich reichte ihr ein Taschentuch und bat Samantha eine Tasse Kaffee zu machen. Dies schien der Job gewesen zu sein, auf den ich so lange gewartet habe. Ich bat sie mir alles zu erzählen.
Nach 2 Stunden sagte ich zu ihr, das ich den Fall annehme und mich zuerst mal bei Mrs. Hoover umsehn wollte.
Jessica und ich fuhren in den Londoner Vorort und hielten bei dem Haus vor Mrs. Hoover. Was ich schon für sehr ungewöhnlich empfand, war die Tatsache, dass die Haustür offen stand. Wir stiegen aus dem Auto aus und gingen auf die offene Tür zu. Etwas drang sehr unangenehm in unsere Nasen. Ich stieß die Tür weiter auf und ich bekam schon einen leichten Brechreiz als ich die Überreste einer Katze sah. Die Wand war voller Blut und Eingeweide quollen aus der leeren Hülle raus. Ich ging allein weiter, denn Jessica wollte ich den Anblick ersparen. Als ich zur Küche kam musste ich mich wirklich übergeben, Mrs. Hoover war tot. Sie lag dort aufgeschlitzt, Blut überall und es roch wie in einer Leichenhalle, wenn 5 Menschen gleichzeitig verwesen. Ich musste allerdings Mrs. Hoover auf spuren untersuchen, aber um das zu bewerkstelligen musste ich erstmal die ganzen Fliegen verscheuchen. Ich habe innerlich geflucht, Hätte der Idiot nicht wenigstens die Tür wieder schließen können? Aber diesen Gedanken verwarf ich auch gleich wieder, denn es war dann doch zu makaber so zu denken. Schließlich hatte ich einen Job zu erledigen. Nachdem die Fliegen zum Großteil verscheucht waren, untersuchte ich Mrs. Hoover und fand ein Amulett bei ihr. Es hatte merkwürdige Schriftzeichen und ich steckte es ein. Als ich gehen wollte viel mir die Blume auf der Fensterbank auf. Von ihr ging etwas Geheimnisvolles aus, auch die Blume nahm ich mit. Ich ging nach draußen um Frische Luft zu atmen. Dann rief ich die Polizei an. Die auch relativ schnell kam.
Jessica und ich stiegen in mein Auto und fuhren los. „Haben sie so was schon einmal gesehen? Jessica?“ und zeigte ihr das Amulett. „Nein, was steht denn da?“ „ Wenn ich das wüsste. Aber keine Sorge ich fahre zu jemanden der es uns bestimmt sagen kann.“
Nach circa, 1 Stunde fahrt sind wir am Britisch Historischen Museum angekommen und Prof. Smith erwartete mich schon, ihn habe ich während der Fahrt telefonisch von dem Amulett in Kenntnis gesetzt.
Wir gingen in sein Büro. Was er mir da erzählte war unfassbar. „Das Amulett gehört einer uralten Druiden Familie an. Diese haben den Auftrag das Böse zu bewachen. Vor einigen tausend Jahren gab es einen Druiden, welcher die Macht an sich reißen wollte. Doch er ist kläglich gescheitert, da man ihn verraten hat. Zur Strafe wurde er in eine Blume gefangen. Es ist nicht irgendeine Blume, sondern sie bildet das zwischen Glied zwischen unserer Dimension und der Dimension des Bösen.“ Na, super dachte ich mir. Jetzt haben wir einen wildgewordenen Kerl da draußen rumrennen, welcher die Menschen nahezu abschlachtet und ich kann nix dagegen tun. „Wie kann man ihn denn wieder einfangen?“ fragte ich den Professor. „Es gibt da einen alten Spruch. Aber dafür brauchen sie auch die Blume mein Freund, ohne die Blume wird er nie gefangen werden können.“ „ Na wie gut das ich das komische Dingen eingesteckt habe.“
Er gab mir einen Zettel wo der Spruch draufstand und Jessica und ich machten uns nun auf die Suche nach dem wildgewordenen besessenen.
Die Suche war schnell vorbei, denn ich hörte Polizei Sirenen und bin denen gefolgt. Mein Instinkt sollte mich nicht enttäuscht haben. Nach dem wir angekommen waren, war auch schon die Hölle los. Brighton muss wohl stress mit 2 Bobbys gehabt haben. Wie ich sehen konnte lagen von einem Bobby die Körperteile über die ganze Straße verstreut. Und vom andern Bobby hielt Brighton nur noch den Kopf in der Hand. Es sah schrecklich aus. Über all lagen Gedärme und Körperteile rum. Die Straße färbte sich Rot als wäre ein Lkw mit roter Farbe umgekippt.
Ich sah meine Chance gekommen. Ich sprang aus dem Auto den Zettel in der einen Hand und die Blume unter den Arm geklemmt.
Die Polizei wollte mich aufhalten, doch mit gekonnten schlenkern konnte ich den Beamten ausweichen und stand nun Brighton gegenüber. Dieser bemerkte mich zunächst gar nicht, doch als ich die Blume vorstreckte und anfing den Gälischen Spruch abzulesen wurde er hellhörig. Nicht nur das, er wurde richtig sauer. Er riss förmlich eine Straßenlaterne aus der Straße und warf sie nach mir. Ich konnte noch gerade an die Seite springen. Die Laterne verfehlte mich nur Knapp und prallte gegen einen Streifenwagen. Ich ließ mich davon nicht beirren und sagte den Spruch wieder und immer wieder auf. Plötzlich hörte ich Brighton schreien, eine lila Wolke kam aus seinem Mund hervor und wurde in die Blume eingesogen. Brighton viel um. Er war tot. Der Druide der Bestitz von Brightons Körper genommen hatte, muss ihn wohl innerlich so verletzt haben, dass er im Falle einer Erlösung nicht überlebt.
Der Ganze Spuk hatte ein Ende.
Und ich war auch glücklich, dass alles ein Ende hatte. Durch meine tatkräftige mithilfe lief meine Detektei wieder gut und ich konnte mir sogar den Alkohol abgewöhnen.

Warum dieser Druide Bestiz von Brighton genommen hat und wonach er gesucht hat, sollte ich erst 2 Wochen später erfahren.
 
