Transrapid im Paternoster: ThyssenKrupp entwickelt einen Aufzug ohne Seil
Die bisher genutzte Aufzugstechnologie stößt bei riesigen Wolkenkratzern an ihre Grenzen. Im derzeit höchsten Gebäude der Welt – dem Burj Khalifa in Dubai – etwa muss man zweimal umsteigen, um in das oberste Stockwerk zu gelangen. Der Grund: Bei nur einem einzigen Aufzug wäre das Eigengewicht des Stahlseils so groß, dass es von selbst reißen würde. Die deutsche Firma ThyssenKrupp hat nun allerdings eine Lösung für dieses Problem entwickelt: Einen Aufzug, der nicht von einem Seil in die Höhe gezogen wird, sondern durch einen Magnetantrieb befördert wird. Dies bringt eine Reihe von Vorteilen mit sich. So können die Aufzüge beispielsweise nicht nur nach oben und unten fahren, sondern theoretisch auch nach rechts und links.
Der neue Aufzug benötigt weniger Platz und Energie
Auf diese Weise wird es möglich, mehrere Aufzüge in einem Schacht zu betreiben und so die Wartezeit für die Fahrgäste zu reduzieren. Außerdem wird so der Platzbedarf reduziert. Heute wird bei Wolkenkratzern bis zu fünfzig Prozent der Grundfläche für das Aufzugssystem benötigt. Der neue kabellose Aufzug hingegen benötigt nur rund die Hälfte des Platzes. Außerdem wird rund 60 Prozent weniger Energie verbraucht als bei bisher genutzten Aufzügen. Bisher allerdings fahren die neuen Aufzüge nur in einem eigens gebauten Tower in Rottweil. Personen dürfen aber auch dort noch nicht befördert werden. Der Konzern rechnet damit, dass erst im Jahr 2020 alle erforderlichen Genehmigungen der staatlichen Aufsichtsbehörden vorliegen.
Die Antriebstechnik wurde vom Transrapid übernommen
Einen ersten Kunden hat ThyssenKrupp dennoch bereits gefunden: Der Projektentwickler OVG Real Estate will in Berlin in der Nähe der Mercedes-Benz-Arena einen 142 Meter hohen Turm namens East Side Tower errichten. In diesem soll das neue Aufzugssystem ohne Seil zum Einsatz kommen. Wenn man so möchte, erlebt der Transrapid damit in Deutschland doch noch einmal eine kommerzielle Nutzung. Denn die Antriebstechnik des neuen Aufzugs entstammt der Forschungsarbeit, die einst für die deutsche Magnetschwebebahn geleistet wurde. ThyssenKrupp-Chef Andreas Schierenbeck spricht daher davon, dass die Konzepte des Transrapid und des Paternosters kombiniert worden seien. Aufzüge könnten für den ehemaligen Stahlkonzern zukünftig somit noch wichtiger werden. Schon heute sorgt dieser Konzernbereich für rund die Hälfte des Unternehmensgewinns.
Via: Inhabitat