Politiker kündigen hartes Vorgehen gegen Grusel-Clowns an

Düsseldorf/Berlin (dpa) - Schock-Auftritte von «Horror-Clowns» werden in Deutschland immer mehr zur Plage und rufen jetzt die Politik auf den Plan. Nordrhein-Westfalens Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) warnt Nachahmer vor den Folgen und drohte mit Haftstrafen.

«Wer andere zu Tode erschreckt, ist nicht lustig!», sagte Kutschaty. Auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) kündigte ein hartes Vorgehen an. Bundesweit häufen sich derweil die Taten. Am Wochenende wurden allein in NRW laut Innenministerium 86 Vorfälle gemeldet.

Die Zirkusbranche befürchtet große Imageschäden. «Durch die Attacken wird der Clown immer mehr zum Angstobjekt», sagte der Vorsitzende des Verbandes Deutscher Zirkusunternehmen, Dieter Seeger, der dpa. «Viele moderne Clowns im Zirkus verzichten mittlerweile auf die weiße Gesichtsfarbe und Maske und setzen eher auf lustige Kleidung.»

In München ging ein «Grusel-Clown» mit Axt auf einen zehnjährigen Jungen in München los. Der Schüler fuhr mit seinem Fahrrad am Freitagabend vom Fußball nach Hause, als der Unbekannte aus einem Gebüsch hervorsprang, eine Axt schwang und schreiend auf das Kind zulief, wie die Polizei am Montag mitteilte.

Auf einem Supermarkt-Parkplatz in Sachsen-Anhalt erschreckten Jugendliche mit Clownsmaske und Kettensäge eine Mutter. Die Frau war mit ihrem Kind unterwegs und geriet in Panik. Polizisten fanden in einem Auto eine mit Kunstblut beschmierte Maske, eine Kettensäge, eine Spitzhacke, einen Vorschlaghammer und eine Skelett-Kapuzenjacke mit Totenkopf.

Am frühen Montagmorgen attackierte in Hoyerswerda ein Mann mit Clown-Maske einen 17-Jährigen: Er sprang aus einem Gebüsch und schlug den jungen Mann mit einem Knüppel auf den Arm.

Die professionellen Clowns sind sauer über den Spuk und stellen klar: «Grusel-Clowns sind keine Clowns. Es sind wirre Menschen, die ihre destruktiven Neigungen auf diese armselige Art ausleben wollen.» In einer Mitteilung des Dachverbands Clowns in Medizin und Pflege Deutschland heißt es weiter: «Sie sind weder komisch noch beeindruckend, sondern ein grotesker Abklatsch.»

Der Geschäftsführer des Vereins Rote Nasen Deutschland, Claus Gieschen, betonte in Berlin: «Wer Kinder und Erwachsene erschrickt und sich dabei hinter einer Maske verbirgt, richtet nicht nur seelischen Schaden bei den Betroffenen an, sondern beschädigt das Bild von Clowns in der Öffentlichkeit.» Der therapeutische Einsatz von Clowns in Krankenhäusern sei wegen der Gruselwelle gefährdet. Der Verein Rote Nasen spendet Klinikpatienten Trost und Heiterkeit.

Auch wenn dem Opfer nichts passiere, könne ein «demaskierter Clown» bis zu einem Jahr im Gefängnis landen, sagte NRW-Minister Kutschaty. «Da gehört er dann auch hin! Erst recht, wenn mit der Maskerade weitere Gewalthandlungen verbunden sind.» CSU-Politiker Herrmann sagte der «Passauer Neuen Presse», Bayerns Behörden würden «nichts durchgehen lassen und jeden Fall konsequent verfolgen sowie entsprechend ahnden». Der Gruseltrend erreichte Deutschland in diesem Herbst.

In den USA und vielen anderen Ländern machen Grusel-Clowns schon seit einiger Zeit die Straßen unsicher. Als Videos tauchen die makabren Streiche oft im Internet auf. Der Trend begann in den Vereinigten Staaten etwa vor zwei Jahren. Inzwischen ist es selbst Stephen King zuviel: Der US-Horrorautor hatte mit dem Roman «Es», in dem der böse Clown Pennywise reihenweise Kinder tötet, 1986 einen Bestseller gelandet. King schrieb diesen Monat auf Twitter: «Liebe Leute, macht endlich mal halb lang mit dieser Clown-Hysterie. Die meisten von ihnen sind gut, heitern Kinder auf und bringen Menschen zum Lachen.»

Genauso wie damals nach Erscheinen von «Es» richtet der Münchner Circus Krone Anti-Angst-Kurse ein. Das sagte Zirkussprecherin Susanne Matzenau. Kings Buch habe bereits vor 30 Jahren mit seinem Roman der Branche einen Imageschaden zugefügt. Der Zirkus veranstaltete damals spezielle Seminare für Coulrophobiker, wie Menschen mit Angst vor Clowns heißen. «Wir haben den Teilnehmern den Clown-Darsteller ungeschminkt gezeigt und ihn vor ihren Augen verwandelt.»

Unterdessen gibt es in Deutschland auch die ersten Fehlalarme. So war der von Grundschülern am vergangenen Donnerstag im sächsischen Riesa gesichtete «Horror-Clown» gar keiner. Nach den bisherigen Ermittlungsergebnissen handelte es sich offensichtlich um den Hausmeister, wie die Polizei am Montag mitteilte. Die Achtjährigen hätten den mit Warnweste und Gehörschützern am Kopf ausgestatteten Angestellten «augenscheinlich falsch interpretiert».

Die Polizei warnt vor Falschmeldungen in sozialen Netzwerken: In den vergangenen Tagen seien vermehrt ausgedachte Texte zu Clowns, die wie Zeitungsberichte ausgesehen hätten, im Internet verbreitet worden, teilte die Polizei in Hannover mit. «Wir raten dazu, sich entweder bei seriösen Anbietern zu informieren oder auf verifizierten Portalen zu vergewissern.»

Einen jähen Tod der «Horror-Clowns» prophezeit der Direktor des Zirkus «Roncalli», Bernhard Paul, in der österreichischen «Kronen Zeitung»: Diese würden «so schnell verschwinden, wie sie gekommen sind».

Kriminalität / Clowns / Deutschland
24.10.2016 · 18:49 Uhr
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