Nationalstolz durch WM, oder nur eine Phase?

Photon schrieb:
Viele Deutsche haben keinerlei Bezug zu ihrem Land, ihrer Geschichte, ihrer Kultur. Damit auch keine zu ihrem Volk und den Werten, die unsere großartige Nation repräsentiert.

Hab nur bis hierher gelesen und musste mich hier gleich mal reinhängen. Aber auf die Werte, die Deutschland repräsentiert, kann ich nicht wirklich stolz sein (auch wenn es bei anderen Nationen nicht unbedingt anders aussieht).

Deutsche Konzerne nehmen für ihren Profit, wir mit den Kauf deren Produkte und für den Reichtum unserer Nation, täglich, bewusst und geplant oder auch unbewusst Sklaverei, Kinderarbeit, Folter, politische Diskreminierung, etc. in kauf (Beispiel Nestlé). Oder einfach mal Betriebsrat in Verbindung mit LIDL oder NETTO etc. mal googlen, werdet ihr auch einiges von Kündigungen in Zusammenhang mit dem Vorhaben der Ratsgründung lesen.

Auch das ist Deutschland, heute, nicht in der Vergangenheit. Auch wenn Mensch gerne die Augen vor der Wahrheit verschließt, bleibt sie doch wahr.

DU bist Deutschland?!?!
NEIN DANKE, ich will es nicht sein.
 
Katzee schrieb:
Eine neue Nationalhymne wäre mir auch lieber gewesen, aber irgendwie kam es bei der Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949 nicht dazu. Wieso? Keine Ahnung. Vielleicht ist den bundesdeutschen Künstler damals nichts neues eingefallen - und heute haben sich die deutschen Honoratioren an das Altgediente musikalische Instrumentarium gewöhnt.

1949 gabs zunächst noch gar keine offizielle Hymne, erst wieder 1952. Dem voraus ging erst eine interne, dann öffentliche Diskussion um die Hymne zwischen zwei Lagern, dem einen mit Adenauer als Kopf, der das alte Deutschland-Lied behalten wollte, und die andere Gruppe um Theodor Heuss, der einen oder ich glaub sogar mehrere Alternativ-Vorschläge hatte.

Die Diskussion dazu ist aber ein Thema für sich denke ich. Den Briefwechsel zwischen Adenauer und Heuss (u.a. zur Hymnenfrage) gibt es übrigens in Buchform, wenn man sich mit der Thematik beschäftigen will ist das ein Muss:

Heuss - Adenauer; Unserem Vaterlande zugute. Der Briefwechsel 1948 - 1963, hg. von Rudolf Morsey und Hans-Peter Schwarz, Goldmann Wilhelm GmbH
 
Zuletzt bearbeitet:
Dann mach ich nochmal OT weiter:

Ich hoffe du beziehst das nicht auf mich. Denn ich bin politisch organisiert, fahre auf Demos, nehme an Aktionen Teil und zur Zeit stelle ich meine Leben (Ernährung/etc.) auf eine für mich moralerische und ethisch somit für mich vertrebare Variante um.
 
Zuletzt bearbeitet:
LL_von_Sachsen schrieb:
Deutsche Konzerne nehmen für ihren Profit, wir mit den Kauf deren Produkte und für den Reichtum unserer Nation, täglich, bewusst und geplant oder auch unbewusst Sklaverei, Kinderarbeit, Folter, politische Diskreminierung, etc. in kauf [...].
Das kann man ja nicht nur auf Deutschland beziehen. Diese Zustände sind natürlich bittere Realität und allgemein gängige Praxis. :|
Dennoch sind das hauptsächlich die Folgen der Globalisierung, die immer weiter voranschreitet und doe große Firmen natürlich mitmachen müssen, um weiter existieren zu können.

Als Verbraucher kann man letztendlich selber entscheiden, ob man Produkte dieser Firmen kauft, oder ob man sich für Waren deutscher Firmen entscheidet, die allerdings immer rarer gesäht sind.

Diese Entwicklung sehe ich also nicht als eine Repräsentation der deutschen Werte, sondern als einen weltweiten Fortschritt. :-?
 
Joa ich meinte nur diese geheuchelten Werte sind zwar schon und gut, aber sie exisitieren nicht, weder in Deutschland, noch in einer anderen Industrienation, das ist richtig.

Ich meinte nur mit solchen Werten kann ich mich nicht identifizieren, mit denen die real existieren.

Oder wenn sich Politiker hinstellen und 3 Jahre Gefängnisstrafe für Gotteslästerung fordern, gleichzeitig gegen Kopftücher als Ausdruck muslimer Religion (wenn sie freiwillig getragen werden in meinen Auge kein Zeichen der Unterdrückung) wettern und in Bayern Kruzifixe an der Wand in Schulen hängen und niemand etwas gegen Kreuze als Kettenanhänger etc. hat.

