Valkyria Revolution – ein großes Ärgernis?

Ich habe mich riesig auf Valkyria Revolution gefreut. Der Vorgänger, Valkyria Chronicles, wurde von Presse und Spielenden in großen Tönen gelobt, so dass ich mir erhoffte, mit dem neuen Titel in die Reihe einsteigen zu können. Während Chronicles noch ein rundenbasiertes Taktikspiel war, sollte das Franchise nun in Echtzeit-Action wechseln. Das an sich muss ja nichts schlechtes sein und könnte in dem gesetzten Setting wunderbar funktionieren. Doch leider wurde ich herbe enttäuscht. Valkyria Revolution hat sich sehr schnell nach Arbeit angefühlt und konnte die Erwartungen, die ich an dieses Franchise hatte, in keinster Weise erfüllen. Warum das so ist, lest ihr in den nächsten Abschnitten!

Holprige Geschichtsstunde

Valkyria Revolution spielt in einem fiktiven Europa, welches sich im Krieg befindet. Ihr lauscht zu Beginn der Geschichte einer alten Dame, die mit einem jüngeren Mann am Grab der fünf Verräter steht. Diese sollen damals den Krieg angefacht haben, wodurch sie geschichtlich einen mehr als schlechten Ruf haben. Die alte Dame weist aber darauf hin, dass nicht alles so leicht ist, wie man es sich erzählt. Dementsprechend nimmt sie den jungen Herren und uns auf eine Reise in die Vergangenheit, in welcher wir in die Haut eines der Verräter schlüpfen. So erfahren wir im Laufe des Spiels immer mehr, warum er und seine Komplizen sich für den Krieg entschieden haben, wie sie die Geschicke lenkten und welche Konsequenzen daraus entstanden.

Obwohl Valkyria Revolution optisch großes Potential hat und die Figuren vor allem im Intro und in manchen Cutscenes wunderbar aussehen, da dort der Anime-Stil einfach sehr gut umgesetzt wurde, wird in der Erzählung der Geschichte kaum darauf zurückgegriffen. Diese wird nämlich in ewig langen Sequenzen dargestellt. Teilweise eine halbe Stunde können wir uns Expositionsdialoge anhören, die eine komplizierte Geschichte erzählen, uns aber nichts zeigen. Die Figuren bewegen sich kaum, die schöne Optik wirkt plötzlich sehr reduziert. Ich verstehe wirklich überhaupt nicht, wie zwischen dem Intro und den Cutscenes im Spiel so unglaublich große Qualitätsunterschiede liegen können. Das macht es wirklich schwer, der gesamten Geschichte überhaupt zu folgen.

Die Zwischensequenzen in Valkyria Chronicles wissen nicht zu überzeugen.

Die Skiptaste – eure beste Freundin!

Untermalt wird das ganze dann noch von einem Soundtrack, der Anfangs zu gefallen wusste, mit der Dauer der Zwischensequenzen aber fast schon einschläfernd wirkt. Unterbrochen werden die Zwischensequenzen dann auch immer wieder von Ladezeiten, die teilweise sogar zwischen manchen Sätzen auftauchen, ohne dass danach die Szenerie gewechselt wird. Die Geschichte könnte interessant und spannend wirken, aber leider hat es nicht lange gedauert, bis ich genervt aufstöhnen und alle Cutscenes skippen musste. Andernfalls hätte ich diese gruselige Präsentation nicht ertragen.

Zwischen den Kapiteln springt ihr immer mal wieder zurück in die Gegenwart zur alten Dame und dem jungen Herren. Der hat ein großes Buch auf seinem Schoß liegen, um einzelne Kapitel erneut auszuwählen. Das führt dann nur dazu, dass die ewig langen Cutscenes erneut abgespielt werden. Nach langen Spielpausen habt ihr so zwar eine Möglichkeit, wieder auf den aktuellsten Stand zu kommen, ich sehe die Gefahr, dabei einzuschlafen, aber als zu groß an. Dementsprechend empfehle ich, der alten Dame einfach weiter zu lauschen, um diese Unterbrechungen so schnell wie möglich zu überspringen.

Aufgesetzte, taktische Tiefe

Das Ganze hätte ich noch verkraften können, wenn dazwischen gute Gameplay-Passagen liegen würden. Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder ihr seid in eurer Hauptstadt, um dort Vorbereitungen zu treffen oder schlagt Schlachten mit eurem Squad. In die Missionen von Valkyria Revolution schickt ihr bis zu vier Charaktere eurer Truppe, wobei jede Figur andere Stärken hat. Manche sind für den Fernkampf zu gebrauchen, andere besitzen Heilfähigkeiten, wieder andere sind Nahkampfspezialisten.

Ihr lauft in diesen Abschnitten durch ganz hübsch gestaltete Anime-Städtchen und Landstriche, deren Texturen bei genauerem Hinschauen jedoch sehr matschig wirken. Trefft ihr auf Gegner, könnt ihr diese anvisieren und attackieren. Das geht entweder mit einem Nahkampfangriff, mit Magie oder mit Gewehr und Granaten. Nach einem Angriff muss sich eine Aktionsleiste erst wieder füllen, bevor ihr erneut zuschlagen könnt. Bis dahin müsst ihr einfach warten. Während die Leiste sich füllt, könnt ihr entweder blocken oder zur Seite rollen. Je mehr der Kampf sich zu euren Gunsten neigt, desto schneller füllt sich die Aktionsleiste. Das bedeutet also, dass ihr am besten alle Lager des Gegners auf einer Karte aufmischt, bevor ihr euch in Richtung Zielpunkt wendet, um die Mission abzuschließen. Dann beträgt die Aufladezeit nämlich keine Sekunde mehr und wird fast völlig obsolet.