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Das Kätzchen (Post 1 von 2)

Ein am Straßenrand stehendes Holzschild war der einzige Hinweis auf den ansonsten leicht zu übersehenden Waldweg. Nach einigen hundert Metern weitetet sich der Weg zu einer Lichtung, welche den Hof eines mitten in den Wald gebauten Landhauses beherbergte. Es war ein angenehmer Sommertag. Nicht zu heiß, aber dennoch warm genug, um den leicht bewölkten Himmel erst durch einen Blick in die Höhe wahrnehmen zu können. Eine milde Briese ließ das Laub der Bäume rascheln und übertönte damit das Keuchen der Möbelpacker, welche gerade die schwere Schieferplatte des Wohnzimmertischs aus den Laderaum des Lastwagens hievten.
„Sein sie bitte vorsichtig mit dem Tisch, der ist sehr schwer.“ Lena stand, bewaffnet mit Kugelschreiber, einem fotokopierten Plan des Hauses und einer handgeschriebenen Liste aller Umzugskartons und Möbel, auf halber Strecken zum Hauseingang. Sie suchte den Tisch auf ihrer Möbelliste und setzte einen kleinen Haken hinter den entsprechenden Eintrag. Ein kurzer Blick auf den Hausplan. „Der Tisch kommt ins Wohnzimmer. Das ist gleich vorne rechts, E4.“
Der jüngere der beiden Möbelpacker riss stumm die Augen auf, als er das ganze Gewicht der dicken Platte am eigenen Leib spürte. In Momenten wie diesem zweifelte er manchmal, ob er wirklich den richtigen Beruf gewählt hatte. Aber eigentlich war es genau andersherum gewesen, den der Beruf, also der Familienbetrieb hatte ihn gewählt. Sein Vater war der Inhaber der einzigen Spedition im Umkreis von … ach, was wusste er wie viele Kilometer es wirklich waren. Sein Vater neigte bei solchen Angaben immer stark zum Übertreiben. Jedenfalls hatte er Arbeit und ein regelmäßiges Einkommen, worüber sollte er sich da beschweren? Wenn diese Stadtleute ihre ganzen schweren Möbel aufs Land haben wollten, und schließlich auch gut dafür zahlten, dann sollte es eben so sein.
Als auch sein Kollege einen festen Halt gefunden hatte setzten sie sich behutsam in Bewegung und trugen den Tisch ins Haus.
Lena ging ihnen nach um sicherzustellen, dass der Tisch auch im richtigen Zimmer lande. Andernfalls müsste sie ihn später selbst umstellen und schon allein bei dem Gedanken bekam sie Schweißausbrüche und einen schmerzhaften Muskelkater.
Sie verweilte einen Moment an der Haustür und betrachtete die gravierte Messingplatte. „Hier wohnen Lena und André Landau,“ flüsterte sie leise als sie mit den Fingern über die Gravur strich, „Endlich im eigenen Haus.“ Dann betrat sie den mit E4 gekennzeichneten Raum. Der Tisch war gerade an seinem Bestimmungsort angekommen.

Während Lena das Entladen das Lastwagens überwachte war André noch in der Stadt. Dort war er mit dem Kauf von Baumaterial beschäftigt. Das alte Gebäude war zwar in einem hervorragenden Zustand, so dass die eigentlichen Wohnräume nicht renoviert werden mussten, jedoch hatten sie beschlossen auch den leerstehenden Dachboden als Wohnraum herzurichten. Einzig die neue Treppe hatten sie bereits vor ihrer Ankunft einbauen lassen, die übrigen Umbauten wollten sie selbst durchführen. Ihre, durch den Kauf des Hauses eingeschränkte finanzielle Lage ließ ihnen schließlich keine andere Wahl.
Zum Glück hatten die Vorbesitzer des Hauses eine ähnliche Idee gehabt und schon damals mit dem Ausbau begonnen. Sie waren damit zwar nie fertig geworden, hatten aber dennoch die wichtigsten Arbeiten schon erledigt. So waren die Wasser- und Stromleitungen bereits verlegt, und an den meisten Stellen fehlte nur noch etwas Putz oder die Holzvertäfelung an den Wänden.
Den Beifahrersitz hatte er zurückklappen müssen, um genügend Raum für das sperrige Laminat zu schaffen und im Kofferraum stapelten sich Kartons mit den Fliesen für das neue Badezimmer. Auf dem Rücksitz waren zwei, durch den Anschnallgurt festgezurrte, Eimer mit Fliesenkleber und Fugenmaterial aufgestapelt. Sogar die über zwei Meter langen Fußleisten hatte er gerade noch im Wagen unterbringen können.
Als er, nach langer Fahrt, endlich am Haus ankam war es später Nachmittag. Dass er den Möbelwagen dort nicht mehr antreffen würde wusste er bereits, denn dieser hatte ebenfalls auf dem Parkplatz des kleinen Dorfimbiss' gestanden. Heute hätten weder er noch seine Frau die Zeit zur Zubereitung einer vernünftigen Mahlzeit gefunden, also hatte er spontan am Imbiss gehalten und sich eine Kleinigkeit für sie beide einpacken lassen.
Er stellte den Motor ab, stieg aus und ging zum Eingang hinüber. Während er dort stand und nach dem Haustürschlüssel suchte öffne ihm Lena bereits. „Ich bin ja so glücklich,“ sie warf sich ihm, stauverkrustet wie sie war, augenblicklich um den Hals und begann zu grinsen. „Und dieses altmodische Himmelbett ist einfach riesig!“
Ihm war das vielsagende Grinsen nicht entgangen. Als sie wieder von ihm abließ versuchte er ein wehleidiges Gesicht aufzusetzen und hielt das Päckchen vom Imbiss schaukelnd in die Höhe. „Was hältst du davon, wenn du uns vorher etwas zum Essen auftischt, sonst verhungere ich auf dem Weg dort hin.“
„Du weißt ja nicht, was du verpasst. Ich bin gerade in einer ganz schmutzigen Stimmung.“ Ihr Grinsen wurde breiter.
„Das kann ich sehen.“ Er klopfte sich demonstrativ etwas Staub vom Hemd.
„Du Schuft!“ Sie drehte sich gespielt beleidigt um und verschwand in der Küche. Dort begann sie in einem der Kartons zu kramen, wobei jeder Handgriff durch ein leises Klirren begleitet wurde.
André entschied, den Wagen erst am nächsten Morgen auszuladen und schloss die Haustür hinter sich. Er setzte zu einen kleinen Rundgang durch das neue Heim an. Schränke und Sessel, Tische und Stühle schienen alle am richtigen Platz zu sein, ebenso die Kartons. Wenn Lena etwas organisierte, dann klappte es auch. Jetzt, da ihre Sachen hier waren, fühlte er sich schon irgendwie heimisch.
Er setzte sich im Wohnzimmer auf das große Ledersofa und stellte mit Anerkennung fest, dass viele der Schänke bereits fertig eingeräumt waren. Kurz nachdem das Klirren in der Küche verstummt war erschien Lena und stellte zwei dampfende Teller auf den Tisch. „So, zweimal das Tagesmenü, Jägerschnitzel mit edlen, in Streifen geschnittenen und frittierten Erdäpfeln. Allein für die Soße habe ich den ganzen Tag Champignons gesammelt. Wohl bekomm's.“
„Halt, wartest du noch einen kleinen Moment? Ich habe da etwas vergessen.“ André stand plötzlich auf und verließ das Zimmer.
Lena hörte wie er die Haustür öffnete und sich offenbar am Auto zuschaffen machte. Was machte er da? Er wollte doch jetzt wohl nicht etwa den Wagen ausräumen?
Als er zurückkehrte hielt er zwei Gläser in der einen und eine Flasche Rotwein in der anderen Hand. „Den hatte ich ja ganz vergessen. Und nach dem Dinner schauen wir uns an was du mit dem Schlafzimmer gemacht hast.“

