Wir sind das Volk: Über vier Dekaden deutscher Geschichte als Brettspiel

Wir sind das Volk! Begleitet von diesem Slogan wurde Deutschland vor rund 25 wieder zusammengeführt. Passend zum runden Geburtstag dieses Ereignisses brachte Histogame ein Brettspiel auf den Markt, dass sich mit dem deutsch-deutschen Thema und dem Mauerfall auseinandersetzt.

Die Jahre 1949 – 1989 brachte uns die Geschichte eines geteilten Deutschlands. Fast 45 Jahre führten Ost und West ein abgetrenntes Leben, entwickelten eine eigene Kultur sowie wirtschaftliche und ideelle Gegebenheiten. Es ist ein mächtiges Thema und es gehört auch ein besonderer Mut und ein gutes Fingerspitzengefühl dazu, sich diesem Stück deutscher Geschichte angemessen anzunähern.

Ungleicher Kampf Ost gegen West

Wir sind das Volk ist kein lustiges Familienspiel. Es behandelt ein schwieriges Thema mit der nötigen Ernsthaftigkeit. Ausgelegt ist es für zwei Spieler. Es jedoch nicht, wie so viele 2-Personen-Spiele, in überschaubarer Zeit durchgespielt. Zweieinhalb Stunden sollte ihr für eine Partie schon einplanen, schließlich gibt es mehr als vier Dekaden unserer Geschichte zu erleben.

DDR gegen BRD, das ist der Kampf zweier ungleicher Gegner. Der westliche Bruder erscheint übermächtig. Die Geschichte lehrt uns, dass die DDR am Ende an ihren eigenen Strukturen zerbrochen ist. Daher kann das Ziel des DDR-Spielers auch nur folgendermaßen lauten: Überleben. Während der Westen versucht, sich mit wirtschaftlicher Übermacht durchzusetzen, kämpft der Osten gegen den inneren Verfall.

Vier Jahrzehnte muss die DDR durchhalten und einfach nur überleben, dann geht der Sieg an den Ost-Spieler. Die Aufgabe des Westens ist es, den Ostblock vor Ablauf dieser Zeit in die Knie zu zwingen. Was auf dem Papier zunächst ganz einfach erscheint, ist in Wahrheit jedoch eine schwere Aufgabe. Keinesfalls steht der Sieg der BRD schon vor Spielbeginn fest.

Wirtschaftswunder Deutschland

Das Spiel ist in vier Jahrzehnte unterteilt, wobei jede Dekade nochmals in einen Fünf-Jahres-Zeitraum unterteilt wird. Zu Beginn jeder Fünf-Jahres-Periode werden sieben Karten in der Tischmitte ausgelegt. Wurden die ausgelegten Karten verbraucht, gibt es noch mal sieben weitere Karten, bevor es zu ersten der vier Jahrzehnt-Auswertungen kommt. Hier wird der DDR ziemlich regelmäßig übel mitgespielt. Im Vergleich zur BRD geht der Osten meist in die Knie.

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Doch zurück zu den ausgelegten Karten. Jede Spielkarte birgt ein geschichtsträchtiges Ereignis, das direkt ausgeführt werden kann. Alternativ dazu lassen sich die Aktionskarten auch dazu verwenden, die eigene Wirtschaftsentwicklung zu pushen. Damit wären wir auch gleich schon bei einem weiteren wichtigen Faktor des Spiels: den Fabriken. Eine Fabrik wird umso wertvoller, desto besser sie an das restliche Land angeschlossen ist. Eine gute Infrastruktur war doch immer schon ein wichtiger Motor unserer Wirtschaftsleistung.

Mit gestiegener Wirtschaftsleistung steigt auch die Lebensqualität der Bürger im Land. Wenn die Fabrikschlote qualmen und die LKWs reihenweise über die Autobahnen donnern, freut sich auch der einfache Bürger. Mittels unterschiedlicher Karten lässt sich auch die Lebensqualität der Einwohner in die Höhe schrauben. Die regionalen Voraussetzungen für das Wirtschaftswunder sind jedoch höchst unterschiedlich. In den großen Ballungsräumen lassen sich natürlich wesentlich effizienter Fabriken hochziehen als in dünn besiedelten Regionen. Diese Eigenschaften teilen Ost und West gleichermaßen.

