Alkohol für Jüngere kaufen - Verkauf verweigert - Recht und Moral?

Brownie

Well-known member
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21 April 2006
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Hallo,

ich hab gestern eine Situation auf der Arbeit gehabt, wo ich mir gar nicht mehr so sicher bin, ob ich im Recht war. Zumindest hab ich für mich die richtige Entscheidung getroffen. Ob ich damit im Recht war, ist eine andere Frage.

Während ich gestern durch die Getränkeabteilung gegangen bin, hab ich eine Gruppe Jugendlicher mit zwei Sprituosen gesehen. Diese waren sich am unterhalten „2 Flaschen 13€, haben wir genug?“ Die Gruppe sah jung aus und das Geld anscheinend zusammen gekratzt. Das hat mich aufmerksam gemacht und Donnerstags um 15 Uhr ist auch nicht die typische Zeit für den Spirituosenkauf.

Ich hab der Hauptkassierin gesagt, dass jeder von der Gruppe den Ausweis vorzuzeigen hat. Dann wurde wegen einer kurzen Warteschlange eine zweite Kasse geöffnet, zu denen auch die Gruppe gegangen ist. Ich hab mich hinter die Kasse gestellt. Auf der Kasse lagen 5 hochprozentige Spirituosenflaschen (keine 2 mehr!), ein Sixpack und zwei Säfte zum Mischen des u.a. Wodkas.

Dabei ist folgender Dialog entstanden:


Kassierer „Darf ich den Ausweis sehen?“


Der Ausweis lag schon bereit und wurde von einem gezeigt. Das Geld sollte ein anderer übergeben.



Ich „Ich möchte den Ausweis von allen sehen.“


Einer aus der Gruppe „Wieso das? Der ist doch 18.“


ein Zweiter „Wir haben damit nichts zu tun. Das ist nicht für uns.“


Ich „Der Alkohol ist für euch alle bestimmt. Deshalb möchte ich euren Ausweis sehen.“


ein Dritter „FUCK Alta! Dann nehmen wir gar nichts.“

Ohne dass der Volljährige was zu dieser Situation sagt, kam dieses Zitat vom Gangster-Knirps. Der ist dann weg, hat den Alkohol stehen lassen und der Rest ist ihm hinterher.

Ich mein, wenn jmd. 17 ist oder gerade 18 wird und dann kauft der Ältere den Alkohol, puuh... aber da ist mir der Kragen geplatzt. Was denken die sich eigentlich dabei? Und vor allem der Volljährige? Ich hab dann erfahren, dass das Mädchen aus der Gruppe 14 war. Der Rest sah nach 15 aus.

Heute morgen hab ich mein Vorgehen zwei Kollegen erzählt. Diese waren der Ansicht, dass ich den Verkauf unrechtmäßig nicht gestattet habe. Der >18jährige hatte Recht den Alkohol zu kaufen. Moralisch fanden sie das in Ordnung, da Sie beide Mütter sind und froh sind darüber, dass ich da in den Kassiervorgang eingeschritten bin.

Die Jugendlichen haben es aber auch provoziert mit 4 Leuten <18 5 Flaschen Spirituosen und ein Sixpack und alle zur Kasse und nur einer zeigt den Ausweis und die anderen tragen das und übergeben das Geld.

Darf ich Alkoholverkauf verweigern wg. zweckbestimmten Alkohol? Nachträglich liegen die 4 Jugendlichen im Krankenhaus mit einer Alkoholvergiftung und es heißt, wir haben denen Alkohol verkauft. In der Kamera sieht das natürlich dann so aus.
 
Ob Du juridisch im Recht ist, sollte vollkommen egal sein.

Du hast Zivilcourage bewiesen und vollkommen richtig gehandelt. Nur weil die Aktion der Jugendlichen vielleicht rechtlich gedeckt ist, heisst es noch lange nicht, dass es richtig ist.
 
Wir haben doch freie Vertragswahl Du brauchst keine Gründe um denen irgendwas nicht zu verkaufen.

Zweifelhaft ist nur ob Dein Chef Dein Engament auch zu würdigen weiß. Nicht zweifeln würd ich daran, dass Du denen einfach nur nen Umweg zum nächsten Supermarkt beschert hast in dem sie den Alkohol dann bekommen.
 
Ich bin der Meinung, wenn offensichtlich das Jugendschutzgesetz umgangen werden soll (warum sonst gucken dann mehrere Teens einem Volljährigen beim Spirituosenkauf zu), dann ist dein Verhalten richtig.
 
Zweifelhaft ist nur ob Dein Chef Dein Engament auch zu würdigen weiß. Nicht zweifeln würd ich daran, dass Du denen einfach nur nen Umweg zum nächsten Supermarkt beschert hast in dem sie den Alkohol dann bekommen.