Ein paar Tage später waren alle der Schränke eingeräumt, einige defekte Glühbirnen ausgetauscht und auch der alte Herd erstrahlte wieder in neuem Glanz. Lena hatte soweit alles fertig, den Ausbau des Dachbodens überließ sie André.
Dieser stand gerade im Bad und brach die letzten Stückchen aus einer Fliese heraus, in welcher später eine Steckdose sitzen sollte. Es war bereits der zweite Versuch. Erst mit dem Fliesenschneider den Umriss in die Oberseite der Fliese kratzen, dann einige Löcher hineinbohren und zum Schluss die überflüssigen Teile vorsichtig mit dem Hammer wegschlagen oder mit einer Zange herausbrechen. Soweit die Theorie. In der Realität brach dabei oft die gesamte Fliese entzwei. Er seufzte leise, als ihm auch diese Fliese zerbrach und klirrend zu Boden fiel.
Lena bereitete sich währenddessen auf ihre spätere Tätigkeit an der hiesigen Grundschule vor. Dort würde sie nach den Sommerferien unterrichten. Endlich. Sie konnte es immer noch nicht ganz glauben. In der Stadt hatte sie nach ihrem Studium, trotz bestem Abschluss, einfach keine Arbeit finden können. Als sie bei der Besichtigung des Haus erfuhr, dass an der örtlichen Grundschule eine Lehrerin in Ruhstand gehen würde, hatte sie sich dort sofort erkundigt und die Stelle ohne Probleme bekommen. Aber bis dahin waren es noch Wochen. Weitaus mehr Zeit als sie für die Vorbereitungen benötigte.
Nachdem sie wieder einen kompletten Vormittag in ihrem Arbeitszimmer verbracht hatte und die Lehrpläne inzwischen schon auswendig kannte begann sie sich zu langweilen. Kurzentschlossen schlug sie die Aktenmappe dicht, suchte ihre Wanderstiefel, gab André bescheid und startete zu einem Erkundungsgang durch den Wald.
Sie war etwa zwanzig Minuten lang auf einem schmalen Trampelpfad in den Wald hinein gelaufen. Unterwegs hatte sich der Weg einige Male verzweigt und gewunden, vom Haus oder gar der Straße war nichts mehr zu sehen oder zu hören. Vielleicht sollte sie besser umkehren und einige Brotkrumen holen, überlegte sie als zwischen den Bäumen ein plötzliches Glitzern ihre Aufmerksamkeit erregte. Irgendetwas reflektierte die Strahlen der Mittagssonne und blendete sie geradezu.
Sie rannte den Pfad ein Stückchen weiter entlang. Hinter der nächsten Biegung konnte sie mehr sehen und blieb einen Moment lang verwundert stehen als sie erkannte was sie geblendet hatte. Wer hatte hier ein Gewächshaus errichtet, mitten im Wald? Gehörte das gläserne Häuschen etwa zum Hof ihrer Nachbarn? Aber der war doch noch viel zu weit entfernt.
Sie wurde von Neugierde gepackt und ging langsam näher heran. Im Inneren schienen die Pflanzen hervorragend zu gedeihen. Die Fensterscheiben waren restlos durch Blätter verdeckt. Sie konnte beim besten Willen nicht hineinsehen. Was mochte sich dort drin befinden? Als sie ihre Neugier nicht mehr im Zaum halten konnte stellte sie sicht vor die Tür, atmete tief durch und Streckte die Hand nach dem Griff aus.
Sie bemerkte die dreckverkrusteten Scharniere und sah das rostige Schlüsselloch, doch die Tür ließ sich widerstandslos öffnen. Beim Betreten des Häuschens strömte ihr eine feuchte Hitzewelle entgegen. Einige der größeren Blüten wurden durch den plötzlichen Luftzug in Schwingung versetzt und wippten leicht vor und zurück.
Zu ihrer Linken konnte sie einige gewöhnliche Balkon-Geranien erkennen. Ein Stückchen weiter standen ein paar Orchideen, aber da hörten ihre Hobby-Gärtner-Kenntnisse auch schon auf. Die übrigen Pflanzen hatte sie noch nie im Leben gesehen. Es waren die reinsten Jungel-Exoten, Blüten in den grellsten Farben, allen erdenklichen Formen und Größen. Starre Trichter und kunstvoll gebogene Musikinstrumente gleichermaßen. Sie war regelrecht sprachlos.
Sie vernahm ein leises Rascheln und schreckte zurück. Eine der Pflanzen hatte sich plötzlich selbstständig bewegt! Vor ihrem geistigen Auge spielten sich schreckliche Szenen aus einem alten Horrorfilm ab. „Ganz ruhig, es gibt keine menschenfressenden Pflanzen,“ versuchte sie sich zu beruhigen. Oder gab es die doch?
Die Blätter der Pflanze bewegten sich weiter in ihre Richtung! Sie wollte gerade zurück zur Tür spurten als unter dem großen, sich bewegenden Blatt ein kleines braun-schwarz getigertes Kätzchen hervorkroch und sie mit piepsender Stimme anmaunzte.
Sie blieb verwundert stehen, während das Kätzchen schon um ihre Beine streifte. Als sie schließlich in die Hocke ging um das Kleine zu streicheln, begann es leise zu schnurren und rieb sein Köpfchen genüsslich an ihrer Hand.
Die Schatten wurden länger und sie blickte verwundert auf ihre Armbanduhr. War es wirklich schon so spät? Während sie mit dem Kätzchen beschäftigt war hatte sie anscheinend jegliches Zeitgefühl verloren.
Sie griff nach einem herumstehenden Blumentopf und füllte diesen mit Wasser aus dem automatischen Bewässerungssystem der Pflanzen. Den gefüllten Blumentopf stellte sie auf den Boden, woraufhin das Kätzchen dankbar zu trinken begann.
Ein letztes Mal streichelte sie dem Kätzchen über den Kopf, bevor sie das Gewächshaus wieder verließ. Aber wer kümmerte sich um das Kleine? Oder wurde es dort einfach vergessen? Alleine hätte das Tier die Tür jedenfalls nicht auf bekommen können. Lena sah sich nach einem kleinen Stein um und stellte diesen vorsichtig vor die Tür. Wenn sich jemand um das Kätzchen kümmerte, würde er den Stein, durch das Öffnen der Tür beiseite schieben und sie würde wissen, dass es versogt war.
Beim Abendessen erzählte sie André von ihrer Entdeckung, „… und wenn sich niemand um das Kätzchen kümmert werden wir es hier aufnehmen.“
André war zu müde um zu widersprechen und nickte nur kurz. Für das neue Badezimmer hatte er viele Fliesen mit Löchern versehen müssen, und noch mehr Fliesen waren ihm dabei zersprungen.
 