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Ein Spiel für den Geschichtsunterrich

Der wirtschaftliche Aspekt spielt in Wir sind das Volk eine sehr große Rolle. Es geht jedoch nicht um die wirtschaftliche Entwicklung allein. Einen großen Teil des Reizes bezieht das Spiel aus den historischen Ereignissen. Wenn ihr die Zeit des getrennten Deutschlands eine Zeit begleitet habt, werden euch Montagsdemonstrationen, Ölkrise oder die deutsche Terroreinheit RAF sicher etwas sagen. All jene Ereignisse haben Einfluss auf den weiteren Spielverlauf. Einige Events sorgen zum Beispiel für Unruhe in bestimmten Regionen. Sammeln sich vier Unruheklötzchen in einem Bundesland, kommt es zu Aufständen. In diesem Fall lasen sich dort auch keine weiteren Infrastrukturen mehr bauen.

Durch den Einsatz von Karten kann die Unruhe jedoch wieder bekämpft werden. Auch wenn der Lebensstandard steigt, wird das Volk wieder ein Stück beruhigt. Natürlich kann das rivalisierende Land auch Unruhe beim “Feind” schüren. Überhaupt lässt sich mit den Karten allerhand Unfug treiben. Meist geht dies zu Lasten des Ostens. Ereignisse haben Einflüsse auf drei Unterschiedliche Skalen im Spiel. Die erste Skala zeigt das Ansehen des Staates. Die DDR kann sich hier einen Wirtschaftswachstum verdienen oder auch einen gestiegenen Lebensstandard. Liegt die BRD jedoch vorne, kann sich das in maroden Fabriken für die DDR niederschlagen. An der zweiten Skala wiederum lässt sich der Devisensaldo ablesen, während es bei Skala 3 um die Zahl der Sozialisten geht. Mit den Sozialisten kann die DDR Unruhe unter seinen Bürgern beenden. Jeder platzierte Sozialist senkt die Unruhe um einen wichtigen Punkt und hält den Verfall des Landes wieder etwas auf.

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Fällt der Devisensaldo hingegen negativ für die DDR aus, so dass der Lebensstandard nicht länger finanziert werden kann, wird die Infrastruktur abgerissen. Es ist jedoch leider nicht nur der Lebensstandard, der finanziert werden muss. Auch die Staatssicherheit verlangt ein nicht geringes Sümmchen. Ebenso ist es unvorteilhaft, wenn es zu viele Flüchtlinge über die Grenze schaffen. Dies wird ebenso wieder mit dem Abbau von Infrastruktur bestraft. Dadurch ist der DDR-Spieler häufig gezwungen, sein Land schrittweise zu demontieren.

Den Feind im Blick

Für den Osten ist es auch besonders interessant zu sehen, was der liebe Nachbar so treibt. Ist dort der Lebensstandard besonders hoch, ist das für die DDR ein schlechtes Zeichen. Für die Zufriedenheit im eigenen Land ist der Wohlstand des Westens jedenfalls nicht gerade förderlich.

Trotz der schrittweisen Demontage der DDR, hat der Osten durchaus ein paar gute Patronen im Colt. Bereits erwähnt wurden die Sozialisten. Ihrem Geschick ist es zu verdanken, wenn es sich aufmüpfige Bürger auf einmal wieder anders überlegen und ihrem Land und dem Sozialismus wieder die Treue schwören. Auch die Stasi ist ein nicht zu unterschätzender Faktor im politischen und wirtschaftlichen Machtspiel zwischen Ost und West. Sogar die Mauer selbst kann mit bestimmten Aktionen vom DDR-Spieler zu seinem Vorteil eingesetzt werden.

Durch den Einsatz dieser Methoden hat die DDR eine gute Chance, die vier Dekaden des geteilten Deutschland durchzustehen. Der BRD-Spieler hat zwar augenscheinlich alle Trümpfe in der Hand, wird aber rasch feststellen, dass die DDR ein nicht zu unterschätzender Gegner ist.

Gaming
[next-gamer.de] · 23.11.2015 · 22:23 Uhr
[3 Kommentare]
 
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