Die mögliche taktische Tiefe hat leider kaum Auswirkungen.
Die mögliche taktische Tiefe hat leider kaum Auswirkungen.

Valkyria Revolution < Dynasty Warrios?

Wenn ihr auf Magie oder Fernwaffen zurückgreifen wollt, müsst ihr ein Menü aufrufen, welches euch den nötigen Zugriff gewährt. Dabei wird das Spielgeschehen pausiert, so dass ihr in Ruhe taktieren könnt. Sucht ihr Schutz hinter einer Wand, regeneriert ihr euch außerdem und könnt eure Gegner eventuell überraschen, um mehr Schaden zu verursachen. Durch einen einfachen Knopfdruck könnt ihr auch die anderen Charaktere steuern oder zumindest ihr Verhalten vorgeben.

Das alles ist allerdings nicht wirklich nötig und ratsam, da sowohl eure Partymitglieder als auch eure Widersacher dumm wie Stroh sind. Es dauert ewig, bis sie euch angreifen, dabei bleiben sie auf offenem Feld stehen oder rennen mit dem Kopf voran gegen eine Wand. Selbst, wenn sie in größeren Panzern stecken, um mehr Durchschlagskraft zu haben, wirkt kaum eine Situation brenzlig. Rufen sie Verstärkung, tauchen neue Truppen aus dem Nichts auf und verhalten sich genau so bekloppt.

Das taktische Potential durch Nahkampf, Fernkampf und Magie wird damit also eher zu einem „Zuschlagen, wegrennen, Leiste aufladen, von vorne“. Natürlich könnt ihr auf die unterschiedlichen Möglichkeiten zurückgreifen, eure Nahkampftechniken sind oftmals aber am erfolgreichsten. Somit entsteht das Gefühl, dass ihr eher ein Dynasty Warrios spielt, nur mit weitaus weniger Gegnern und weniger Angriffsmöglichkeiten. Ist eine Mission geschafft, wird diese vom Spiel bewertet. Ihr bekommt Geld und Erfahrungspunkte und eure Charaktere leveln sich alle auf.

Big City Life

Nach erneuten ewig langen Zwischensequenzen landet ihr dann in der Stadt. Dort könnt ihr Gegenstände erwerben, eure Ausrüstung für die Kämpfe verbessern oder neue Waffen erforschen. Des Weiteren könnt ihr die Talentbäume euer Charaktere ausbauen oder ihnen neue Techniken für den Kampf zuteilen. Das ganze erweckt den Hauch von Komplexität, der allerdings absolut unnötig ist. Ich habe mich irgendwann überhaupt nicht mehr darum gekümmert und bin trotzdem super durch das Spiel gekommen. Die Level Ups aus den Missionen reichen nämlich absolut aus.

Ihr könnt noch etwas umherlaufen, müsst ab und zu mit den Dorfbewohnern sprechen, die aber nichts Interessantes zu sagen haben. Auch eure Teammitglieder sind immer wieder anzutreffen. Hier könnt ihr kleinen Gesprächen und Interaktionen lauschen, die nochmal deutlich unterstreichen, dass die einzelnen Charaktere eine riesige Ansammlung von japanischen Klischees sind. Gespräche darüber, auf welchen Hauptmann eure Soldatinnen stehen oder was heute schon alles gefuttert wurde, sind wirklich nicht jedermanns Sache.

Das alles könnt ihr euch also anschauen, bevor ihr dann ins Hauptquartier geht und die nächste Mission auswählt. Ihr stellt euer Squad ein, startet die Mission und der ganze Spaß geht von vorne los.

In der Stadt könnt ihr einigen Gesprächen lauschen.
In der Stadt könnt ihr einigen Gesprächen lauschen.

Fazit

Ihr merkt vielleicht schon: Ich wirke alles andere als begeistert. Das liegt vor allem daran, dass ich wirklich maßlos enttäuscht bin. Das Potential wäre schließlich da gewesen! Der Vorgänger hat es doch gezeigt, wie viel Spaß dieses Universum bieten kann. Wenn man sich durch diesen Wust an Zwischensequenzen quält und wirklich aufmerksam den ganzen Dialogen lauscht, merkt man auch, dass hier eine gut durchdachte, spannende Geschichte im Spiel steckt. Dank eintöniger Schlachten und einer stümperhaften Präsentation will ich mich allerdings nicht damit auseinandersetzen.

Wenn die taktische Tiefe durch Kampfmechaniken, Squadzusammenstellung und Ausrüstung wirklich Einfluss gehabt hätte oder die Geschichte gut erzählt worden wäre, ich hätte meinen Spaß gehabt. So war jeder Abschnitt, den ich nicht selber gesteuert habe, eine reine Tortur und jeder Kampf eintönige Zeitverschwendung.Ich kann euch nur empfehlen, lieber erneut Valkyria Chronicles durchzuspielen, als Valkyria Revolution zu kaufen. Ich erhoffe mir zumindest, mit dem Vorgänger mein Bild von dieser Reihe wieder aufbessern zu können!

Gaming
[next-gamer.de] · 03.07.2017 · 18:40 Uhr
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