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Das Kätzchen (Post 2 von 2)

Am nächsten Morgen hatte sie einige Beschaffungen im nahegelegenen Dorf zu erledigen. Es gab dort eine Videothek und, wenn man den Plakaten glauben schenkte, plante sogar ein Mobilfunkanbieter die Eröffnung einer Filiale. Aber für das leibliche Wohl sorgte einzig der kleine Tante-Emma-Laden.
Wie sich herausstellte, hieß die Besitzerin des Ladens tatsächlich Emma, hatte zwei Schwestern und war achtfache Tante, was sie jedem bereitwillig erzählte. „… aber leider haben sich die Umsätze dadurch nicht verachtfacht, wie mein Mann -- Gott hab' ihn selig -- immer gehofft hatte.“ Sie blickte Lena an, sah ihren bedrückten Gesichtsausdruck und begann laut zu lachen. „Nein mein Kind, nicht was sie jetzt denken. Er arbeitet nur als Hausmeister beim hiesigen Pfarrer.“ Sie lachte weiter.
Dorf-Humor, dachte Lena und gab es auf den Witz dahinter zu suchen. Daran würde sie sich noch gewöhnen. Aber erst später. Sie fragte nach dem Gewächshaus, mitten im Wald.
„Ach ja, das. Das hat sich die alte Frau Klimm -- Gott hab' sie selig -- unter den Nagel gerissen und dort ihre Pflanzenzucht aufgebaut. Eigentlich gehört es ihnen. Also es gehört zu dem Hof, den sie gekauft haben.“
Lena lächelte. Vermutlich erfuhr sie gleich, dass Frau Klimm Nonne war und dass es hier sogar irgendwo ein Kloster gäbe.
„Ja, furchtbare Geschichte damals zum Frühlingsanfang. Ich kann mich noch erinnern als wäre es Gestern gewesen. Sie müssen wissen, Frau Klimm hat ja auch immer bei mir eingekauft. Die fertig abgepackte Geflügel-Mortadella und die guten geräucherten Forellen, die ich immer extra für sie besorgen musste.“ Tante Emma machte eine wedelnde Handbewegung. „Ach, was sag' ich, sie hat das ganze gute Essen an ihre Katzen verfüttert. Viel zu schade, wenn sie mich fragen, aber der Kunde ist ja schließlich König. Die gute Frau war sowieso ein bisschen komisch, wenn sie wissen was ich meine …“
„Also, was ist passiert?“
„Was?“ Emma schaute etwas irritiert, die Unterbrechung hatte ihren Redefluss aus dem Takt gebracht. „Ach, es war so furchtbar. Der Pfarrer hat sie am Fuß der Treppe gefunden. Die arme Frau war gestürzt und das in dem Alter.“ Kopfschütteln. „Sie hat dort über Wochen gelegen, bevor man sie vermisst hat. Das muss sich unsereins ja erst mal vorstellen.“ Sie schniefte übertrieben. „Das Haus gehört nun einem ihrer Söhne und steht seit dem leer.“
„Ja, das ist ja wirklich furchtbar.“ Stimmte Lena zu und versuchte dabei ihre Stimme möglichst belegt klingen zu lassen. Sie hatte die Frau schließlich nie gekannt. „Und wer kümmert sich nun um die Pflanzen?“
„Ähmm, was, wie? Ach. Ähmm, niemand schätze ich.“ In diesem Moment betrat ein weiterer Kunde den Laden und zog Tante Emmas volle Aufmerksamkeit auf sich. Lena verabschiedete sich kurz uns sagte ihr, dass sie das gehörte erst mal verdauen müsse.
Beim Verlassen des Ladens hörte sie schon wieder das leise Plätschern von Tante Emma's undämmbaren Redefluss.

Vor der Tür des Gewächshauses lag der Stein immer noch an seinem Platz. Es war also niemand gekommen, um nach dem Kätzchen zu sehen.
Sie öffnete die Tür und betrat den eingezäunten und gezähmten Urwald. „Mietz, mietz. Komm her mein Kleines.“ Sie holte das Päckchen Katzenfutter hervor, dass sie von Tante Emma gekauft hatte, doch es rührte sich nichts.
Auch beim Durchsuchen der Beete konnte sie das Kätzchen nicht finden. Vielleicht gab es irgendwo eine kaputte Scheibe, durch die es gekrochen war. Als sie gerade aufgeben wollte raschelte es wieder hinter ihr. Diesmal blieb sie jedoch ruhig stehen und wartete ab.
Schnurrend kam das Kleine zu ihr gelaufen, tigerte zwischen ihren Beinen hindurch und lief dann direkt zum Futter. Es ließ ein genüssliches Schmatzen vernehmen.
Als es das Schälchen geleert hatte, nahm Lena das Kätzchen auf den Arm. Dort schnurrte es unbeeindruckt weiter, schloss die Augen und ließ sich unter dem Kinn kraulen. Auch als sie das Gewächshaus verließ und sich mit dem Kätzchen auf den Heimweg machte blieb es ruhig auf ihrem Arm liegen.

Die kleine Cleo -- auf dem Rückweg hatte sie beschlossen ihr diesen Namen zu geben -- zeigte sich von dem großen, fremden Wohnzimmer absolut unbeeindruckt. Sie sprang direkt auf Andrés Lieblingssessel, rollte sich zusammen und schlief dort ein.
„Und, was hältst du von der kleinen Cleo?“ fragte sie André, als dieser das Zimmer betrat.
„Sie hat zumindest nicht lange gebraucht um den bequemsten Platz des Hauses zu finden,“ antwortete er und legte Lena den Arm um die Schultern.

