Shigeru Miyamoto: Casuals wissen Spiele nicht zu schätzen, laut Nintendo-Mastermind
Mit der Wii und dem DS schrieb sich Nintendo die Erweiterung des kompletten Videospielmarkts auf die Fahnen: Ob Mütter oder Opas, ob Mann ob Frau, jeder sollte vom Unterhaltungsmedium “Videospiel” begeistert werden – das Lächeln auf den Lippen der ganzen Welt war das erklärte Ziel. War man mit dieser Taktik vor einigen Jahren überaus erfolgreich, hat sich das Bild heute etwas geändert. Mit Nintendos Hilfe und dank der Omnipräsenz von Smartphones, Tablets und Facebook-Spielen wie Candy Crush-Saga spielt mittlerweile tatsächlich ein jeder – dummerweise haben allerdings all diejenigen Nintendo vergessen, die 2006 noch begeistert Wii Sports gespielt haben.
In der aktuellen Ausgabe der EDGE lässt Nintendo-Mastermind Shigeru Miyamoto erstmals anklingen, dass die Casual-Zielgruppe für Nintendo an Bedeutung verloren haben. In gewisser Weise seien diese Spieler in den Augen des Mario- und Zelda-Erfinders gar “pathetisch.” Dies berichtet CVG, das Schwestermagazin der EDGE, vorab zur Veröffentlichung des Magazins.
“Das sind diese Art von Leute, die z.B. einen Film sehen möchten. Sie wollen vielleicht ins Disneyland gehen. Ihre Einstellung lautet “Okay, ich bin der Kunde, unterhalte mich.” Sie haben eine etwas passive Einstellung und ich empfinde das als ein wenig pathetisch. Sie wissen nicht wie interessant es ist, wenn du einen Schritt weiter gehst und dich versuchst mit etwas komplexeren Spielen herauszufordern.”
Vielen Fans fiel unlängst auf, dass das Line-Up von 3DS und auch der Wii U deutlich stärker auf Nintendo-Fans fokussiert ist als in der vorherigen Generation sowie in den vergangenen Jahren Casual-Experimente wie Brain Training größtenteils allenfalls halbherzig fortgesetzt wurden. Dies ist jedoch das erste Mal, dass ein hochrangiger Angestellter Nintendos fast schon abwertende Worte über die einst als immens wichtig erachtete Zielgruppe äußert.
Miyamoto erkennt jedoch auch, dass es im Zeitalter der Smartphones nicht mehr Nintendos Aufgabe ist, zu versuchen die Spielergemeinde zu vergrößern. Dies sei schlichtweg nicht mehr nötig.
“Aufgrund der Verbreitung von Smart-Devices erachten die Menschen Videospiele heute glücklicherweise als selbstverständlich. Das ist gut für uns, denn das bedeutet, dass wir uns nicht länger darüber Sorgen müssen, wie wir dabei helfen können, dass Videospiele ein relevanter Teil in den Leben der Menschen werden.”
Natürlich wird sich Nintendo trotzdem der eigenen Linie treu bleiben. Ob Mario Kart, Smash Bros. oder das kommende Splatoon – die Spiele des großen N sollen seit jeher nicht nur die Core-Spieler begeistern, sondern auch Familien und jüngere Zeitgenossen. Vielmehr gibt sich Miyamoto selbstbewusst, dass aufgrund der erweiterten Spielerbasis durch Smartphone-Gaming und Co all die neuen Gamer, die auch an etwas komplexere Spiele interessiert sind, auch ohne Brain Training-Lockvogel auf Nintendos Spiele aufmerksam werden.
