Geht es auch ohne Wachstum?

darkkurt

Buh!
ID: 35967
L
20 April 2006
13.132
630
Nachdem ich gestern folgenden Beitrag im "Monitor" gesehen habe:


will ich mal die Frage aufwerfen, ob wir uns wirklich in Zeiten verbreiteten Wohlstandes auf ständiges Umsatzwachstum versteifen können und nicht ein Umdenken hin zur nachhaltigen Effizienzsteigerung und besserer Verteilung brauchen.
 
Hmmm...

Kommt in meinen Augen erstmal darauf an, wie Wachstum entsteht...

Wenn Wachstum für eine Firma dadurch entsteht, dass sie dem Konkurrenten die Aufträge wegschnappt, dann wird es nie ohne Wachstum gehen.

Neue Techniken die entstehen, zur Zeit z.B. die regenerativen Energien, bringen Betätigungsfelder für Industrien hervor, wo man von Null anfängt und wächst.

Da fallen halt die Vorgängertechnologien hinten runter...

Wird also schwierig...

gruss kelle!
 
Wachstum in Richtung Qualität ist imho auch Wachstum sonst würde es nicht "besser statt mehr" werden sondern "weniger aber dafür besser"

man sollte nur das Wachstum nur in andere Richtungen lenken in Ressoureneinsparung, in schlanke intelligente Lösungen, in Bildung etc....
 
"Wachstum" wurde in den Beitrag als "Steigerung des BIP" deffiniert.

Von "Schrumpfen" war aber keine Rede. Eher von Stagnation des Umsatzes bei gleichzeitiger Steigerung des Gewinns. Was Aber ein Schrumpfen evtl. sagor leichter machen könnte...
 
wenn ich in 3 Jahren genauso viele Güter haben will diese aber eine höhere Qualität haben sollen dann wächst dabei auch das BIP mit

und mehr Umweltschutz, weniger Ressourcenverbrauch etc. sind auch nur Qualitätsparameter

Die Qualitätssteigerung (gibt es ja auch in der Fertigung) dazu führt, das Preise stabil bleiben, dann würde durch die Inflation das BIP aber sinken, oder? :think:
 
Was ist denn das für ein komischer "Unternehmer" in dem Beitrag?! "Wir wollen nicht mehr weiter wachsen!" Wenn der Umsatz nicht steigt, dann ist es absehbar, dass der Gewinn auch stagnieren wird.

Mir wird übel, wenn ich "Lösungen" höre wie: "Arbeit muss gerechter verteilt werden"... Mit der Einstellung werden wir (zu Recht) bald von China überollt.
 
Mir wird übel, wenn ich "Lösungen" höre wie: "Arbeit muss gerechter verteilt werden"... Mit der Einstellung werden wir (zu Recht) bald von China überollt.

es geht doch nicht darum das Arbeit gerecht verteilt wird sondern eher darum das Du schuften und Umwelt versauen kannst soviel wie Du willst - Du wirst Milliarden Menschen in Indien, China und in 100 andere Ländern nicht davon abhalten Deinen Lebensstandart anzustreben und das kann sich die Welt so wie es heute läuft einfach nicht leisten

dafür brauchen wir nen paar verdammt gute Lösungen und Leute die über den Tellerrand ihres Egoismuses schauen können
 
Gut, die Frage bleibt, was passiert, wenn sämtliche "Verbesserungsmöglichkeiten" ausgeschöpft sind. Aber dann kann man immer noch expandieren. Was würde es - in dem konkreten Beispiel - bringen, 2 Leute einzustellen (inkl. der nötigen Infrastruktur), die man dann beim ersten Anzeichen von Auftragsrückgang entlassen muss? Dann doch lieber mit den vorhandenen Kräften effizienter Arbeiten und Kosten einsparen (man beachte - "Kosten einsparen" heißt da nicht Mitarbeiter entlassen!), Intelligente Lösungen finden (heizen mit der Abwärme vom Rechenzentrum, verzichten auf Firmenfuhrpark etc.) und trotzdem höheren Gewinn einfahren.

Synergien zu finden ist in der Breite sicherlich nicht die Stärke deutscher Unternehmen.
 