Am nächsten Morgen war Cleo verschwunden. Auf dem Sessel lagen noch einige Katzenhaare und an einem von Andrés Schuhen waren die Schürsenkel durchgebissen.
„Und du hast sie wirklich nicht heraus gelassen?“ fragte Lena.
„Nein, wenn ich's dir doch sage.“
„Aber im Haus ist sie nicht, ich habe überall nachgesehen.“ Sie war fast am verzweifeln. Cleo hatte sofort einen Platz in ihrem Herzen gefunden und nun machte sie sich Sorgen. Schließlich hatte sie die Kleine hergebracht. „Ich gehe jetzt zum Gewächshaus und mache da erst mal sauber. Vielleicht taucht sie dort ja wieder auf.“

Im Gewächshaus begann sie zunächst die herumliegenden Blumentöpfe zusammenzusuchen und sie vor dem Eingang aufzustapeln. Die meisten davon waren ohnehin kaputt. Dann sammelte sie alte und abgestorbene Blätter ein und riss dabei auch die Pflanzen mit aus, die sie für Unkraut hielt.
Der Stapel mit den alten Blättern und Unkraut wurde immer höher, doch von Cleo keine Spur. Die kaputte Scheibe hatte sich auch noch nicht entdecken können.
Schließlich erreichte sie beim Unkrautjäten die Stelle, an der Cleo immer erschienen war. Sie kniete sich auf den Boden und fragte flüsternd: „Cleo, bist du noch da?“ Keine Antwort.
Sie bog das große grüne Blatt zu Seite. Es kamen zwei eingegangene Geranien zum vorscheinen, und dazwischen … Sie zuckte unwillkürlich zusammen, als sie sah, was zwischen den Geranien lag.
Es sah fast aus als hätte jemand ein Grillhähnchen gegessen und den Abfall einfach liegen gelassen. Doch je genauer sie das Häufen Knochen betrachtete, desto sichrer wusste sie, dass dies die sterblichen Überreste eines kleinen Kätzchens waren.
Das arme Kätzchen musste verhungert sein, als Frau Klimm es nicht mehr versorgte. Aber wie hatte dann Cleo überlebt?
Lena schluckte schwer, als ihr dämmerte, was sie wirklich gefunden hatte. Als sie die braun-schwarzen Fellbüschel zwischen den Knochen entdeckte schnürte es ihr plötzlich den Hals zusammen. Sie bekam keine Luft mehr. Verzweifelt stürmte sie zur Tür hinaus ins Freie und hustete.
Sie schlug die Tür zu, rannte Heim, legte sich ins Bett und versuchte zu schlafen. „Das kann nicht stimmen, das bildest du dir nur ein!“ flüsterte sie immer wieder. André hämmerte gerade ein weiteres Stück des Laminats fest und hörte sie nicht.

Als André sich am Abend zu ihr legte weckte sie sanft auf. „Hey, es ist alles wieder gut, Cleo ist wieder da. Sie liegt schlafend auf dem Sofa. Ich habe zwar keine Ahnung, wo sie war, aber sie ist wieder da.“
Sie klammerte sich zitternd an ihm fest, brachte jedoch kein Wort heraus. Warum sie niemals wieder einen Fuß in das Gewächshaus setzen würde konnte sie ihm nicht erzählten.

Cleo verbrachte seit diesem Tage jede Nacht schlafend auf dem Wohnzimmersessel, nur um am Morgen wieder spurlos zu verschwinden. Auch über dieses rätselhafte Verschwinden würde Lena nie Wort verlieren. Er würde ihr ohnehin nicht glauben.
 
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Ein Tag wie jeder andere?

Ihr Tag war ziemlich lang, denn erst nach etwa 14 Stunden konnte sie endlich Feierabend machen. Der größte Teil Ihrer Gäste war sehr zufrieden und an sich auch ganz nett. Doch wie jeden Tag hatte sie auch ein paar Nörgler denen sie nichts recht machen konnte. Doch bauten die netten Gäste sie auf und somit gab es immer ein schönes Gleichgewicht. Sie war froh dass sie den Tag endlich hinter sich lassen konnte und wollte nur noch nach Hause. Das abrechnen der Kasse ging ganz schnell, aber genau so schnell wurde sie in ein längeres Gespräch mit Arbeitskollegen verwickelt, das sich sofort innere Unruhe breit machte…..“ich will doch nur nach Hause“ dachte sie.
Endlich konnte sie den Laden verlassen und machte sich auf dem Weg zu Ihrem Auto, doch als sie die lange Schlange der Autos vor dem Parkhaus sah wurde Ihr anders, sie wollte doch schnell nach Hause, das würde so aber nichts werden.
So ließ sie sich auf das Abenteuer ein und steuerte mit schnellen Schritten Ihr Auto an.
Die Autoschlange bewegte sich zwar nur sehr zäh, jedoch konnte sie nun bald das Parkhaus verlassen und sich in den regen Feierabendverkehr mischen.
Da sie heute Ihren Schatz mit einem schönen Abendessen überraschen wollte, musste sie auf jeden Fall noch einkaufen.
Mit dem Einkaufswagen schob sie etwas verträumt durch die Gänge, denn sie hatte noch keine wirkliche Idee…und wollte sich inspirieren lassen. Und so sammelte sie wie von Geisterhand geführt, Hähnchenbrust und frisches Gemüse in ihren Einkaufskorb.
Ja das würde eine schöne chinesische Mahlzeit werden dachte sie bei sich.
Auf dem Weg zur Kasse kam sie an ein paar wunderschönen Weihnachtssternen vorbei, auch davon nahm sie einen mit, denn ihr Schatz freute sich sicher über einen schönen roten Tupfen auf dem Tisch.
Schönes Essen bei Kerzenschein eine schöne Pflanze auf dem Tisch, ja was will man mehr.
Danach ein schönes heißes Bad, ja das wäre ein schöner Tagesabschluss.
Die Einfahrt zu unserem haus wurde von einem Bulli blockiert und sie musste an der Strasse parken, sie spürte Ärger in sich aufsteigen….jedoch nahm sie ihren Einkauf um sich zu Fuß einen Weg zum Haus zu bahnen.
Hämmernder Lärm schlug Ihr entgegen als sie sich dem Haus näherte, ihre Laune begann sich zu verschlechtern. Ihre Haustür stand offen und eine Staubwolke machte es ihr unmöglich rein zu sehen. Die Tränen konnte sie nur mit Mühe zurückhalten, denn das war nicht das was sie sich unter einem schönen Abend vorgestellt hatte. Sie sah das Abendessen und das heiße Bad schwinden, die Erholung und Entspannung die sie dringend benötigte. Sie rief ins Haus und erhoffte eine Antwort, doch eine riesige staubige Gestalt kam auf sie zu, als diese näher trat erkannte sie ihren besten Freund Robi, ihm folgte ihr Schatz der auch nicht besser aussah.
Beide husteten, aber sie strahlten auch als sie mich sahen. Ganz aufgeregt zeigten sie ihr was sie alles geschafft hatten.
Sie hatte eigentlich keine Muse sich das anzusehen, aber so gemein wollte sie dann doch nicht sein. Ihr Wohnzimmer kam einer Großbaustelle gleich, überall lagen Folien und Trümmer. Das Bild das sich ihr da bot brachte sie den Tränen noch näher, doch das große Loch in der Wand gab ihr den Rest, ungehemmt weinte sie und ließ sich auch so schnell nicht beruhigen.
Als es dann auch noch raschelte und der kleine graue Grisu sich einen Weg zu Ihr bahnte, wahrscheinlich in der Hoffnung auf Rettung, war es ganz um sie geschehen.
Es dauerte eine ganze Weile bis sie die Tränen trockneten und die Männer dazu kamen ihr zu erzählen das sie eine Durchreiche bauen wollten, da sie sich diese gewünscht hätte. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte sie sich wahrscheinlich sogar darüber gefreut und deshalb entschuldigte sie sich bei den beiden, die aber vollstes Verständnis hatten nachdem sie Ihren Tag schildern konnte.
Kochen musste nun ausfallen, aber sie bestellten sich eine leckere Pizza, machten es sich auf dem Fußboden im Wohnzimmer gemütlich.
Eine Decke, der Weihnachtsstern und ein stampfender Kater der auch etwas abbekommen wollte, rundeten den Abend ab. Die Männer beschlossen am nächsten Tag weiter zu machen, und so konnte sie doch noch ein Bad nehmen und den Tag ganz ruhig abschließen.