Das ist für mich ein Doppelmoral unter der ich für mich nicht sagen kann ich bin stolz auf deutsche Werte. Auch wenn wir nicht das "schlechteste" Land der Welt snd.

So jetzt wieder OT off und zurück zu eurer Diskussion :p


Edit: Finde ich toll, dass man für Meinungen, die vom Mainstream abweichen nagativ bewertet wird und das ohne großes kommentar, oder mit dem Argument "In einem katholischen Land ist das nunmal so...". Nur weil es so ist muss ich es nicht akzeptieren.
Außerdem, Deutschland ist Atheistisch, das ist ein Grundsatz der Verfassung und offizell gibt es eine Trennung von Staat und Religion. Die z.B. da nicht eingehalten wird. Ich fände eine Disskussion weitaus besser, als solche renomeebewertungen. Schafft meiner Meinung nach kein nettes Diskussionsklima.
 
Zuletzt bearbeitet:
bennsenson schrieb:
1949 gabs zunächst noch gar keine offizielle Hymne, erst wieder 1952. Dem voraus ging erst eine interne, dann öffentliche Diskussion um die Hymne zwischen zwei Lagern, dem einen mit Adenauer als Kopf, der das alte Deutschland-Lied behalten wollte, und die andere Gruppe um Theodor Heuss, der einen oder ich glaub sogar mehrere Alternativ-Vorschläge hatte.

Die Diskussion dazu ist aber ein Thema für sich denke ich. Den Briefwechsel zwischen Adenauer und Heuss (u.a. zur Hymnenfrage) gibt es übrigens in Buchform, wenn man sich mit der Thematik beschäftigen will ist das ein Muss:

Heuss - Adenauer; Unserem Vaterlande zugute. Der Briefwechsel 1948 - 1963, hg. von Rudolf Morsey und Hans-Peter Schwarz, Goldmann Wilhelm GmbH


Danke für den Tipp, bennsenson. Ich werde mir das Buch besorgen, da mich das Thema wirklich interessiert.

Im Grunde ist unsere "Nationalhymne" ein Stückwerk, über das ich nur den Kopf schütteln kann:

1. Der Text:
Das besungene "deutsche Vaterland" gab es gar nicht als Hoffmann von Fallersleben sein Gedicht "Deutschlandlied" 1841 schrieb. "Einigkeit und Recht und Freiheit" waren damals, in einem feudalistisch geprägten Staatenbund, reines Wunschdenken.

Der Studentenaufstand 1830 (die Fahne der Burschenschaften war schwarz-rot-gold) wurde niedergeschlagen. Europa bestand aus einer Vielzahl von Kleinstaaten; die deutschsprachigen verband ein recht lockerer Staatenbund (der Bund deutscher Länder), der vom österreichischen Kaiser regiert wurde.

2. Die Melodie:
Der Originaltext unserer "Nationalhymne" begann mit "Gott erhalte Franz, den Kaiser" (nein, damit war nicht Franz Beckenbauer gemeint sondern der österreichische Kaiser Franz).

3. Noch heute haben wir Deutschen keine Nationalhymne sondern nur ein "Lied der Deutschen" und das auch nur in "kastrierter" Form, da die ersten beiden Strophen verboten sind. Ich gehöre nicht zu den Spinnern, die von einem "Großdeutschen-Reich" träumen, das sich "von der Maas" (Belgien) "bis an die Memel" ( Weißrußland) erstreckt. Ich träume von einer deutschen Nationalhymne, die ausdrückt, dass das demokratische Deutschland Teil Europas und Teil der weltweiten Staatengemeinschaft ist.

Spätestens bei der deutschen Wiedervereinigung 1990 wäre eine neue gesamtdeutsche Nationalhymne angebracht gewesen.
 
freefly schrieb:
Hi,

wie allen unweigerlich aufgefallen ist werden Fahnen noch und nöcher verkauft. In allen Größen, Formen und nein - nicht farben, dass sind immer die gleichen ;)
Sie hängen von Balkonen und flattern einem bei Tempo 30 in der Stadt überall entgegen.
Haben wir nun so etwas wie unseren Nationalstolz zurück? Sind wir patriotischer als früher? Oder liegt alles nur an der WM und danach verschwinden diese Fahnen wieder tief im Keller - aus peinlichkeit der Geschichte Deutschlands?

Vielleicht ist die WM ja endlich einmal eine Initialzündung und weil sich so viele plötzlich trauen die Fahnen in den Vorgarten zu hängen, ohne gleich als Nazis abgestempelt zu werden geht es nach der WM weiter? Ich finde es ja irgendwie schön, denn es zeigt ein gewisses Zusammengehörigkeitsgefühl, drückt stolz aus und ist imho schon lange überflüssig. WM hin oder her...

