€uro Crisis: Das satirische Bankenspiel im Test

Euro Crisis ist das Brettspiel, das euch zu einem skrupellosen Banker werden lässt. Dabei ist euch nichts heilig, außer natürlich der schnöde Mammon. Geld regiert schließlich die Welt. Und wer könnte die Geschicke dieser Welt besser lenken als die größte Bank der Welt? Rien ne va plus.

Eigentlich ist die Euro-Krise ein viel zu ernstes Thema, um sie in einem Brettspiel zu verarbeiten. Ohne eine ordentliche Portion Humor ließe sich der trockene und schwere Stoff wohl auch kaum ertragen. Ein erster Blick auf das Material von €uro Crisis lässt zunächst auch nichts Gutes erahnen. Tonnenweise Karten, Marker und natürlich Spielgeld deuten daraufhin, dass es sich nicht um das lustige Familienspiel für jedermann handelt. Um €uro Crisis zu spielen, muss man zwar kein Wirtschafts- oder Politikstudium abgeschlossen haben, etwas Grundwissen oder zumindest Interesse an den genannten Themen, sind aber ganz bestimmt von Vorteil.

Business as usual

Im Spiel übernimmt jeder Spieler die Kontrolle über eine expandiere Bank. Über die Europäische Zentralbank in Frankfurt holt ihr euch die dicken Milliarden zu einem Spottpreis. Mit der Kohle geht es dann gleich weiter ab nach London. Dort sitzt die größte Börse Europas. Hier sind eure Milliarden schwer gefragt, ihr könnt sie zu saftigen Zinsen weiter verleihen. Durch die Troika sind die Staaten neuerdings gezwungen, Staatseigentum zu verschachern, wenn sie Staatsanleihen ausgeben.

Dieser Umstand wird am Spielende zu einem Schlüsselelement. Da am Ende der Euro Krise das Geld ohnehin nicht mehr das Papier wert ist, auf dem es gedruckt wurde, zählen am Ende (fast) nur Privatisierungen. Mit dem nötigen Geschick und ausreichend Kleingeld könnt ihr den maroden Staaten so bedeutende Bauwerke oder gar ganze Landstriche abluchsen.

Den Mob bei Laune halten

Problematisch kann es werden, wenn die Bevölkerung unzufrieden wird und möglicherweise sogar einen Aufstand anzettelt. Die Franzosen sehen es bestimmt nicht gerne, wenn sich der Eifelturm plötzlich in Besitz eines windigen Bankers befindet. Jetzt heißt es: Ruhe bewahren. Ihr könnt zum Beispiel das Militär und die Polizei mit einer großzügigen Waffen-Spende zu mehr Durchschlagskraft verhelfen. Das sollte die aufmüpfigen Franzosen schon wieder zur Raison bringen.

Doch woher kommen die benötigten Waffen? Klar, die habt ihr zuvor zu einem echten Kampfpreis im fernen Russland erstanden. Moskau ist ein wunderbarer Umschlagsplatz für Sprengstoffe, Maschinengewehre und Panzer aller Art.

Das Spielen der politischen Klaviatur

Ein wenig solltet ihr auch die Staatsverschuldung der Länder im Auge behalten. In €uro Crisis stehen die vier EU-Länder Griechenland, Frankreich, Irland und Spanien auf eurer Ausbeuter-Liste. In allen Ländern herrschen leicht veränderte Grundvoraussetzungen. Es gibt unterschiedliche Institutionen, die es zu privatisieren gibt und auch die Neigung zu Aufständen unterscheidet sich ein wenig.

Als Chef einer bedeutenden Bank könnt ihr die politische Szene in den Ländern natürlich auch ein wenig beeinflussen. Der Einfachheit halber streiten sich insgesamt vier Parteien um die Macht eines Staates. Das wären zunächst die Konservativen. Sie fordern eine Rente ab 70 Jahren, die 55 Stunden-Woche, hängen in allen Klassenzimmern Kruzifixe auf und wollen, dass alles so wird wie früher. Sind die Konservativen an der Macht ist das zwar gut für die Staatskasse, macht die Bürger aber unzufriedener. Ein gegenteiliger Effekt stellt sich ein, wenn sie Sozialisten dick im Geschäft sind. Rente schon mit 55 Jahren, dazu die 30 Stunden-Woche… das kommt bei den Bürgern natürlich gut an, ist für den Staat aber ein kostspieliges Unterfangen.

Weiterhin gibt es noch die Liberalen. Keine schlechte Wahl für die Banken. Denn hier gibt es keine Unternehmenssteuern mehr und die Banken bekommen alle Freiheiten. Weniger gut für das Bankengeschäft sind natürlich die Kommunisten. Da in dieser Form der Regierung alles dem Staat gehört, ist das ein ganz schlechter Deal für die Banken.

Die Waffe der Bestechung

Wie ihr seht, gilt es bei €uro Crisis immer einen kühlen Kopf zu bewahren und die Übersicht zu behalten. Richtig Leben ins Spiel bringen die Ereignisse der unterschiedlichen Kategorien, sie beeinflussen den Spielverlauf doch erheblich. Mitunter kann durch ein Ereignis etwa ein Schuldenschnitt bei einem Staat zusammenkommen. Die abgeschriebenen Milliardenpakete sind dabei nicht das Problem. Sie werden dank der Rettungsschirme ordentlich abgefedert. Für das eigene Einkommen ist so ein Schuldenschnitt aber natürlich nicht so schön. Schließlich hat eure Bank doch jahrelang ordentlich an der hohen Staatsverschuldung mitverdient.

Ein nicht ganz unwichtiger Faktor ist auch der äußerst lebendige Schwarzmarkt. Kauft ihr mit eurer Bank reichlich Waffen oder Gold (immer noch eine der sichersten Währungen), steigen die Preise dort an. Mit bestimmten Ereignissen können die Preise aber auch schnell wieder sinken. In dem Fall kann sich ein Ausflug nach Moskau wieder lohnen, um dort für wenig Geld auf Shopping-Tour zu gehen.

Alles für das Banken-Rating

Das Ende des Spiels tritt nach drei Jahren ein. Nur wenn ein Spieler durch die Ansammlung von Privatisierungen schon 33 Punkte gesammelt hat, endet die Partie vorzeitig. Dann kommt es zur großen Abrechnung, dem Banken-Rating. Die Punkte aller erworbenen Privatisierungen werden addiert. Einkommen, Gold und Waffen zählen noch die Hälfte der eingetragenen Summe. Beide Werte ergeben schlussendlich das Banken-Rating. Der Gewinner bekommt somit das heißbegehrte Prädikat “Beste €uro Crisis Zockerbank”. Wenn das mal kein lohnenswertes Ziel ist…