Duderich

Stumpf ist Trumpf!
ID: 283104
L
27 November 2006
20.314
682
Vielleicht kennen ja einige von euch die Seite zu Petitionen vom Deutschen Bundestag.

Dort ist jetzt ein Reformvorschlag zum Bedingungslosen Grundeinkommen aufgetaucht. Hier mal der Text den ich per Mail dazu bekommen habe:

> Oh Yeah,
viele von Euch wissen, dass es seit ein paar Jahren die politische Vision des "Bedingungslosen Grundeinkommen" (BGE) gibt. Die Vision sieht vor, dass jedem Bürger ein monatliches Netto-Einkommen von ca. 600 bis 1500 Euro ausgezahlt wird, dafür alle anderen Sozialleistungen (ALG, Hartz4, Kindergeld etc) wegfallen und es jedem freisteht, vor der Glotze Bier zu trinken, regulär zusätzlich zu arbeiten oder sich selbständig zu machen und Millionär zu werden.

Das Tolle ist, dass diese utopische Vision wirklich finanzierbar ist - es gibt da verschiedene Modelle, aber hauptsächlich geht es um Wegfall der sonstigen Sozialleistungen, Wegfall des milliardenschweren Bürokratie-Apparates, und die Erhebung einer allgemeinen Konsumsteuer.
Was noch toll ist: Diese Vision wird nicht nur von Hippies und arbeitsscheuen Lebenskünstlern begrüßt, sondern hat auch viele Fürsprecher in der Wirtschaft und sogar unter CDU-Politikern. Uns sollte ja eigentlich allen klar sein, dass der moderne Kapitalismus keine neuen Arbeitsplätze schafft, sondern ganz viele Arbeitsplätze wegrationalisiert (durch Automatisierung etc.) - und das ist ein uralter Menschheitstraum ! Nicht mehr arbeiten MÜSSEN, sondern dem zu folgen, was Deine Berufung ist - was Dich wirklich erfüllt.

Dann folgt noch eine Aufforderung zum Unterzeichnen der Petition die ich euch jetzt mal erspare, die Seite ist ja oben verlinkt und jeder kann sich dort selbst Anmelden und unterschreiben wenn er will..

Was haltet ihr davon?
 
Ich nenne das ALG2 Grundeinkommen... Schon ist dieser "Traum" realisiert! :LOL:
Eben, und den Wegfall der Bürokratie wird man damit auch nicht schaffen. Wie sollen wir sonst zum Beispiel chronisch Kranke versorgen, die heute einen Zusatz zu ihren Sozialleistungen erhalten? Gar nicht mehr?

Im Grunde ist die Idee gut und auch umsetzbar. Problem wird sein: Wo liegt denn dieses Grundgehalt? Liegt es unter dem, was man im Moment an Hartz IV bekommen würde, dann würden die Hartz IV-Empfänger motzen, liegt es darüber fragen die Steuerzahler, wer das zahlen soll. Es bleibt also alles beim alten.

Marty
 
Genau die Problematik sehe ich auch Marty. Im Grunde finde ichs eine gute Idee aber wenn man ein wenig drüber nachdenkt merkt man das es schwer / unmöglich sein wird umzusetzen...
 
Es müsste halt mal jemand Mut beweisen in der Politik und so etwas durchsetzen. Im Grunde haben wird das schon. Wer nicht arbeitet, bekommt Ersatzleistungen, wer arbeitet hat einen Steuerfreibetrag.

Das alles mal unter einen Hut zu kriegen wäre doch schön. Arbeitsagentur weg, Sozialhilfe weg, viel Arbeit bei den Finanzämtern weg...

Marty
 
Es müsste halt mal jemand Mut beweisen in der Politik und so etwas durchsetzen.

Ich glaube kaum, dass es an der Politik scheitern würde.
Eher an den Menschen die hier leben.

Ich bezieh mich mal auf das Beispiel vom DM Gründer mit ca. 1.500 € Bürgergeld, finanziert über 45 - 50% Märchensteuer.

