Viticulture Essential Edition: Das Brettspiel im Test
Viticulture Essential Edition widmet sich der brettspielerischen Aufarbeitung des Weinanbaus in der Toskana. Über den Feuerland-Verlag erschien das Spiel jüngst in der Uwe-Rosenberg-Collection. Das Spiel beinhaltet das Grundspiel sowie die besten Elemente aus der Tuscany-Erweiterung.
Uwe Rosenberg selbst ist bekannt für seine gehaltvollen Brettspiele mit landwirtschaftlichem Thema. Auf sein Konto gehen erfolgreiche Titel wie Arler Erde, Agricola oder Die Glasstraße. Viticulture ist eine Empfehlung Rosenbergs, die er speziell für seine deutschsprachigen Fans aufbereitet hat.
Das Erbe von Mama und Papa
In Viticulture treten gleich bis zu sechs Weinbauer gegeneinander an. Sie platzieren im Jahresverlauf ihre Arbeiter, um damit ihr Land zu bestellen, Weine zu keltern und vieles mehr. Es gibt viele Wege zum Ziel, der erfolgreichste Winzer der Toskana zu werden.
Jeder Spieler erhält zunächst ein eigenes Weingut-Tableau. Dort behaltet ihr die Übersicht über eure Errungenschaften und Fortschritte im Spiel. Hier züchtet ihr eure Rebstöcke, baut eure Keller aus und verwaltet die geernteten Trauben. Als Winzer-Neuling übernehmt ihr das Weingut von euren Eltern. Ihr bekommt jeweils eine Mama- und eine Papa-Karte, die euch schon vor dem Spiel ein paar kleine Boni mit auf den Weg geben. So startet jeder Spieler mit leicht veränderten Bedingungen in die Partie.
Viticulture wird über mehrere Jahre gespielt. Jedes Jahr besteht aus fünf Phasen: den vier Jahreszeiten sowie einer kleinen Aufräumphase, die der Vorbereitung auf das neue Jahr dient. Die wesentlichen Spielzüge werden im Sommer und im Winter durchgeführt, während sich Frühling und Herbst recht zügig durchspielen lassen.
Worker Placement
Der Frühling dient der Festlegung der Spielerreihenfolge. Beginnend mit dem Startspieler setzen die Spieler ihren Reihenfolgemarker, im Spiel als Hahn dargestellt, auf die Reihenfolgeleiste. Stellt ihr euren Marker auf die erste Position, seid ihr zwar sofort am Zug, bekommt jedoch keinen Bonus. Je weiter ihr in der Reihenfolgeleiste hinten steht, desto größer fällt der Bonus aus.
Für den Sommer müsst ihr ein wenig mehr Zeit einplanen. Dazu werfen wir zunächst einen Blick auf den Hauptspielplan von Viticulture. Dieser lässt sich grob in zwei Hälften unterteilen. Links finden die Sommeraktionen statt, die rechte Seite ist für den Winter reserviert. Jedem Winzer stehen fünf Arbeiter für das ganze Jahr zur Verfügung. Dazu kommt noch ein großer Arbeiter, der über erweiterte Möglichkeiten verfügt. Wie ihr die Arbeiter einsetzt, ist vollkommen euch überlassen. Ihr könnt schon alle Arbeiter im Sommer verballern, allerdings bleiben euch dann keine Einsatzkräfte mehr für den Winter übrig. Jede Jahreszeit verfügt dabei natürlich über völlig andere Möglichkeiten.
Jede Aktion lässt sich leider nicht beliebig oft von den Spielern belegen. Sind schon alle Felder einer Aktion mit Arbeitern besetzt, könnt ihr die gewünschte Aktion nicht mehr benutzen. Eine Ausnahme stellt hier der große Arbeiter dar. Er kann in diesem Fall einfach dazugestellt werden und die eigentlich schon belegte Aktion dennoch durchführen.
Arbeiten am Hof
Aus der Begrenzung der Einsatzmöglichkeiten ergibt sich, dass es sich lohnt, seine Arbeiter möglichst schnell zu platzieren. Auf manchen Stellplätzen für die Arbeiter gibt es außerdem auch noch einen kleinen Bonus, etwas Geld, eine zusätzliche Karte oder sogar einen Siegpunkt.
Letztlich habt ihr natürlich immer das Ziel vor Augen, möglichst hochwertige Weine herzustellen. Viticulture kennt neun verschiedene Weinsorten, beginnend bei einem einfachen Sangiovese bis hin zu einem edlen Cabernet Sauvignon oder einem Chardonnay. Für die hochwertigeren Weine benötigt ihr bestimmte Voraussetzungen wie Spalier oder Bewässerung. Zudem unterscheiden sich die Weinsorten in rot und weiß, können später auch zu Sekt oder Rosé weiterverarbeitet werden.
Im Sommer könnt ihr viele Vorbedingungen erfüllen, um gute Weine herzustellen. Dazu stehen euch insgesamt sechs unterschiedliche Aktionen zur Verfügung. Ihr könnt etwa eine Rebenkarte ziehen. Mit einer anderen Aktion lassen sich die Reben auch gleich einpflanzen. Auf dem Weingut-Tableau befinden sich dazu drei Felder, auf dem sich die Reben setzen lassen. Jede Rebenkarte stellt später eine bestimmte Menge rote und/oder weiße Trauben her. Jedes Feld hat allerdings nur einen bestimmten Wert an Trauben, der produziert werden kann. Ihr solltet also gut wählen, welche Reben ihr einsetzt. Die Reben lassen sich später nur unter bestimmten Bedingungen wieder entfernen.