 
Die Blume Deines Herzens

Es war schon früh am Morgen, als der Wecker unablässig mahnte, ich solle doch aufstehen. Missmutig begann ich dem Befehl Folge zu leisten und ich dankte es dem Mahner mit einem schnellen Abstellen. Meine Katze, die mir nach dem Tod meiner Frau als Gefährte geblieben ist, lugte mir sich auf dem Baldachin noch räkelnd nach. Ich blickte zu ihr hin und dachte bei mir, sie wäre ein alter Gauner.

Ich wandte mich nun dem Bad zu, um das übliche Ritual zu vollziehen. Bis dahin minutiös durchgeführt, sollte die morgendliche Prozedur mit dem Rasieren meines Dreitage-Bartes fortgesetzt werden. Meine hormonellen Bestimmungen, die mir in die Wiege gelegt worden sind, erlaubten meinem Gesichtsbart einen langsamen Wuchs, so dass ich nicht nur aus reiner Bequemlichkeit es als überflüssigen Aufwand ansah, mich mehr als nur alle zwei bis drei Tage an den Wangen zu scheren. Ich begann meine Anstrengungen der Gesichtskorrektur mit einem leisen Pfeifen, als ich feststellte, dass die Batterien meines Rasierers für eine drahtlose Rasur erschöpft waren. Einen kleinen Fluch murmelnd holte ich das Ladekabel aus dem kleinen Wandschrank, um den Rasierer an das Stromnetz anzuschließen.

Ich steckte das Ladekabel zuerst in das Gerät und suchte die im Bad einzig befindliche Steckdose. Nachdem der Rasierer über das Ladekabel mit der Steckdose verbunden worden war, runzelte ich die Stirn, als ich bemerkte, dass die übliche Anzeige des Aufladens fehlte. Gehetzt blickte ich zur Steckdose, einen vergeblichen Versuch des Einschaltens des Rasierers noch wagend, um die Vergeblichkeit meiner Bemühungen einzusehen. Ich verließ das Bad, um nachzukontrollieren, ob vielleicht der Akku des Rasierers versagt hat, da sich die Lebensdauer solcher Batterien sehr oft als begrenzt herausgestellt hat. Der Test mit einer anderen Steckdose hatte jedoch ergeben, dass der Rasierer-Akku ausnahmsweise noch seinen Dienst versehen konnte. Fluchend setzte ich meinem Morgenritual ein Ende, indem ich mich dann am Kabel hängend fertig rasierte.

Ich wusste nun, dass die Bad-Steckdose zur Reparatur anstand. Meine Ausbildung in der Kaiserschule erlaubte es mir anzunehmen, meine Fähigkeiten diese zu reparieren würden ausreichen. Kurzerhand montierte ich die Steckdose ab, nachdem ich die Sicherung abgestellt hatte, und begann die Reparaturarbeiten, indem ich mit einem flugs herbeigeschafften Schraubenzieher an ihr herumschraubte.

Während der Arbeit an der Badsteckdose schossen mir Erinnerungen durch den Kopf, als ich diese und ähnliche Reparaturen noch für meine Frau ausgeführt hatte, stets ihr huldvolles Lächeln als Lohn erntend. Mein Missmut besserte sich dadurch wenig, insbesondere auch weil sich plötzlich das Steckdoseninnere zu verändern begann. Die verbundenen silbrig oder auch aluminiumfarben glänzenden Zuleitungen schienen sich zu winden, als wenn ihnen plötzlich Leben eingehaucht worden wäre. Die Farbe wechselte in grüne Töne, während ich mich nicht traute, das sich zu verändernde Objekt anzurühren. Die Windungen verwandelten sich in Pflanzenstrünke, an denen sich Knospen auszubilden begannen. Immer noch verharrte ich wie betäubt an der Stelle, um das seltsame Schauspiel zu bewundern. Das Geflecht schien mir etwas zuzuraunen, was mir vertraut schien. Die Knospen sprossen auf und erblühten als Geranienblüten. Nun entschloss ich mich, meine Starre aufzugeben, auch durch einen inneren Zwang getrieben, eine dieser Blüten zu pflücken. Da mir irgendetwas befahl, an der Blüte zu riechen, gab ich dem Zwang nach, eine voll ausgewachsene Blüte zu erhaschen. Die Geranienblüte löste sich überraschend leicht von dem inzwischen efeuartig gewachsenen Gebilde, irgendwie hielt ich einen vollständigen Stängel in der Hand, als hätte ich die Pflanze direkt in einem Garten gepflückt.