...

Dann doch lieber mit den vorhandenen Kräften effizienter Arbeiten und Kosten einsparen (man beachte - "Kosten einsparen" heißt da nicht Mitarbeiter entlassen!), Intelligente Lösungen finden (heizen mit der Abwärme vom Rechenzentrum, verzichten auf Firmenfuhrpark etc.) und trotzdem höheren Gewinn einfahren.

Und die Folge?

Kein Fuhrpark mehr? Weniger Umsatz in der Automobilindustrie und an den Tanken. Dort gehen Arbeitsplätze flöten.
Abwärme vom Rechenzentrum? Schön und gut, aber weniger Umsatz beim Energieversorger. Dort sinkt der Umsatz - weniger Arbeitsplätze ...

Ist doch nur Verschiebebahnhof ... Betriebswirtschaftlich sinnvoll - volkswirtschaftlich ein Nullsummenspiel
 
Und die Folge?

Kein Fuhrpark mehr? Weniger Umsatz in der Automobilindustrie und an den Tanken. Dort gehen Arbeitsplätze flöten.
Abwärme vom Rechenzentrum? Schön und gut, aber weniger Umsatz beim Energieversorger. Dort sinkt der Umsatz - weniger Arbeitsplätze ...

Ist doch nur Verschiebebahnhof ... Betriebswirtschaftlich sinnvoll - volkswirtschaftlich ein Nullsummenspiel

Das stetiges "Wachstum" die Automobilindustrie erst da hin geführt hat, wo sie jetzt steht, vergisst du aber? JEDER Automobilhersteller hat in den Industrieländern Überkapazitäten. Die Verkäufe stagnieren seit Jahren - trotz immer schlechterer Qualität und sinkenden Lebensdauern der Produkte. Ich kann mich noch erinnern, das Mercedes Benz damit warb, das ein /8-Taxi eine Laufleistung von 1.000.000 (in Worten: eine Million!) Km erreichte und über 30 Jahre im Gewerblichen Einsatz sein konnte. Welches Oberklassemodell schafft das heute noch annähernd? Ab spätestens 200.000 km ist die Halbwertszeit eines modernen PKW erreicht.

Das gleiche Gilt für die E-Versorger. Warum muss erst ein Kleinanbieter (zusammen mit einem Automobilkonzern!!!) ein funktionierendes Blockheizkraftwerk für Ein- bis Zweifamilienhäuser auf die Beine stellen? Warum kann E-On das nicht? Oder Vattenfall?

Wenn die Industrie das Geld, das sie in Lobbyarbeit steckt, um Bestandswahrung zu betreiben, in die Forschung und Entwicklung steckt, wäre es sicherlich besser angelegt.
 
Was ist denn das für ein komischer "Unternehmer" in dem Beitrag?! "Wir wollen nicht mehr weiter wachsen!" Wenn der Umsatz nicht steigt, dann ist es absehbar, dass der Gewinn auch stagnieren wird.

Komisch mag der Mann ja sein, aber mir jedenfalls sympathisch.

Er hat doch erklärt, warum er einen nächsten Wachstumsschritt nicht gehen will. Solange er weiterhin denselben Gewinn macht, geht doch die Firma deswegen auch nicht kaputt? Und wenn er den Gewinn durch innovative Einzellösungen doch noch steigern kann, umso besser.

Warum muss man denn die unbedingt Gewinne immer höher schrauben?

Selbst in dem Wort "Gewinnmaximierung" steckt bereits die Tatsache, dass irgendwann ein Ende erreicht sein wird (nämlich das Maximum).
 
Selbst in dem Wort "Gewinnmaximierung" steckt bereits die Tatsache, dass irgendwann ein Ende erreicht sein wird (nämlich das Maximum).
Du sprichst mir aus der Seele ;).

Man darf ja nicht vergessen, dass ein Großteil der Gewinn heutzuage nicht mehr durch Produkte erwirtschaftet, sondern durch Börsengeschäfte "erspekuliert" wird - siehe das Extrembeispiel Porsche!
 