Es hat eindeutig mehr Potential die Mehrwertsteuer zu hinterziehen.
Und das wird unter Garantie fleißigst genutzt.

gruss kelle!
 
ich halte viel von der Idee, schon weil es ein riesiger Freiheitsfortschritt wäre und es ein Paradoxum ist alles auf der einen Seite immer effizienter werden zu lassen - also auch Arbeitskräfte einzusparen und auf der anderen Seite die Neuschaffung von Arbeitsplätzen zum Thema Nummer 1. überhaupt zu machen

nen Bürgergeld von z.B. 600 Euro/Nase wäre auch problemlos finanzierbar weil Menschen die weniger haben meist eh am staatlichen Tropf hängen und viel höher würd ich es dann auch nicht ausfallen lassen damit sich arbeiten immer noch lohnt
 
OMG musste vor einem Monat beim Zivildienst-"Einführungslehrgang" erst genau darüber diskutieren. Aber wir sind da relativ einstimmig zu dem Schluss gekommen, dass das nix is.
Ein Grund ist z.B., dass Arbeitgeber das wahrscheinlich schamlos ausnutzen würden und Löhne kürzen. Als Folge würde die Gehaltsspanne zwischen niedrig- und höherqualifizierten Berufen abnehmen, was letztgenannte wohl zurecht unfair fänden.
 
Als Folge würde die Gehaltsspanne zwischen niedrig- und höherqualifizierten Berufen abnehmen, was letztgenannte wohl zurecht unfair fänden.

die schlecht bezahlten arbeiten die keiner machen will, müßten dann vernünftig bezahlt werden, weil sich sonst keiner findet der sie machen möchte

das hochqualifizierte Leute deshalb Gehalt verlieren werden glaub ich eher nicht


Und wenn Leute mit >5000 Brutto es nicht gut finden, wenn die Klofrau nicht mehr unter 2000 Brutto arbeiten will, ist das doch nicht schlimm
 
nen Bürgergeld von z.B. 600 Euro/Nase wäre auch problemlos finanzierbar weil Menschen die weniger haben meist eh am staatlichen Tropf hängen und viel höher würd ich es dann auch nicht ausfallen lassen damit sich arbeiten immer noch lohnt

ein bisschen höher müsste es schon ausfallen, da ja davon schließlich auch krankenkassenbeiträge zu bezahlen sind und rücklagen gebildet werden müssten für die spätere altersversorgung. man sollte dabei auch nicht vergessen, dass die arbeitsplätze auch da sein müssen um die leute zu beschäftigen, die beschäftigt werden wollen. ;)

Ein Grund ist z.B., dass Arbeitgeber das wahrscheinlich schamlos ausnutzen würden und Löhne kürzen. Als Folge würde die Gehaltsspanne zwischen niedrig- und höherqualifizierten Berufen abnehmen, was letztgenannte wohl zurecht unfair fänden.

die arbeitnehmer müssen das garnicht ausnutzen. :nö:

denn die ganzen sozialabgaben fallen schließlich weg. KK beiträge, berufsgenossenschaft, rentenversicherung, arbeitslosenversicherung etc. das spürt sowohl der arbeitnehmer als auch der arbeitgeber. folglich werden die lohnkosten drastisch gesenkt und man wird wettbewerbsfähiger, hat unterm strich aber viel mehr geld in der tasche.

ein anderes problem was ich sehe - wie "zwingt" man die leute das bedingungslose einkommen nicht restlos auszugeben, sondern auch rücklagen fürs alter zu bilden? dazu bedarf es wieder einer gesetzlichen pflichtversicherung. dann aber wohl eher private versicherungen und keine gesetzlichen superbehörden.
 
alleine schon der verwaltungsaufwand der wegfällt könnte milliarden einsparen.

Glaub ich kaum.

Was sind denn Verwaltungskosten?
Zu großen Teilen erstmal Personalkosten.
Und die kann man nicht einfach so einsparen, für die Leute muss man trotzdem Bürgergeld finanzieren.

Und immer dran denken: Die gesparte Milliarde im Jahr bringt jedem Bundesbürger 1 € pro Monat mehr...

gruss kelle!
 
nen Bürgergeld von z.B. 600 Euro/Nase wäre auch problemlos finanzierbar weil Menschen die weniger haben meist eh am staatlichen Tropf hängen und viel höher würd ich es dann auch nicht ausfallen lassen damit sich arbeiten immer noch lohnt
600 Euro würde bedeuten, dass jeder, der heute nicht arbeitet, dann noch weniger hätte als heute? Meinst Du, die Masse der Arbeitslosen und Hartz IV Empfänger von heute würde da mitspielen?

Und wenn es mehr wäre, müssten höhere Steuern genommen werden. Meinst Du, die Arbeitnehmer von heute würden da mitspielen?