Was haltet ihr davon?

es giebt ja auch ausländer die mit deutschland fahne rumlaufen sowie manche deutsche mit der brasielien fahne rumlaufen, wird aber langweilig für mich sein wen nach der wm an jedem haus ne fahne der angehörigen nationalität rumhängt...
 
LL_von_Sachsen schrieb:
[...] Das ist für mich ein Doppelmoral unter der ich für mich nicht sagen kann ich bin stolz auf deutsche Werte. Auch wenn wir nicht das "schlechteste" Land der Welt snd. [...]
Wenn man von einem "Nationalstolz" spricht, dann meint man doch keine einzelnen Menschen oder Konzerne. Man meint die Gesamtheit, also die gesamte Geschichte, gesamte Kultur und die gesamten deutschen Menschen. Wie in einer großen Familie eben: Es gibt schwarze Schafe, es gibt Vorbilder, es gibt gemeinsame Ziele und gemeinsame Werte, die man jederzeit bereit ist, zu vertreten. Dafür steht Deutschland und wenn man sich damit identifiziert und dafür einsteht, dann ist man auf seine Art und mit seinen Gründen stolz auf sein Vaterland.

Katzee schrieb:
[...] Ich träume von einer deutschen Nationalhymne, die ausdrückt, dass das demokratische Deutschland Teil Europas und Teil der weltweiten Staatengemeinschaft ist. [...]
Na dann bin ich ja froh, dass es nicht nach Dir geht :)

Gruß,
Photon
 
Photon schrieb:
Wenn man von einem "Nationalstolz" spricht, dann meint man doch keine einzelnen Menschen oder Konzerne. Man meint die Gesamtheit, also die gesamte Geschichte, gesamte Kultur und die gesamten deutschen Menschen. Wie in einer großen Familie eben: Es gibt schwarze Schafe, es gibt Vorbilder, es gibt gemeinsame Ziele und gemeinsame Werte, die man jederzeit bereit ist, zu vertreten. Dafür steht Deutschland und wenn man sich damit identifiziert und dafür einsteht, dann ist man auf seine Art und mit seinen Gründen stolz auf sein Vaterland.

Zitat von Katzee
[...] Ich träume von einer deutschen Nationalhymne, die ausdrückt, dass das demokratische Deutschland Teil Europas und Teil der weltweiten Staatengemeinschaft ist. [...]

Na dann bin ich ja froh, dass es nicht nach Dir geht :)

Gruß,
Photon

Deutschland ist ein demokratisches Land, Teil Europas und Teil der weltweiten Staatengemeinschaft. Magst Du das nicht - oder mißfällt Dir nur mein Wunsch nach einer neuen Nationalhymne?
 
Katzee schrieb:
Deutschland ist ein demokratisches Land, Teil Europas und Teil der weltweiten Staatengemeinschaft. Magst Du das nicht - oder mißfällt Dir nur mein Wunsch nach einer neuen Nationalhymne?
Nee, ich hätte auch am liebsten eine neue Hymne gehabt (auch spätestens 1990), aber nicht mit den Inhalten, die Du gern hättest!

Ich bin nach wie vor ein Gegner der EU und der Globalisierung. Ob nun Deutschland ein Teil davon ist oder nicht, spielt keine Rolle dabei, wie eine eventuelle neue Nationalhymne auszusehen hätte.

Eine Nationalhymne hebt die positiven Errungenschaften, die Werte und Kultur der Nation heraus, für die sie geschrieben wurde und relativiert diese nicht im Bezug auf andere Nationen der Welt. Wäre ja wie beim Fussball, wo man dann singen würde "Ihr seid eine verdammt gute Mannschaft, aber ihr müsst zugeben, wir sind auch nicht ganz schlecht!" Was soll das denn werden?

Im Gegenteil muss die Nationalhymne auf unser Land und Volk zugeschnitten sein, also einmalig auf der Welt sein. Es muss ein wahres Hohelied auf dieses Land sein und kein Wischi-Waschi-Irgendwas. Das, was Du vorgeschlagen hast, wäre eine Möglichkeit für eine EU-Hymne, wo eine Strophe Deutschland gewidmet ist. Oder einer Welthymne, aber nicht als Nationalhymne!

Gruß,
Photon
 
okay, ich hab jetzt leider nicht die Zeit, alle Posts durchzulesen. Aber meiner Meinung nach wird das ganze Flaggenzeugs nach der WM wieder verschwinden (wenn wir nicht Weltmeister werden ;)) wenn wir Weltmeister werden, denke ich mal, wird das Gefühl und auch die Flaggen noch einige Zeit vorhanden bleiben.
 