Ich führte die erbeutete Geranie meiner Nase zu, um dem immer noch bestehenden Befehl Folge zu leisten. Unbemerkt hatte sich meine Katze zu mir gesellt, da ich nicht auf das Schließen von Türen infolge meines Ärgers über den Ausfall meiner Badsteckdose geachtet hatte. Ich drehte meinen Kopf zu ihr hin und sie sah mich mit einem suggestiven Blick an. Derart unter einem inneren Druck gesetzt wandte ich mich wieder der Blume zu. Doch als ich daran riechen wollte, hat es plötzlich einen heftigen Ruck gegeben, den ich bis in die letzte Haarspitze spürte. Als ich sozusagen einigermaßen zu mir gekommen war, stellte ich fest, dass auf dem Fußboden ein Mann lag, neben dem meine Katze auf die Stelle hinlugend in Liegehaltung platziert war. Zwar war das merkwürdige Pflanzengeflecht irgendwie nicht mehr merkbar, aber meine Situation war so merkwürdig wie zuvor geblieben. Ich schwebte auf irgendeine Weise in der freien Luft in dem Zimmer meiner Wohnung, in dem dieser Männerkörper am Boden lag. Wie durch Zauberhand geweckt, drehte die Katze sich zu der Stelle um, an der ich im Zimmer schwebte. Der hypnotische Blick, den die Katze zuvor aufgesetzt hatte, war nun einer tiefen Besorgnis gewichen. Nein, es war nicht Besorgnis. Da ich ihr in die Augen schauen konnte, denn sie schien zu wissen, wo ich mich befand, sah ich den Ausdruck genau, den die Augen vermittelten. Ich weiß es genau, in ihren Augen hatte tiefe Trauer gelegen.
 
ich bin albern, ich weiß. ;)

Es war einmal ein Mann,
der schaffte Blumen an.
Er goss sie täglich,
was kaum möglich,
denn er war ja ein Mann.

Die kleine, freche Katze,
erhob die Kratzetatze.
Und sie zerschlug,
was gar nicht klug,
den Topf, der gleich zerplatzte,

Und so erstand im fahlen Lichte,
der Nacht der Dichtung und Gedichte,
aus Mann, gelobt für die Geduld,
und Katze, die an allem Schuld,
die blumig und erschreckend schlichte
und wirklich kurze Kurzgeschichte.
 
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Und so war es wirklich:

-Ein Herbstmärchen- (von pumsche)