Marty
 
Ungeklärt sind die Auswirkungen auf die Arbeitsmotivation. Knappheit an Arbeitskräften => Erhöhter Preis für Arbeit => Teuerung (=> Aufweichen des Grundeinkommens) oder Abwanderung von Arbeitsplätzen (=> Steuerausfälle)

Manche unbeliebten aber notwendigen Berufe müssten horrend bezahlt werden, da ein Mangel an Arbeitskräften dazu führt, dass sich die Menschen die angenehmeren Arbeiten aussuchen können bzw. erst gar keine Lust haben, bestimmte Arbeiten zu erledigen => Weitere Teuerung

Die Teuerung könnte das Grundeinkommen soweit aufweichen, dass es entweder erhöht werden muss (führt wohl zu einer weiteren Kettenreaktion / Teufelskreis) oder der Zweck des Grundeinkommens nicht mehr erfüllt werden kann.

Ein weiteres Problemchen dürfte die Zuwanderung von Leuten, die keine Lust auf Arbeit haben, sein. Wie wäre das zu lösen? Insbesondere angesichts der Personenfreizügigkeit und der Inländergleichbehandlung in der EU.

Es besteht das Risiko, dass eine Kettenreaktion das Grundeinkommen selbst wieder ausschaltet. Bevor man dies an einem Staat ausprobiert, sollte es vielleicht in einem kleineren bis mittleren Rahmen getestet werden, da sich die gesamten Auswirkungen in der Theorie nicht einschätzen lassen. Die Höhe dieses Grundeinkommens wird jedenfalls eine wesentliche Rolle spielen.
 
Zuletzt bearbeitet:
600 Euro würde bedeuten, dass jeder, der heute nicht arbeitet, dann noch weniger hätte als heute? Meinst Du, die Masse der Arbeitslosen und Hartz IV Empfänger von heute würde da mitspielen?

Und wenn es mehr wäre, müssten höhere Steuern genommen werden. Meinst Du, die Arbeitnehmer von heute würden da mitspielen?

Marty

ich würd das bedingungslose Grundeinkommen etwa so hoch ansetzen wie das was ein durchschnittlicher Hartz 4 Empfänger auch so nach Hause trägt - wenn man die vergessende Inflationsangleichung der letzten Jahre noch dazu packt dürfte das Paket selbst bei den überdurchschnittlich bekommenden Hartzern nicht schlecht ankommen

weil es dann auf eimal sehr motivierend wäre sich zusätzlich zum Grundeinkommen noch Arbeit zu suchen, weil man nen viel größeren Teil davon in die Hand bekommt, dürften allein die zusätzlichen direkten und indirekten Steuern die Mehrkosten tragen und die befürchtete Steuererhöhung bei den normalen Arbeitnehmern unnötig machen
 
Wer lässt neue Arbeitsplätze entstehen? Nen Grundeinkommen ist ja schön und gut. Aber (passende) Arbeitsplätze sollten dann auch vorhanden sein, sonst wird das nix mit dazuverdienen. Gibt genug Leute die Arbeiten wollen, allerdings nicht ne passende Freie Stelle aus ihrem Berufsfeld finden. Und wenn es dann keine Möglichkeiten zur Umschulung oder ähnliches gibt, wars das.

Und dann gibt es noch die Arbeitsstellen, die keiner annehmen will. Es ist nicht jedem klar, dass es auch Arbeiten gibt die ausgeführt werden müssen, weil es sonst Chaos gibt. (z.B. Müllmänner oder Erntehelfer) Da wird es mit Sicherheit genug Leute geben, die lieber zuhause bleiben würden, als Müll abzuholen oder Spargel zu stechen.

Dann doch lieber Hartz IV, wo man bei Gelegenheit mal nen Tritt in den Arsch oder ne Weiterqualifizierung angeboten bekommt.
 
Ich find das Grundeinkommen nicht erstrebenswert. So könnt man sich doch prima zurücklehnen und bräuchte nichts mehr arbeiten. Eventuell noch 10 Stunden die Woche was dazuverdienen, und schon könnt man praktisch alles kaufen. Damit wär die Wirtschaft am Ende und Deutschland könnt einpacken. Wenn jeder nur noch ein paar Stunden arbeitet, so lang er halt Lust hat, kann man den Laden hier gleich dicht machen...

Neben den Rechenspielchen find ich es auch moralisch fragwürdig. Jeder sollte zusehen, dass er niemandem auf der Tasche liegt. Ein bedingungsloses Grundeinkommen torpediert das ja. Wer nicht will, lässt sich halt finanzieren. Das ist mehr als nur fragwürdig, ich find es eine grauenhafte Vorstellung.