Mein Chef ist zwar im Moment abwesend, aber genau wie ich dahinter stehe, steht er auch zum Glück bei den meisten Dingen dahinter. Vor allem wenn es um Jugendschutz geht. Da sind unsere Kontrollen sehr streng. Das hat u.a. Bußgeldgründe und einen TV-Beitrag haben wir leider auch schon vor einigen Jahren negativ erlebt. Seitdem achten wir noch viel verstärkter darauf.

Umsatz um jeden Preis muss nicht sein, auch wenn vor einem halben Jahr noch vieles lockerer gesehen hab. Wenn wir den Umsatz erhöhen können, sehr gerne, aber nicht, wenn es moralisch verwerflich wird. Wenn jmd. auch beleidigend gegen unsere Kassierer wird, dann machen wir gerne vom Hausrecht Gebrauch. Da steht der Chef zum Glück auch dahinter und das obwohl er ein selbstständiger Kaufmann ist - ist ja sein Geld, was verloren geht.

Nun würd mich aber trotzdem das Recht interessieren. :biggrin:
 
Also mich würde es wundern, wenn du da juristisch nicht im Recht gehandelt hast. Ich bin kein Jurist, habe aber noch im Kopf, dass ein Kaufvertrag ja nix anderes ist, wie zwei übereinstimmende Willenserklärungen. Stimmen diese nicht überein, gibt es keinen Vertrag.
Was im Laden ist, ist nicht zwangsläufig ein Angebot. Sobald der Kunde es zur Kasse bringt und kaufen will, macht er ggü. dem Kassierer in dem Fall das Angebot diese Ware zu kaufen. (Deswegen darf man z.B. auch nicht auf einen Preis bestehen, wenn eine Ware falsch ausgeschrieben wurde). Der Kassierer nimmt den Vertrag normalerweise an, aber es würde mich wundern, wenn in dem Fall nicht auch verweigert werden darf.
Könnte natürlich sein, dass ich jetzt einen wichtigen Punkt übersehn hab - Wirtschaftsrecht war nicht grade meine Stärke. Aber so wie ich das sehe, hast du nicht nur moralisch, sondern auch rechtlich richtig gehandelt.

Ich finde bei solchen Sachen hört dann auch das Auge zurdrücken auf. Wenn man sich als 15-jähriger mal Bier kaufen lässt... da kann man drüber streiten, aber ich finds nicht so schlimm. Wenns dann aber um mehrere Flaschen hochprozentiges geht, finde ich, hörts auf.
 
Ich finde dein verhalten auch absolut richtig.

Und sehe das genauso. Meine Mutter hat an einer Tankstelle gearbeitet und das leider auch so erlebt. Sie hat auch immer den Ausweis verlangt. Leider haben die dann oft ältere Leute gefragt die denen dann den Alkohol gekauft haben.

Leider fällt mir nichts ein was man dagengen tun könnte, damit so twas nicht mehr passiert

Gruß Heidi
 
Ich würde, mich da nicht festlegen, aber ich denke mal, das du da moralisch wie auch rechtlich richtig gehandelt hast. Du musst niemanden etwas verkaufen, wenn du bedenken dabei hast. EIn Taxi fahrer oder Busfahrer muss auch niemanden mitnehmen, bei dem er kein gutes Gefühl hat, zum Beispiel auch wegen Alkoholmissbrauchs.

Moralisch ist das aus meiner Sicht natürlich so eine Sache...Ich selber werde bald 17 und habe mir auch schonmal hochprozentigen Kaufen lassen (wobei ich dann nicht so blöd bin und mit mehreren jungen Leuten reingehe und mich danneben stelle). Ich finde das selber halt nicht so schlimm, ich sage immer, die die sich unbedingt besaufen wollen, wissen was sie tun und sind selber schuld.
Also "Kenn dein Limit!"
Aber richtig gehandelt hast du alle male, ich würde mich auch nie über eine Kassiererin aufregen die meinen Ausweis sehen will (passiert mir beim Bier kaufen mit 16 komischer weise öfter als noch mit 15 =P) so wie die das gemacht haben, die du beschrieben hast, finde ich auch sehr krass und nicht in Ordnung.

MfG
Eidechse
 
Moralisch: Völlig richtig, da es eben offensichtlich war, was die Gruppe vorhatte.
Rechtlich: Völlig OK. Jeder kann entscheiden an wen er verkauft. Notfalls greift das Hausrecht.
Wirtschaftlich: Geht der (junge) Kunde dann halt woanders hin, und kommt u.U. auch als volljähriger nicht mehr so oft wieder. Das kann man leider nicht verhindern.
 
Moralisch: Völlig richtig, da es eben offensichtlich war, was die Gruppe vorhatte.
Rechtlich: Völlig OK. Jeder kann entscheiden an wen er verkauft. Notfalls greift das Hausrecht.
Wirtschaftlich: Geht der (junge) Kunde dann halt woanders hin, und kommt u.U. auch als volljähriger nicht mehr so oft wieder. Das kann man leider nicht verhindern.