Als im September der schriftliche Bescheid über eine Strangsanierung der Wasserzufluss-und Abflussleitungen in meinem Briefkasten lag, wusste ich nicht, was mir bevorstehen würde.
Nur einen Punkt hielt ich mir klar vor Augen: Mitten in dem ganzen Lärm von vorher nie gekannten Bohrgeräuschen und Dreck müsste ich meine letzten zwei Examensprüfungen absolvieren.
Ich bekam regelrecht Panik, fiel in ein tiefes schwarzes Loch, konnte abends nicht mehr einschlafen und morgens um 7 uhr hämmerten bereits die Handwerker im Nachbarhaus und nur eine Woche später auch in den direkt benachbarten Wohnungen meines Hauses.
Am 4.10. war es dann soweit, ich sah morgens um 7Uhr ungläubig zu, wie binnen von Minuten meine Toilette das Weite suchte, die ersten unschuldigen Fliesen zu Boden fielen, und mein einziger Gedanke war: „Wie soll ich die nächsten 14 Tage in solch einem verschmutzten Bad nur duschen gehen geschweige denn Haare waschen?“
Nachdem die ersten 20 cm Fliesen freigelegt waren suchten die Jungs noch immer vergeblich nach den Wasserleitungen und es wurde der Chef zu Hilfe gerufen.
Zumindest schien dieser Herr mit seinen viel zu breiten Schultern, arroganter Erscheinung und kleinem Ansatzbäuchlein etwas von seiner Arbeit zu verstehen, denn entgegengesetzt dem Gutachter eine Woche zuvor, befanden sich die Zuflüsse in der Wand rechts.
Als nun auch diese Wand eingerissen wurde, begann ich neugierig zu werden. Wie schaut so ein Wandinnenleben eigentlich aus? Huch...Fliesen von 1926, na ja, dieses Haus steht ja auch unter Denkmalschutz.
Als ich dann auf die Idee kam, etliche Szenen mit meiner Kamera festzuhalten, sah mich der Bauleiter zunächst böse an. „Für die Mietminderung was?“
Nein, die Bilder wollte ich nur für mich machen, und selbst wenn? Was hatte es ihn zu interessieren.
Eben!
Garnichts!
Also knippste ich munter weiter und auch am darauffolgenden Tag tat ich dasselbe, denn auch wenn ich ziemlich müde war und Kopfschmerzen von den hämmernden und bohrernden Geräuschen der Geräte hatte, mein eigenes Wort nicht verstehen konnte, spürte ich, dass das Ganze mir begann, Spaß zu machen.
Nebenher hatte ich meine Musik laut angestellt, dass diese zumindest ansatzweise neben dem Bauarbeiterlärm zu hören war.
Ich lief eine Weile durch das gesamte Haus, fotografierte hier und dort, und nur wenn mir die Fliesen buchstäblich um die Ohren flogen, suchte ich zum Schutz meiner Kamera das Weite.
Am Nachmittag landete ich bei meinem Nachbarn Michele in der Wohnung; eine der Wohnungen, zu der ich den Schlüssel hatte.
Meine Tätigkeit sollte in den folgenden 10 Wochen der eines Hausmeisters gleichen: Abnahme von Notdiensteinsätzen bei gerissenen Badewannenunterzügen und dadurch mehrfach verursachte Wasserschäden in Badezimmerdecken, selber Malerarbeiten durchführen, von Begriffen erfahren, bei denen ich zuvor nur den Kopf geschüttelt hätte, und zusätzlich würde ich noch zwei Lorbeerbäume „erwerben“, die Michele und ich an zwei doch sehr heiteren Abenden unser eigen nannten- einen Baum erhielt Nachbarin Eva :“Willst du heut nach draussen laufen, musst du erst Machete kaufen“
Aber zurück zum eigentlichen Geschehen anfang Oktober.
An jenem Donnerstag versuchte ich, Makroaufnahmen der Jungs bei der Arbeit zu machen- keine Gesichter, nur die Hände bei der Arbeit, und mein Lieblingsmotiv war schnell gefunden:
Patrick, der Bauleiter, stand bei Michele in der Küche und versuchte eine Fliese ordnungsgemäß auszumessen und zurecht zu schneiden.
Ich weiss nicht, wieoft ich auf den Auslöser gedrückt habe, denn irgendwann gingen die Batterien zur Neige, und plötzloch fuhr der Zoom sich zurück und da war es dann urplötzlich: Ein Lächeln, so umwerfend, dass ich inne hielt, regungslos war.
Unmittelbar danach ging meine Kamera aus- Schicht im Schacht mit den Batterien.
Ich schaute vorsichtig an meiner Kamera vorbei. Wer war nur dieser Mensch, der meiner Kamera dieses bezaubernde Lächeln geschenkt hatte?
In der Küche sah ich nur zwei Gestalten.
Nein!
Das konnte nicht sein!
Nicht dieser Möchte-Gern-Schönling mit definitiv viel zu breiten Schultern!
Als ich mir wenig später gerade die Fotos an meinem Computer anschauen wollte, standen besagte breite Schultern plötzlich hinter mir in meinem Zimmer, und seine zwei Hände kraulten liebevoll meinen Stubentiger. „Schöne Musik hörst du“...
Am Ende dieses zweiten Tages hatte ich weder die Möglichkeit meine Toilette zu nutzen, noch hatte ich überhaupt Wasser, und da am nächsten Tage auch noch meine Toilettenspülung und sämtliche Armaturen hinüber waren, zog ich mit meinem Badezimmerinventar bei Michele ein, um dort duschen zu können.
Beim Betrachten der Bilder stellte sich tatsächlich heraus, dass Patrick dieses Lächeln gehörte.
Fassungslos saß ich vor meinem Monitor.
Steckte hinter dieser rauen Fassade vielleicht ein wirklich liebenswerter Mensch?
Als ich am nächsten Morgen um 7uhr die Tür öffnete, viel zu früh an diesem Morgen, war dieses Lächeln für wenige Sekunden wertvoller als alle Reichtümer dieser Welt zusammen.
Von diesem Tag an tauchte er regelmäßig in meiner Wohnung auf: Ich brannte ihm Cds, wir tranken Kaffee zusammen, er kuschelte mit Shauni; sollte es einen solchen perfekten Mann wirklich geben?
Und jeden Tag entdeckte ich mehr an ihm, was mich faszinierte- seine Augen strahlten eine Wärme und Geborgenheit aus, sein Hintern war zum Anbeißen süß, und man konnte mit ihm auch über wirklich ernste Themen reden.
Ich spürte, dass mich dieser Mann in seinen Bann gezogen hatte, Stück für Stück, und auch wenn die Nächte sowieso schon zu kurz waren, konnte ich dennoch selten ein paar Stunden schlafen, geschweige denn etwas essen.
Aber mir ging es ansonsten wieder blendend; er und diese anfangs so verhasste Sanierung hatten mich allen Ernstes aus meinem schwarzen Loch befreit, und dafür war ich mehr als dankbar.
Aber nun musste sich etwas ändern, nur was sollte ich tun?
In die Offensive gehen?
Wenn ja, nur wie?
Bei einem Telefonat mit einem Bekannten stellte sich heraus, dass er den Inhaber der Baufirma, bei der Patrick angestellt ist, kennt.
„Lutz, das sagst du mir jetzt, nachdem Eva und ich händerringend seit 3 Tagen versuchen seine Handynummer herauszufinden?“
Denn Eva fand diese ganze Geschichte einfach niedlich, wie ich wie ein aufgescheuchtes Huhn am Sonntag Abend durch ihre Wohnung lief mit den Worten „Juchuu, morgen ist wieder Montag!“
Letztendlich war es meine Idee, die wir dann zu Plan A umstrukturierten.
Ich hatte überlegt am letzten Tage der Sanierung in unserem Hause (Ich konnte ja nicht erahnen, dass sich der ganze Spaß noch weitere 8 Wochen hinziehen sollte) ihm reinen Wein einzuschenken.
Wie ich das machen wollte, war mir aber noch unklar, denn auch wenn wir keine 17 mehr sind, ist es, finde ich, das schwerste von Welt, jemandem zu zeigen: Hey du, ich mag dich unheimlich!
Eva überzeugte mich, dass die Idee mit der kleinen Rose am besten sei, nur wie sollte ich sie ihm zukommen lassen, und schenken Frauen Männer Blumen?
Naja, warum eigentlich nicht einmal das Blatt wenden?
Eigentlich wollte ich ihm am frühen morgen noch eine SMS senden“Heute wird sie jemand überraschen!“, aber leider hatte ich erst einen Tag später dann seine Handynummer.
Eva kaufte Montag Nachmittag eine kleine zierliche rose-farbene Rose, die nicht zu aufdringlich wirkte, und in der Nacht auf Dienstag machte ich kein Auge zu.
An Essen war schon seit Tagen nicht mehr zu denken, und alle Passanten auf der Strasse oder in den öffentlichen Verkehrsmitteln schauten mich stets mit einem mehr als fragwürigen Blick an, da ich die ganze Zeit nur lächelnd vor mich hinträumte.
Eva und ich hatten abgemacht, dass sie ihm die Rose geben würde, bevor sie vormittags zur Arbeit muss, nur eine genaue Uhrzeit hatten wir nicht ausgemacht, aber als sie um kurz nach 9 Uhr morgen bereits in meiner Tür stand und meinte „Er hat sie schon“, ereilte mich dann doch die Panik.
Man konnte gar nicht so schnell schauen, wie ich bei Michele in der Wohnung verschwunden war, und eine Weile lauschend an der Tür stand.
Aber ich konnte mich ja nicht ewig verstecken, zudem Eva mir noch gesagt hatte, dass er sofort nachgefragt hatte, ob die Rose von mir wäre, aber Eva war ja nur die Botin und zu keiner Auskunft bevor ermächtigt.
Ich hörte, wie er seine Kollegen nach mir fragte, wo ich denn sei, ob ich mich nicht abgemeldet hätte.
Ich bekam ein richtig schlechtes Gewissen, der Arme!
Er suchte mich und ich? Ich Feigling versteckte mich wie ein kleines Kind was Angst vor dem bösen Wolf hat!
Also ging ich nach über eine Stunde wieder hinüber in meine vier Wände, und kaum hatte ich mich an den Computer gesetzt, hörte ich, wie Shauni freudig miauend zur Zimmertür lief und ihn begrüßte............................................................
 
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