Weltweite Trauer um Nelson Mandela

Pretoria (dpa) - Die Welt trauert um Nelson Mandela. Staats- und Regierungschefs aller Kontinente würdigten am Freitag das politische Vermächtnis des ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas, der seinem Land den Weg aus der Apartheid wies. Für sein Eintreten gegen die Rassentrennung hatte Mandela fast drei Jahrzehnte im Gefängnis gesessen.

Der Friedensnobelpreisträger war zum Symbol des Kampfes gegen die Unterdrückung der Schwarzen weltweit geworden. Am Donnerstagabend starb «Madiba», wie ihn sein Volk nannte, im Alter von 95 Jahren nach langer Krankheit in seinem Haus in Johannesburg.

Das Land will nun gut eine Woche lang um seinen charismatischen Anführer trauern. Die zentrale Gedenkfeier findet am Dienstag im größten Fußballstadion des Landes, dem FNB-Stadion von Johannesburg, statt. Dazu werden hochrangige Gäste aus aller Welt erwartet.

Ganz in Schwarz gekleidet hatte Präsident Jacob Zuma am späten Abend in einer TV-Sondersendung sein Land über den Tod des Freiheitskämpfers unterrichtet. «Unsere Nation hat ihren größten Sohn verloren. Unser Volk hat einen Vater verloren», sagte er mit bedrückter Stimme. «Nelson Mandela brachte uns zusammen, und zusammen nehmen wir Abschied von ihm.» Vor seinem Haus im Johannesburger Vorort Houghton versammelten sich schon in der Nacht Hunderte Menschen zum spontanen Gedenken. Viele tanzten und sangen, einige hielten Bilder des «Vaters der Nation» in den Händen oder schwenkten die südafrikanische Fahne. Andere zündeten Kerzen an.

Bereits für diesen Sonntag kündigte Südafrikas einen nationalen Tag der Trauer und des Gebets an. Vom 11. bis 13. Dezember wird der Leichnam Mandelas in der Hauptstadt Pretoria öffentlich aufgebahrt. Beigesetzt werden soll Mandela am 15. Dezember - dem übernächsten Sonntag - in Qunu am Ostkap, wo er aufgewachsen war. «Wir werden eine Woche lang trauern. Und wir werden auch eine Woche lang sein erfülltes Leben feiern», sagte Präsident Zuma.

US-Präsident Barack Obama und Frankreichs Staatsoberhaupt François Hollande kündigten an, zu den Trauerfeiern nach Südafrika zu reisen. Es blieb offen, wer die Bundesrepublik Deutschland vertreten wird. Portugal und Bangladesch riefen eine Staatstrauer aus.

Der Leichnam Mandelas wurde am frühen Freitagmorgen zunächst in das Militärkrankenhaus von Pretoria gebracht. Im ganzen Land wehten die Fahnen auf halbmast, alle Radio- und Fernsehstationen brachten fast nur Berichte über den verstorbenen Friedensstifter. Viele Menschen kamen mit einem schwarzen Trauerflor zur Arbeit.

27 Jahre lang saß Mandela für seine Überzeugungen in Haft, davon die meiste Zeit auf der im Atlantik vor Kapstadt gelegenen Gefängnisinsel Robben Island. 1990 wurde er aus der Haft entlassen, vier Jahre später gewann er mit dem Afrikanischen Nationalkongress (ANC) die ersten freien Wahlen Südafrikas - und wurde damit zum Präsidenten. Als er sich 2004 aus der Politik zurückzog, hatte er wie kein Zweiter den Weg zur Aussöhnung von Schwarzen und Weißen in seinem Heimatland geebnet.

Weltweit erinnerten Politiker an sein Wirken voller Mut und Kraft zur Versöhnung. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon bezeichnete Mandela als «Giganten für die Gerechtigkeit». Der UN-Sicherheitsrat ehrte den Verstorbenen mit einer Schweigeminute.

«Er hat mehr geschaffen, als man von einem Menschen erwarten kann», sagte US-Präsident Barack Obama in Washington. Frankreichs Präsident François Hollande erklärte, Mandela habe «Geschichte geschrieben für Südafrika und für die Welt». Der russische Präsident Wladimir Putin würdigte Mandela als «einen der herausragendsten Politiker» der Zeitgeschichte. Großbritanniens Premierminister David Cameron nannte Mandela einen «Helden unserer Zeit».

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte, Mandela sei «ein Staatsmann mit einer Botschaft, die in allen Ländern und zu aller Zeit Gültigkeit hat». Bundespräsident Joachim Gauck sagte im Schloss Bellevue: «Unsere Welt hat eine Jahrhundertgestalt verloren.» Papst Franziskus würdigte Mandela als Inspirationsquelle für alle Generationen. «Ich zolle meine Anerkennung für das unerschütterliche Engagement», schrieb er in einem Telegramm an Präsident Zuma.

Zum Zeichen der Trauer wurden vielerorts die Flaggen auf halbmast gesetzt. In den USA veranlasste Präsident Obama Trauerbeflaggung auf allen öffentlichen Gebäuden. Auch die EU-Kommission in Brüssel ließ die 28 Europaflaggen vor dem Hauptgebäude auf halbmast setzen, das passiert ausgesprochen selten.

Behördenchef José Manuel Barroso und EU-Gipfelchef Herman Van Rompuy nannten Mandela einen der größten zeitgenössischen Politiker. Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen würdigte ihn als «Mann des Friedens und eine wahrlich inspirierende Persönlichkeit». Die Afrikanische Union (AU) erklärte, Mandela sei «Symbol im Kampf gegen Apartheid, Unterdrückung und Kolonialismus und für Selbstbestimmung, Frieden und Versöhnung» gewesen.

Auch mehrere Friedensnobelpreisträger würdigten Mandelas Lebenswerk, darunter der frühere Sowjetpräsident Michail Gorbatschow und Südafrikas Ex-Präsident Frederik de Klerk. Er war 1993 gemeinsam mit Mandela ausgezeichnet worden. Am Tag der Trauerfeier, dem 10. Dezember, wird in Oslo der diesjährige Friedensnobelpreis vergeben.

Der ehemalige Erzbischof von Kapstadt, Desmond Tutu, pries bei einem Gedenkgottesdienst in der Küstenstadt seinen ehemaligen Weggefährten im Kampf gegen das Apartheidsystem. «Das Land hat seinen Vater verloren», sagte Tutu. Die einstige Freiheitsbewegung und heutige Regierungspartei ANC rief die Südafrikaner auf, nicht zu verzweifeln. «Er lebt in jedem von Euch und in Euren Häusern weiter, weil er sein Leben an uns alle gegeben hat.»

Mandelas Gesundheitszustand war seit langem Anlass für große Sorge. Über Monate hieß es, er sei «in stabilem, aber kritischem Zustand». Im Sommer war er wegen einer schweren Lungenentzündung im Krankenhaus behandelt worden. Vor drei Wochen hatte Mandelas Ex-Frau Winnie Madikizela-Mandela berichtet, der 95-Jährige könne nicht mehr sprechen. «Er kommuniziert über sein Gesicht», sagte sie. Seine letzten Wochen verbrachte Mandela im Kreis seiner Familie.

Politik / Mandela / Südafrika
06.12.2013 · 18:27 Uhr
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