"Zeit ist reif": Telekom setzt beim Breitbandausbau auf mehr Kooperation
Bonn – Ungewohnte Töne lassen sich von der Deutschen Telekom (www.telekom.de/dsl) vernehmen: Beim Breitbandausbau will der Bonner Konzern künftig verstärkt mit Wettbewerbern zusammenarbeiten. Telekom Deutschland-Chef Niek Jan van Damme erklärte zu Wochenbeginn: "Zum Wettbewerb gehört die Auseinandersetzung. Dennoch sind wir bei der Telekom überzeugt, dass jetzt die Zeit reif ist für mehr Kooperation." Van Damme äußerte sich im Rahmen eines auf der Telekom-Homepage veröffentlichten Beitrags in der Reihe "Management zur Sache".
Kooperation der Telekom mit innogy TelNet
Eine erster Schritt auf dem neuen Weg wurde am Montag verkündet: Eine Kooperation mit innogy TelNet, einer Marke des Energieversorgers RWE. Die Vereinbarung soll knapp 60 Ortsnetze in ländlichen Regionen der Eifel, des Hunsrücks und des Münsterlandes umfassen. Dadurch könnten rund 55.000 Haushalte Doppel-Flats der Telekom buchen. Schon länger arbeitet die Telekom auch mit dem Kölner Telekommunikationsanbieter NetCologne (www.netcologne.de) zusammen.
Technisch seien Kooperationen laut van Damme kein Problem mehr. "Wir haben inzwischen die nötigen Standards für Vorleistungsprodukte als technische Voraussetzung für übergreifende Angebote." Zudem wollen auch die Regulierungsbehörden auf europäischer Ebene insbesondere Kooperationsmodelle beim Breitbandausbau fördern. Erfolge der Ausbau mit Fördermitteln, so sei das ausbauende Unternehmen dazu verpflichtet, anderen Anbietern einen Zugang zum Netz zu gewähren.
van Damme: Kein leichter Schritt für die Telekom
"Wir wollen die Infrastruktur unserer Wettbewerber nutzen, um auch in Zukunft unseren Kunden überall Telekom-Anschlüsse anbieten zu können. Und wir unterstützen damit den Ausbau unserer Partner", betont der Telekom-Deutschlandchef. Dennoch falle der Telekom dieser Schritt nicht leicht. "Wir kennen Wholesale, jetzt müssen wir uns auch auf Wholebuy einstellen. Wettbewerb schließt Kooperationen nicht aus. Beides braucht es für die beste Infrastruktur in Deutschland", so van Damme.
Vectoring-Technik als tragende Säule
Die Telekom habe im vergangenen Jahr rund fünf Milliarden Euro in Deutschland investiert, ein Teil davon fließe auch in Glasfaserleitungen. "Wir erreichen inzwischen rund 60 Prozent der Haushalte mit Anschlüssen, die auf Glasfaser basieren", erläutert van Damme. Damit sind aber vor allem die VDSL-Anschlüsse gemeint, bei denen Glasfaserleitungen bis zu den Kabelverzweigern, aber nicht bis direkt zu den Gebäuden verlegt sind. "Unser Ziel ist es, demnächst 80 Prozent der Bevölkerung Geschwindigkeiten von mindestens 50 Megabit pro Sekunde über das Festnetz zu bieten. Tragende Säule dafür ist die Vectoring-Technik, die wir weiterentwickeln", erklärt der Telekom-Manager.
Aber nicht nur im Festnetz, sondern auch im Mobilfunknetz verspricht die Telekom Highspeed. Inzwischen decke das LTE-Netz der Telekom 92 Prozent der Bevölkerung ab und ermöglicht Surfgeschwindigkeiten von bis zu 300 Mbit/s. Bei der Entwicklung des LTE-Nachfolgers 5G übernehme die Telekom "eine Führungsrolle".
BUGLAS: Kooperationsmodelle bringen allen Beteiligten Vorteile
Nachdem der Branchenverband BREKO bereits am Montag die Kooperation von Telekom und innogy begrüßt hatte, meldete sich am Dienstag auch der Bundesverband Glasfaseranschluss e.V. (BUGLAS) zu Wort. Kooperationsmodelle würden allen Beteiligten erhebliche Vorteile bringen, erklärte BUGLAS-Geschäftsführer Wolfgang Heer. Andere Anbieter würden schon länger auf Kooperationen setzen. Als Beispiel nannte Heer 1&1 (www.1und1.de/dsl) und Telefónica (www.o2.de/dsl), die etwa bei wilhelm.tel Vorleistungsprodukte einkaufen. Der Hamburger Anbieter wilhelm.tel könne dadurch die Auslastung seines Netzes erhöhen und die eigenen Investitionen in das Netz besser refinanzieren. Endkunden von 1&1 und O2 würden im Gegenzug von besseren Leistungen wie höhere Internet-Bandbreiten profitieren. Viele BUGLAS-Unternehmen werden auch der Telekom einen diskriminierungsfreien Zugang anbieten, "wenn sie den Paradigmenwechsel zum Wholebuy hin denn vollzieht".
Telekom sollte ihren Ankündigungen nun weitere Taten folgen lassen
In den vergangenen beiden Jahren hätten Marktkooperationen erheblich zugenommen. Vielfach würden Energieversorger, Stadtwerke oder kommunale Eigenbetriebe das passive Netz errichten und es an einen Dritten vermieten, der sich um den Netzbetrieb und die Versorgung der Kunden kümmert. "Wir gehen davon aus, dass diese Kooperationen ein ganz zentrales Element auf dem Weg zu einer möglichst flächendeckenden Breitbandversorgung Deutschlands sind", erklärt der BUGLAS-Geschäftsführer. Die aktuelle Zusammenarbeit der Telekom mit einem Energieversorger sei sinnvoll. Dabei dürfe es aber nicht bleiben. "Die Telekom ist herzlich eingeladen, die im Markt bestehenden Potenziale der Zusammenarbeit auszuschöpfen und ihren Ankündigungen weitere Taten folgen zu lassen", so Heer.