Porträt: Aldi-Gründer starb in aller Stille

Essen (dpa) - Fast jeder kennt Aldi. Theo Albrecht aber, der Mann hinter dem Discount-Riesen, lebte extrem zurückgezogen.

Am Samstag starb der 88-Jährige im Kreis der Familie in seiner Heimatstadt Essen und fand am Mittwoch im noblen Bredeney im Süden der Stadt die letzte Ruhestätte - noch bevor die Öffentlichkeit von seinem Tod erfuhr.

Der Unternehmensgründer und Multimilliardär machte aus seinem Leben ein so großes Geheimnis, dass nicht einmal der genaue Geburtsort und der Tag in der Öffentlichkeit bekannt waren. Aldi lüftete dieses Geheimnis nach dem Tod: Es war Essen. Der genaue Geburtstag ist wahrscheinlich der 13. März, vielleicht aber auch der 28. März. Auch aus seiner riesigen Discounterkette drangen nur selten Nachrichten.

Entscheidend für das zurückgezogene Leben von Theo Albrecht war wohl seine Entführung vor fast 40 Jahren. 1971 ereignete sich der spektakuläre Fall. Erst nach 17 Tagen und nach der Zahlung eines Lösegelds von sieben Millionen Mark wurde der Unternehmer wieder freigelassen. Wenige Jahre später erregte er noch einmal Aufsehen, als er vor dem Düsseldorfer Finanzgericht die volle steuerliche Absetzbarkeit seiner materiellen Entführungsschäden einklagte.

Theo Albrecht hinterlässt ein Milliardenvermögen, das auch nach seinem Tod sicher verwaltet wird. Es ist in nicht auflösbaren Stiftungen gebunden. Theo und sein zwei Jahre älterer Bruder Karl galten jahrelang als die reichsten Deutschen mit zuletzt jeweils über 17 Milliarden Euro Vermögen, wie das «manager magazin» in seiner Liste der reichsten Deutschen im Oktober schrieb. Der ältere Bruder hatte die Nase leicht vorn.

Auch in der «Forbes»-Liste der reichsten Menschen der Welt landeten sie regelmäßig auf vorderen Plätzen. In der Forbesliste vom März dieses Jahres rutschten sie etwas ab. Karl Albrecht kam mit gut 17 Milliarden Euro auf Platz 10, Bruder Theo mit nur noch rund 12 Milliarden auf Platz 31. Handelsunternehmer Michael Otto sortierte sich mit fast 14 Milliarden auf Rang 21 dazwischen ein.

Aufgewachsen sind die Brüder in bescheidenen Verhältnissen im Essener Bergarbeitervorort Schonnebeck. 1946 übernahmen sie den Lebensmittelladen der Mutter, die sich damit ein kleines Zubrot verdiente. Da der Vater wegen einer Staublunge nicht mehr als Bergmann arbeiten konnte und nur noch schlecht verdiente, war die Familie auf den Laden angewiesen.

Aus dem Geschäft wurde im Nachkriegsdeutschland schon bald eine kleine Kette. Den Aufstieg schafften die Brüder jedoch mit einer schlichten Idee, die den Einzelhandel bis heute prägt. 1962 wurde der erste Aldi-Markt - die Abkürzung von Albrecht-Discount - in Dortmund eröffnet, nachdem die Brüder ihr gemeinsam aufgebautes Ladennetz zuvor in zwei Teile getrennt hatten. Theo Albrecht gehörte der Norden. Man kann die Filialen am leicht unterschiedlichen Logo unterscheiden.

Kompromisslos verschrieben sich die Brüder dem sonst unbekannten Discount-Prinzip und arbeiteten weiterhin eng zusammen. Statt aufwendiger Dekorationen und teurer Markenprodukte setzen die «Pfennigfuchser von der Ruhr» auf billige Holzregale und ein eingeschränktes Sortiment mit günstigen Preisen. Knapp zehn Jahre später überzog Aldi bereits rund 300 deutsche Städte mit einem Netz von 600 Filialen, an denen kaum ein bundesdeutscher Verbraucher vorbei kam.

Gleichzeitig verschwanden die Brüder fast völlig von der Bildfläche. Theos Söhne arbeiten seit langem in der Unternehmensführung. Sonst ist so gut wie nichts über die genauen Familienverhältnisse bekannt, nur wenige Fotos existieren.

Handel
28.07.2010 · 21:46 Uhr
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