Rätselraten um den Tod von Michael Jackson

Los Angeles (dpa) - Für seine Fans ist er unsterblich. Der überraschende Tod von Michael Jackson, einem der größten Popstars aller Zeiten, hat bei Millionen Menschen weltweit für Bestürzung und Rätselraten gesorgt.

Mit seinen Superhits («Thriller») und legendären Bühnenauftritten tanzte sich Jackson auf immer in den Himmel der Popmusik. Doch die Bilderbuchgeschichte vom singenden Wunderknaben zum schillernde Megastar fand ein trauriges Ende: Der «King of Pop» starb am Donnerstagnachmittag (Ortszeit) in Los Angeles im Alter von nur 50 Jahren nach einem Herzstillstand. Jackson war auch eine umstrittene und tragische Figur: Immer wieder wurden Vorwürfe laut, er habe angeblich Minderjährige missbraucht. Er galt als hoch verschuldet und nach zahlreichen «Schönheitsoperationen» als körperliches Wrack.

Medienberichten zufolge soll der Megastar morphiumsüchtig gewesen sein. Brian Oxman, einer der Anwälte der Jackson-Familie, schloss eine versehentlich eingenommene tödliche Dosis verschreibungspflichtiger Medikamente nicht aus. Noch am Freitag begann eine Autopsie. Das Ergebnis wird erst in sechs bis acht Wochen erwartet.

Jackson habe vor seinem Tod eine starke Dosis Morphium bekommen, berichtete die gewöhnlich gut unterrichtete Internetseite tmz.com unter Hinweis auf nicht genannte Familienmitglieder. Dem Internetdienst zufolge sucht die Polizei nach dem Arzt, der ihm diese Spritze verabreichte. Der Mediziner, der in Jacksons Haus lebte, sei derzeit nirgends zu finden, hieß es. Die Angehörigen seien wegen des Morphiums beunruhigt gewesen. Zudem soll der Vater kürzlich versucht haben, den Sänger wegen seiner Tablettensucht in einer Entzugsklinik im kalifornischen Palmdale unterzubringen, hieß es.

Oxman sagte zu dem Verdacht, der Tod könne durch Medikamente ausgelöst worden sein: «Dies war etwas, was ich befürchtete und etwas, vor dem ich gewarnt habe.» Der Sänger habe zuletzt Arzneien wegen früherer Verletzungen, darunter ein Rücken- und ein Beinbruch, eingenommen, während er für sein geplantes Comeback am 13. Juli in London probte.

Jackson, einer der größten Stars aller Zeiten, war am Donnerstag mit einem Notarztwagen von seinem Luxusanwesen in Los Angeles wegen des Verdachts auf Herzstillstand zu einem nur wenige Minuten entfernten Krankenhaus gebracht worden. Ein Privatarzt in der Villa hatte zuvor sofort Wiederbelebungsversuche gemacht - ohne Erfolg. Auch in der Klinik konnten die Mediziner Jackson nicht ins Leben zurückholen. Um 14.26 Uhr Ortszeit (23.26 Uhr MESZ) erklärten die Ärzte des UCLA Medical Centers den Megastar für tot. Die Nachricht verbreitete sich blitzschnell über das Internet und legte Portale und Suchmaschinen zeitweise lahm.

«Möge unsere Liebe Dich immer begleiten», sagte sein Bruder Jermaine Jackson mit leiser Stimme in eine Fernsehkamera. «Unsere ganze Familie ist tief bestürzt, erschüttert und unendlich traurig. Die Welt ohne unseren Sohn wird eine andere Welt sein. Bitte schließt Michael in Eure Gebete ein», teilte der Vater von Michael Jackson, Joseph «Joe» Jackson, am Freitag auf seiner Internetseite mit.

Madonna erklärte: «Ich kann nicht aufhören, über diese traurige Nachricht zu weinen.» Und Popsängerin Britney Spears ließ verlauten: «Mein ganzes Leben lang war er eine Inspiration für mich und ich bin am Boden zerstört, dass er nicht mehr da ist.»

Auch Schauspielerin Sophia Loren war bestürzt: «Die Welt hat eine Ikone verloren.» Ex-Beatle Paul McCartney zeigte sich «schockiert» über den Verlust seines Freundes. Andere, wie Robin Gibb von den Bee Gees, gaben auch dem Wirbel um Jacksons Privatleben eine Mitschuld an seinem Tod. Der Gouverneur von Kalifornien und Schauspieler, Arnold Schwarzenegger, sagte: «Er war eine der einflussreichsten Ikonen der Musikindustrie.»