Auf eurem Gut könnt ihr weiterhin ein Bauwerk errichten. Manche Bauwerke sind zum Beispiel Voraussetzung für die Herstellung bestimmter Weine. Ihr habt aber auch die Möglichkeit, eure Trauben oder Gebiete zu verkaufen, wenn ihr mal dringend Geld benötigt. Verkaufte Gebiete lassen sich später zum Glück auf wieder zum gleichen Preis zurückerwerben. Wenn ihr eine Tour durch euer Weingebiet anbietet, bekommt ihr aber auch ein wenig Kleingeld hinzu.
Bleiben noch die sogenannten Sommerbesucher. Diese werden durch Karten dargestellt. Setzt ihr einen Arbeiter auf das Feld, könnt ihr eine dieser Karten ausspielen. Die Sommerbesucher geben euch sofort unterschiedliche Vorteile im Spiel. Sie bilden Arbeiter aus, erweitern euren Keller oder geben euch Boni für die Bauwerke.
Die zweite Jahreshälfte
Der Herbst wird fast genauso schnell wie der Frühling abgehandelt. Es ist die Zeit, in der ihr Besucher auf euer Weingut einladet, um euch zu helfen. Ihr zieht entweder eine Sommer- oder eine Winterbesucherkarte vom allgemeinen Stapel. Dann geht es auch schon weiter in den Winter.
Sofern ihr noch Arbeiter übrighabt, dürft ihr jetzt die Winteraktionen nutzen, um das Weingut weiter nach vorne zu bringen. Da wäre natürlich vor allem die Möglichkeit, eure Gebiete zu ernten. Entsprechend der Anzahl der Trauben auf den Reben, bekommt ihr nun Trauben in euren Vorrat hinzu. Die Trauben gelangen zur Weinpresse und können dort mit einer weiteren Aktion zu Wein umgewandelt werden. Wie schon im Sommer, könnt ihr auch im Winter eine Besucherkarte ausspielen, die euch wieder direkt einen Bonus beschert. Mit dem Einsatz eines Arbeiters dürft ihr auch eine Weinbestellungskarte ziehen. Wenn ihr die Voraussetzungen der Bestellung erfüllen könnt, empfiehlt es sich, mit einer weiteren Aktion die Weinbestellung zu bedienen. Dazu müsst ihr die gewünschten Weine in der geforderten Qualität in eurem Keller vorrätig haben. Zur Belohnung erhaltet ihr nicht nur Geld, sondern auch Siegpunkte. Euer Ansehen als Weinbauer ist gestiegen.
Bauwerke und Keller
Für den Erfolg als Winzer müsst ihr nicht nur die Reben selbst im Auge haben. Genauso wichtig ist es, den eigenen Hof immer weiter aufzurüsten. Eine Bewässerungsanlage sowie ein Spalier sind Voraussetzung für die Produktion der besten Weine. Mit einer Windmühle könnt ihr zusätzliche Siegpunkte einsammeln, ebenso, wenn es euch möglich ist, Weinproben auf dem auf dem Weingut anzubieten.
Eine besondere Bedeutung hat der Keller eines jeden Weinbauers. Der Platz zum Lagern und Keltern der Weine ist begrenzt. Je tiefer der Keller geht, desto länger können die Weine reifen und auch überhaupt erst gelagert werden. Es empfiehlt sich also, den Keller zügig zu erweitern. Auch das Herstellen von Sekt und Rosé ist erst durch größere Keller möglich.
Im Spielverlauf werden sich eure Möglichkeiten immer weiter vergrößern. Dies geht so lange bis der erste Spieler zwanzig Siegpunkte erreicht hat. Dann wird das laufende Jahr noch zu Ende gespielt. Der Spieler, der dann die meisten Siegpunkte auf seinem Konto hat, gewinnt das Spiel. Je nach Teilnehmerzahl vergehen bis dahin etwa 45 – 90 Minuten. Viticulture hat in der Essential Edition aber auch noch einen Solomodus zu bieten, sogar in vier unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Außerdem werden euch ein paar Regelvarianten von den Autoren und von Uwe Rosenberg vorgeschlagen. Habt ihr die Regeln verinnerlicht, bleibt also noch genug Zeit zum Experimentieren.
Vielleicht mag der ein oder andere von euch schon vorab ob des Themas von Viticulture auf Distanz zu dem Spiel gehen. Ackerbau und Landwirtschaft sind möglicherweise nicht die klassischen Videospieler-Themen. Doch erinnert euch an die vielen schönen Aufbauspiele, die doch genau ins Schwarze getroffen haben und viele Stunden Spielspaß beschert haben. In diese Rubrik könnte auch Viticulture Essential Edition fallen. Es macht Riesenspaß, sein Weingut immer weiter wachsen zu sehen und es ist fast schade, wenn der erste Spieler die Marke von zwanzig Siegpunkten erreicht hat. Von mir bekommt das Spiel eine klare Empfehlung. Es eignet sich vor allem auch für etwas größere Spielergruppen. Bis zu sechs Spieler können an einer Partie teilnehmen. Viele Alternativen dieser Qualität lassen sich nicht so leicht finden.
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