Katzee schrieb:
Ich bin kein Fußballfan, ich hänge keinen Wimpel an mein Auto und keine Fahne aus mein Fenster - aber ich bin stolz auf das, was wir Deutschen für unser Land seit 1945 erreicht haben.
Ach ja, und was ist mit unserer Geschichte bis 1933/38. Die wird einfach ausgeblendet oder wie geht das?
 
Casinomeister schrieb:
Ach ja, und was ist mit unserer Geschichte bis 1933/38. Die wird einfach ausgeblendet oder wie geht das?

Schon klar das es fuer dich schwer zu begreifen ist das andere nicht stolz auf die Machtergreifung der Nationalsozialisten, den Bau von KZ's und den Aufstieg des Fuehrers sind. Vielleicht solltest du dir einfach einen anderen Ort suchen wo du deine unertragbaren Statements auskotzen kannst.
 
charmehaar schrieb:
Schon klar das es fuer dich schwer zu begreifen ist das andere nicht stolz auf die Machtergreifung der Nationalsozialisten, den Bau von KZ's und den Aufstieg des Fuehrers sind. Vielleicht solltest du dir einfach einen anderen Ort suchen wo du deine unertragbaren Statements auskotzen kannst.
Nun denn, also bis ´33. Da gab es auch deutsche Geschichte. So schwer das für vaterlandslose Gesellen wie dich auch zu ertragen ist. 8)
 
charmehaar schrieb:
Schon klar das es fuer dich schwer zu begreifen ist das andere nicht stolz auf die Machtergreifung der Nationalsozialisten, den Bau von KZ's und den Aufstieg des Fuehrers sind. Vielleicht solltest du dir einfach einen anderen Ort suchen wo du deine unertragbaren Statements auskotzen kannst.

:yawn: Na endlich wieder die schöne dicke Nazi-Keule.

Wenn ich das richtig lese ging es um die Zeit vor Nazideutschland - und du magst es glauben oder nicht - die Zeitrechnung fing schon ein paar Järchen früher an. Man kann auch echt versuchen alles so hinzustellen, das man der Gute ist und alle anderen.... ach was solls.

Davon abgesehen find ich das mit den Fahnen und dem Wir-Gefühl klasse - vor allem deshalb weil es kein bisschen gegeneinander geht - wir haben gestern blendend mit Holländern, Schweden und einigen Argentiniern gefeiert. Jeder in seiner Fahnenkluft :) - und es hat keinen gestört.

Und deshalb bleub ich dabei, das das ganze hier ein sehr gesunder Nationalstolz ist.:evil:
 
Auch wenns nicht oft passiert, ich springe charmehaar mal bei, weil ich denke, das er den richtigen Ansatz hat, nur ein bisschen über das Zeil hinausschießt (und zwar ganz ohne "Nazikeule").

Der Punkt ist, nicht WEGEN der tausend Jahre zwischen 1933 und 1945 stolz auf Deutschland zu sein, sondern TROTZDEM. Das beinhaltet aber nunmal auch, zu wissen, WAS in dieser Zeit passiert ist. Das ist was ich unter "gesundem" Nationalempfinden verstehe. Die Geschichte zu kennen, das Gute zu bewahren (meinetwegen auch mit Stolz), das schlchte in Gedenken zu halten und daraus zu lernen.

Sicherlich kann man das mit Fahnenschwenken nicht herbeizaubern, aber man sollte einfaches Fahnenschwenken nicht gleich zum ersten Anzeichen von Nationalchauvinismus alter Schule machen. Es ist Spaß, und spannend ist, was NACH der WM ist, wie unser Verhältnis zu Deutschland dann ist.
 
Yepp

mit unserer Geschichte bis 1933/38

Dürften dann ungefähr .... einige Jährchen kommen bis dahin auch zusammen, gelle ? Ist halt vielleicht ein wenig missverständlich ausgedrückt von Casinomeister.

Klar kann man auf die zeit 33-45 nicht stolz sein (vielleicht auch auf ein paar Jahr davor) aber trotzdem sollte man wegen dieser Jahre nicht einen positiven Stolz auf Deutschland von Grund auf verteufeln.

Es ging einfach darum ob in D ein neues Wir-Gefühl (andere nennen es Nationalstolz) durch die Wm entsteht. Und sollte es so sein, sehe ich an dem derzeitigen Nationalstolz nichts negatives und hoffe er bleibt auch nach der WM noch ein wenig bestehen!
 
Casinomeister schrieb:
Ach ja, und was ist mit unserer Geschichte bis 1933/38. Die wird einfach ausgeblendet oder wie geht das?

Ich blende die "deutsche Geschichte" bis 1933 nicht aus, noch bin ich stolz darauf. Bei Deinem provokanten Ton frage ich mich allerdings, ob Du die "deutsche" Geschichte bis 1933 überhaupt kennst.