So sieht es aus. Ich habe am eigenen Leib mit erleben können, wie ein mittelständisches Unternehmen (Marktführer in Deutschland), sich entwickelt wenn aus 100 festen Mitarbeitern plötzlich 50 und 250 "freie" Mitarbeiter werden, nur weil ein Weltkonzern das ganze aufkauft.

Letzten Endes war das Produkt danach keinen Deut besser, das Folgeprodukt nach eineinhalb Jahren immer noch nicht entwickelt und das Betriebsklima um 200 von 100 möglichen Punkten gesunken...
 
"Wachstum" wurde in den Beitrag als "Steigerung des BIP" deffiniert.
Nachdem Deutschland faktisch wieder zum Auswanderungsland geworden ist, ist das Wachstum des BIP eigentlich Usus.

Ein heutiger Konzern verändert seine Produkte erst wenn ihm der Patentschutz auszulaufen droht, ob die dann verbessert werden ist die andere Frage.
 
Ein heutiger Konzern verändert seine Produkte erst wenn ihm der Patentschutz auszulaufen droht, ob die dann verbessert werden ist die andere Frage.

Kannst Du Deine ganzen Behauptungen auch nur einmal mit Beispielen belegen???

Ein Konzern entwickelt nach Marktanforderung.

Oder was meinst Du, warum Siemens nen 350 km/h Zug entwickelt hat, obwohl sie die Patente am TransRapid halten? :wall:

gruss kelle!
 
Kannst Du Deine ganzen Behauptungen auch nur einmal mit Beispielen belegen???
Da gibts genug Beispiele - sollte eigentlich allgemein bekannt sein.

Oder was meinst Du, warum Siemens nen 350 km/h Zug entwickelt hat, obwohl sie die Patente am TransRapid halten? :wall:
Da geht es wohl eher um Prestige - der Markt verlangt nicht danach. Es war schon schwer genug den Transrapid zu vermarkten. In China gibts gerade mal 30 km Strecke, wo der Transrapid mit 430 km/h fährt....
Vllt will man auch noch eine Art Transrapid light anbieten.
 
In dem neoliberalen System in dem wir uns befinden ist Wachstum leider notwendig. Der Zins zwingt uns zu wachsen. Gleichzeitig entsteht durch die Dynamik des Zinses irgendwann ein Kollaps. Das ist mathematisch sehr einfach zu begründen: Die Geldmenge wächst exponetiell durch Zins und Zinseszins.

Wachstumsbeschleunigungsgesetz ist nur ein Hinauszögern des Kollapses, denn das Wachstum kann nicht beschleunigt werden. Der Haushalt ist in einem desolaten Zustand und deshalb wird alles auf ein Kollaps hinaus laufen (müssen), wenn nicht die Weichen gestellt werden. Das Wachstum wird auf jeden Fall niemals exponentiell wachsen, sondern immer ungefähr gleichbleibend sein (zum mindest in absoluten Zahlen).

Ein anderes System muss langfristig das jetzige ersetzen, eins das die Faktoren der Globalisierung mit einbezieht:
1.) Weltordnung (1 Staat für alle, damit sich nicht jeder rausreden kann von den Bestimmungen die alle gemeinsam (be)treffen).
2.) Menschenreduzierung (wir vermehren uns einfach zu schnell, hier in Deutschland haben wir ja schon bereits damit begonnen aber China und Indien sind eindeutig zu groß, mit steigendem Bedarf.)
3.) Umweltaspekte einbeziehen (im jetzigen Modell geht alles nach Profitmaximierung)
4.) Notwendigkeit von Rohstoffen effizient einsetzen. (Nicht aber auf dem Stand der Effektivität bleiben).

So wie es aussieht läuft auch alles darauf hinaus also eine sehr spannende Zukunft die uns bevorsteht. Spannend allerdings ist die Zukunft nicht, wenn der Restart Knopf gedrückt wird und das jetzige Modell bestehen bleibt und die Politik an dem Modell festhält denn dann droht das Überschwappen von Rechten und Linken Ströhmungen überhand zu nehmen und es gäbe möglicherweise wieder kriegsähnliche Zustände wie nach der Systemkrise 1922/1923 und dem schwarzen Freitag 1929.
 
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