ZDF-Magazin Frontal21: Sorge um Unabhängigkeit der Patientenberatung
Ist die Unabhängige Patientenberatung (UPD) in Gefahr? Ab 2016 wird die UPD nicht mehr von Sozialverbänden betrieben, sondern einem privaten Unternehmen. Das ZDF-Magazin Frontal21 stößt heute Abend die Debatte über die Unabhängigkeit der UPD an und diskutiert über die Unabhängigkeit der Patientenberatung.
Der neue Anbieter der UPD steht in der Kritik. Das ZDF-Magazin Frontal21 bringt heute Abend einen Beitrag über die Sorge um die Unabhängigkeit der Patientenberatung. Generell berät die UPD Menschen in Deutschland rund um das Thema Gesundheit kostenlos und unabhängig. Es wird Auskunft zu rechtlichen und medizinischen Fragen sowie psychosozialen Problemen gegeben. Die Beratungsthemen sind sehr vielfältig: Wie gehe ich bei einem Behandlungsfehler vor? Wann erhalte ich mein Krankengeld? Wie löse ich einen Konflikt mit meiner Krankenkasse oder meinem Arzt? Ob privat oder gesetzlich versichert spielt dabei keine Rolle. Die Beratung können alle Menschen in Deutschland in Anspruch nehmen.
Die UPD bietet sogar eine Beratung in drei Sprachen an. Neben Deutsch bekommen Hilfesuchende auch in Türkisch oder Russisch einen kompetenten Rat. Gut ausgebildete Fachkräfte stehen in einer der 21 regionalen Beratungsstellen zur Verfügung. Beratungssuchende können ebenso den Telefonservice oder die Online-Beratung in Anspruch nehmen. Die Unabhängige Patientenberatung gewährleistet eine neutrale und unabhängige Beratung, aber für wie lange noch?
Frontal21: Darum ist die Unabhängigkeit der UPD durch neuen Betreiber gefährdet
Die Vertragslaufzeit mit dem bisherigen Anbieter endet dieses Jahr im Dezember. In einer neuen Ausschreibung wurde für die kommenden sieben Jahre ein neuer Betreiber gesucht. Das bisherige Unternehmen erhielt den Zuschlag nicht. Ab Januar 2016 ist die Firma Sanvartis verantwortlich. Sie steht als neuer Betreiber aber stark in der Kritik, denn das Unternehmen ist im Gesundheitswesen tätig. Sanvartis betreibt Call-Center für gesetzliche Krankenkassen und Pharmafirmen. Viele Experten sehen hier einen starken Interessenskonflikt und befürchten, dass die Unabhängigkeit der UPD in Gefahr ist. Ingrid Mühlhauser, Vorsitzende des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin (DNEbM) kritisiert: "Aus unserer Sicht kann solch eine Firma niemals eine unabhängige Patientenberatung bieten."
Wie sicherte die UPD bisher ihre Unabhängigkeit?
Die Unabhängige Patientenberatung wird von den gesetzlichen Krankenkassen und zu einem kleinen Teil von der privaten Krankenversicherung finanziert. Beiden ist es gesetzlich verboten, Einfluss auf die Beratung in jeder Form zu nehmen. So kann die UPD bisher ihre Unabhängigkeit gewährleisten. Sie selbst sagt: "Die Ratsuchenden erhalten Informationen, Beratung und Unterstützung - frei von Interessen der Krankenkassen, Ärzte, pharmazeutischen Industrie und anderen Akteuren." Bislang hat sich die UPD auch nicht vor Auseinandersetzungen oder Kritik gegenüber den Krankenkassen gescheut. Aber etliche Experten vermuten jetzt, dass durch den Wechsel des Anbieters diese Kritikfähigkeit nicht mehr möglich ist.