Der einst schwarze Musiker, ein begnadeter Sänger und Tänzer von Kindesbeinen an, hat schätzungsweise 750 Millionen Platten verkauft und wurde mit 13 Grammys geehrt, der höchsten Auszeichnung, die die Musikbranche zu vergeben hat.

Unmittelbar nach der Todesnachricht versammelten sich hunderte Menschen vor der Klinik und Jacksons Wohnhaus. Viele weinten und nahmen sich gegenseitig in die Arme. Immer wieder riefen sie in Sprechchören «Michael, Michael!» Einige versuchten, das Krankenhaus zu stürmen. In zahlreichen US-Städten hielten Fans spontan Mahnwachen ab und zollten ihrem Idol mit Songs und dem legendären «Moonwalk» Tribut.

Vor dem geschichtsträchtigen Apollo-Theater in New York, in dem der junge Jackson einst seine Karriere startete, feierten unzählige, meist schwarze, Verehrer ihr Vorbild die ganze Nacht hindurch mit einer riesigen Tanzparty. «In Erinnerung an Michael Jackson, eine wahre Apollo-Legende», leuchtete als Schriftzug auf dem Gebäude auf.

Die drei Kinder des Popstars - Michael I (12), Paris (11) und Prince Michael II (7) - sollen nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters vorerst bei ihrer Großmutter bleiben, wie Oxman der US-Zeitschrift «People» mitteilte. «Frau Jackson liebt die Kinder und sie wird sich nun um sie kümmern.» Auch der Patenonkel der Kinder, der frühere britische Kinderstar und Jackson-Freund Mark Lester, kündigte seine Bereitschaft zur Hilfe an. «Ich bin sieben Tage die Woche 24 Stunden lang für sie da», sagte er in der Fernsehsendung «Today Show». «Von mir können sie alles bekommen, was sie brauchen.»

Lisa Marie Presley, die Mitte der 1990er Jahre kurz mit dem Sänger verheiratet war, sprach von einem «massiven Verlust». Sie denke vor allem an Jacksons Kinder, «die ihm alles bedeuteten». Hollywoodstar Elizabeth Taylor, Jacksons langjährige enge Freundin, war nach Angaben ihres Sprecher «zu sehr am Boden zerstört», um den Verlust in Worte zu fassen.

Jackson hatte ein Leben wie auf der Achterbahn. Nach einem beispiellosen Aufstieg vom Kinderidol zum Megastar kam der absolute Tiefpunkt mit Vorwürfen wegen angeblichen Kindesmissbrauchs. 1993 behauptete ein 13-jähriger Junge, in Jacksons Schlafzimmer Opfer sexueller Annäherungen geworden zu sein. Der Star bestritt das konsequent, einigte sich aber schließlich mit der Familie des Jungen auf eine Abfindung in Millionenhöhe. Ähnliche Beschuldigungen eines Teenagers führten 2005 zu einem «Jahrhundertprozess», der mit einem Freispruch endete.

Als siebtes von neun Kindern 1958 im Schwarzen-Ghetto von Gary (US-Bundesstaat Indiana) geboren, stand das begnadete Showtalent schon mit fünf auf der Bühne. Doch «Little Michael» im Afro-Look klagte später in TV-Interviews über seine «verlorene Kindheit». Im Laufe der Jahre wurde seine Haut immer weißer.

Seine Super-Hits wie «Thriller», «Billie Jean», «Bad» oder «Dangerous» stürmten über Jahre hinweg weltweit die Hitparaden. Doch später sorgten eher bizarre Auftritte, abgesagte Konzerte und persönliche Eskapaden für Schlagzeilen.

Für den Juli hatte hatte der Sänger eine mit Spannung erwartete Comeback-Tour in London angekündigt. Wie in düsterer Vorahnung sagte er dazu im März: «Das werden meine letzten Shows sein. Das wird es sein. Wenn ich sage, das ist es, dann meine ich wirklich, das ist es.»

Die Nachricht vom Tod des Weltstars verbreitete sich in Sekundenschnelle rund um den Globus. Im Internet löste sie eine wahre Lawine von Beileidsbekundungen aus. Justin Timberlake wurde auf seiner Internetseite zitiert: «Wir haben ein Genie und einen wahren Botschafter nicht nur für Popmusik, sondern jede Art von Musik verloren». US-Regisseur Steven Spielberg sagte «Entertainment Weekly»: «Genauso wie es keinen neuen Fred Astaire oder Chuck Berry oder Elvis Presley geben wird, wird es niemand vergleichbaren zu Michael Jackson geben.»

Leute / USA
26.06.2009 · 23:25 Uhr
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