Kunden die mit 15 anfangen Hochprozentiges zu saufen und der Reaktion/Ausrucksweise nach eine schlechte bis gar keine Erziehung genossen haben sind i.d.R. eh Schrott-Kunden die keiner will :mrgreen: Nicht zuletzt zahlt ihnen auch ab 18 oft die Allgemeinheit den Fusel ...
 
Vertragsfreiheit, ganz klar -> deine Sache.

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Es müsste aber außerdem eine gesetzliche Regelung her. Vorbildfunktion haben hier (wie so oft) die USA. Da müssen alle Mitglieder einer Gruppe per ID beweisen, dass sie > 21 sind - selbst dann, wenn Teile der Gruppe vor dem Laden stehen und warten.
Da hat es uns oft übel erwischt, aber ist einfach eine saubere Sache.

LG
 
Es müsste aber außerdem eine gesetzliche Regelung her. Vorbildfunktion haben hier (wie so oft) die USA. Da müssen alle Mitglieder einer Gruppe per ID beweisen, dass sie > 21 sind - selbst dann, wenn Teile der Gruppe vor dem Laden stehen und warten.
Da hat es uns oft übel erwischt, aber ist einfach eine saubere Sache.

Und wie willst du das bitte kontrollieren oder durchsetzen?

Rechtlich muss der Käufer das Alter erreicht haben.

Und aus der anderen Sicht. Der Laden darf sich seine Kunden aussuchen. Bis zum Austausch Ware <-> Geld gehört die Ware dem Laden und wenn jmd. nicht verkaufen will, muss er auch nicht.

Moralisch vermutlich richtig gehandelt, rechtlich wäre aber auch beim Verkauf nichts passiert.
 
Drüben ist es so, dass der Laden / Store seine Lizenz entzogen bekommt, wenn Alkohol an Minderjährige verkauft wird. Und zwar i.d.R. schon nach dem ersten Vergehen.

Da ist es sehr effektiv. 8)
 
Kunden die mit 15 anfangen Hochprozentiges zu saufen und der Reaktion/Ausrucksweise nach eine schlechte bis gar keine Erziehung genossen haben sind i.d.R. eh Schrott-Kunden die keiner will :mrgreen:

Ich weiß nicht, ob man sich in der Realität wirklich aussuchen kann, welche Kunden man will und welche nicht. Zumindest ein kleiner Supermarkt kann sich das nicht unbedingt leisten, schon gar nicht in Gegenden, wo ein solcher Umgangston die Regel ist.
Am Ende muss Geld in die Kasse kommen, egal von wem.

Nicht zuletzt zahlt ihnen auch ab 18 oft die Allgemeinheit den Fusel ...
Das ist dem Supermarkt doch egal, ob der Kunde für die Brötchen, die er kauft arbeiten geht oder nicht. Geld ist Geld, egal woher es ursprünlich kommt. Und der Laden braucht es zum überleben, sonst kauft da irgendwann keiner mehr was.

@ Brownie: Ich will nicht auch noch anfangen, mein juristischen drei-viertel Wissen da mit einfließen zu lassen, aber moralisch ziehe ich meinen Hut vor dir. Das hätte sich nicht jeder getraut und ich muss gestehen, ich vermutlich auch nicht.
Aber ich muss Marvek leider zustimmen, ihren Alk werden sie trotzdem bekommen haben.
 
Drüben ist es so, dass der Laden / Store seine Lizenz entzogen bekommt, wenn Alkohol an Minderjährige verkauft wird. Und zwar i.d.R. schon nach dem ersten Vergehen.

Da ist es sehr effektiv. 8)

Ja, kenne ich auch aus eigener Erfahrung, ABER es geht darum wem der Alkohol verkauft wird. Käufer ist aber immer nur einer ;)
 
Kunden die mit 15 anfangen Hochprozentiges zu saufen und der Reaktion/Ausrucksweise nach eine schlechte bis gar keine Erziehung genossen haben sind i.d.R. eh Schrott-Kunden die keiner will :mrgreen:

Das würde ich nicht unterschätzen: Genau solche Menschen werden dann wenige Jahre später plötzlich vernünftig und "reif". Schon oft genug erlebt: Erst wie die hedonistischen Assis benehmen und Monate später hochseriös und ernsthaft. :roll:
 
Also - Dein Laden darf selbst entscheiden, wem was verkauft wird.

Rein rechtlich reicht es aber wenn der der bezahlt und kauft 18+ ist.

Trotzdem hast Du meiner Meinung nach sehr sehr gut gehandelt, traurig nur, dass im nächsten Laden wo die Jugendlichen wohl dann hin sind, sicher nicht so gehandelt wurde.

Hut ab vor Dir!