Riesige Solar-Anlagen in der Wüste geplant

München/Berlin/Frankfurt/Essen (dpa) - Mit Strom aus der Wüste zur Energiewende: Spektakuläre Solarstrom-Anlagen in der Sahara sollen schon in zehn Jahren Energie liefern können. «Dies ist keine ferne Vision mehr, sondern technologisch bestechend und auch realisierbar.»

Das erklärte Münchener-Rück-Vorstand Torsten Jeworrek. Dazu wollen 15 Unternehmen, darunter große deutsche Energie- und Finanzkonzerne, sowie Institutionen am 13. Juli eine Industrieinitiative gründen, wie Sprecher des weltgrößten Rückversicherers Münchener Rück und des Elektrokonzerns Siemens am Dienstag bestätigten. Für den Bau von Solarkraftwerken in der Wüste Nordafrikas sind rund 400 Milliarden Euro veranschlagt.

Damit ließen sich etwa 15 Prozent der europäischen Stromversorgung decken, sagte Jeworrek der «Süddeutschen Zeitung». Bei dem sogenannten Desertec-Konzept geht es um Strom aus solarthermischen Kraftwerken in Nordafrika, der über Gleichstrom-Hochspannungsnetze nach Europa transportiert werden könnte. «Desertec setzt langfristig eindeutig die richtigen Anreize, nämlich für Klimaschutz und eine CO2-arme Energiewirtschaft», sagte Jeworrek. In den kommenden zwei bis drei Jahren will die Initiative konkrete Umsetzungspläne auf den Tisch legen.

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) begrüßte die Initiative. «Die Errichtung solcher Kraftwerke in Verbindung mit einem Stromverbund im Mittelmeerraum liegt im europäischen Interesse», erklärte Gabriel in Berlin. Das Vorhaben sei «sehr ambitioniert» und bedürfe erheblicher finanzieller Anstrengungen. Die entscheidenden Weichen zur Gründung eines Stromverbundes müssten auf europäischer Ebene beziehungsweise im Rahmen der Union für das Mittelmeer gestellt werden.

Neben der Münchener Rück, die sich als Sprachrohr der Initiative versteht, wollen sich die Energieversorger RWE und E.ON sowie die Deutsche Bank und Firmen aus der Solarwirtschaft anschließen. Auch Außen-Staatsminister Günter Gloser habe seine Teilnahme zugesagt, sagte der Münchener-Rück-Sprecher. Der Rückversicherer bekommt die Folgen des Klimawandels immer wieder wegen hoher Schäden durch Naturkatastrophen wie Wirbelstürme zu spüren und sieht zugleich neue Geschäftspotenziale in erneuerbaren Energien. «Selbst die großindustrielle Nutzung der Sonnenenergie in den Wüsten Nordafrikas muss keine Utopie bleiben», erklärte das Unternehmen.

Schon lange setzen Wissenschaftler große Hoffnungen auf die Gewinnung von Solarstrom in Wüsten. Bisher kam es aber zu keinem Großprojekt in Afrika. Mittelfristig sollten auch europäische und nordafrikanische Partner für das ehrgeizige Projekt gewonnen werden, berichtete die Zeitung. «Bei Italien und Spanien sind wir sehr optimistisch, auch aus Nordafrika bekommen wir viele positive Signale», sagte Jeworrek.

Denkbar seien Solarkraftwerke an mehreren Standorten in Nordafrika. Wichtigstes Kriterium: Die Anlagen müssten in politisch stabilen Ländern stehen, sagte Jeworrek der «Süddeutschen Zeitung». In der kalifornischen Mojave-Wüste und in Spanien gibt es erste Anlagen. Nach Einschätzung von Siemens würde eine Fläche von 300 mal 300 Kilometern mit Parabolspiegeln in der Sahara ausreichen, um den gesamten Strombedarf der Erde zu decken. «Solarthermische Kraftwerke werden einen Boom erleben, der derzeit noch schwer abschätzbar ist», sagte ein Siemens-Sprecher.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace begrüßte die Pläne. «Die Initiative der Unternehmen ist eine der klügsten Antworten auf die globalen Umwelt- und Wirtschaftsprobleme dieser Zeit», erklärte Greenpeace-Energieexperte Andree Böhling. Die Politiker seien gefordert, den Investoren sichere Rahmenbedingungen zu schaffen. «Dazu gehört eine Anschubfinanzierung sowie eine Einspeisevergütung für Wüstenstrom.»

Dagegen warf der Grünen-Spitzenkandidat im Bund, Jürgen Trittin, der Industrie Tatenlosigkeit beim Projekt Desertec in den vergangenen Jahren vor. «Jahrelang werden grüne Ideen verlacht, und nach zehn Jahren wollen alle immer schon so gedacht haben», erklärte Trittin. Die Forschung zu Möglichkeiten der Energiegewinnung im Mittelmeerraum habe schon zu seiner Zeit als Bundesumweltminister ein gigantisches Potenzial zur solaren Stromerzeugung offenbart. «Nun endlich entdecken auch tradierte Energieversorger diese Quelle.»

Umwelt / Energie
16.06.2009 · 17:57 Uhr
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