Papst wendet sich an Zweifelnde: «Gibt es Gott?»

Rom/Berlin (dpa) - In wenigen Tagen kommt der Papst, zuvor sprach er schon im TV zu den Deutschen. Benedikt XVI. richtete sich dabei auch an Zweifelnde. Die meisten Bürger setzen keine großen Erwartungen in den Besuch, doch die Kanzlerin hofft auf Impulse für die Ökumene. Über die geplante Bundestagsrede des Papstes wird weiter gestritten.

Im «Wort zum Sonntag» rief Benedikt dazu auf, «die Wahrnehmungsfähigkeit für Gott, die in uns da ist», wieder neu zu entwickeln. Zur Debatte über seinen umstrittenen Auftritt im Bundestag äußerte sich das Oberhaupt der katholischen Kirche nicht. Mehrere Unionspolitiker bezeichneten den angekündigten Boykott durch rund 100 Oppositionsabgeordnete als «beschämend». Der Pontifex besucht vom 22. bis 25. September Deutschland und macht Station in Berlin, Thüringen und Freiburg.

In der am Samstagabend ausgestrahlten ARD-Sendung sagte Benedikt: «Sie werden mich vielleicht fragen: "Gibt es Gott überhaupt? (...)"». Der Pontifex ergänzte, es sei wahr, dass man Gott nicht anfassen oder in die Hand nehmen könne. Aber «in der Größe des Kosmos» und «in der Schönheit der Schöpfung» könne man etwas ahnen und sehen von der «Schönheit, Größe und (...) Güte Gottes».

Sein Besuchsprogramm in Deutschland sei «nicht religiöser Tourismus, und noch weniger eine Show. (...) Es soll darum gehen, dass Gott wieder in unser Blickfeld tritt, der so oft ganz abwesende Gott, dessen wir doch so sehr bedürfen», sagte Benedikt.

2,36 Millionen Zuschauer verfolgten das «Wort zum Sonntag», in dem der Papst zwar den geplanten Auftritt im Bundestag erwähnte, nicht aber die Kritik daran: «Ich freue mich besonders auf Berlin, wo es viele Begegnungen geben wird, und freue mich besonders natürlich auf die Rede im Bundestag (...)».

Die Diskussion über diese Rede ging auch am Wochenende weiter. Unions-Fraktionschef Volker Kauder (CDU) schrieb in einem Gastkommentar für die «Bild am Sonntag»: «In einer Demokratie kann jeder Kritik an einer Person äußern. Man muss ihm aber zuerst zuhören. Das ist ein Gebot des Anstands (...)».

51 Prozent der Deutschen finden es nach einer Emnid-Umfrage für das Magazin «Focus» richtig, dass der Papst im Parlament spricht. 39 Prozent halten es für falsch. Der Berliner Verfassungsrechtler Christian Pestalozza sieht die Bundestagsrede des Papstes nicht problematisch. Er sagte der Nachrichtenagentur dpa: «Wenn ich einem Gast erlaube und bitte, vor meinem Forum zu sprechen, heißt das noch nicht, dass ich mich mit seinen Meinungen, seiner Herkunft oder seiner Tradition identifiziere.»

Etwa 100 Abgeordnete von SPD, Grünen und Linken wollen der Rede am 22. September fernbleiben, weil sie den Auftritt für unvereinbar halten mit der religiösen Neutralität des Staates. Die Befürworter entgegnen, der Papst sei als Staatsoberhaupt im Rahmen seines Staatsbesuchs eingeladen worden. Trotz der Boykottankündigung sind leere Reihen im Bundestag aber unwahrscheinlich. Alle Fraktionen hatten sich darauf verständigt, freie Plätze im Plenarsaal durch ehemalige Abgeordnete aufzufüllen.

Die katholische Reformgruppe «Wir sind Kirche» vermisst beim Papstbesuch die Chance, Benedikt XVI. auch mit kritischen Themen zu konfrontieren. «Dialog kommt gar nicht vor», sagte Christian Weisner vom Bundesteam der kirchenkritischen Organisation der Nachrichtenagentur dpa. Weisner kritisierte zudem, dass nach der Rede des Papstes vor dem Bundestag die Abgeordneten keine Fragen stellen dürfen. Die Reise des Papstes werde höchstens schöne Bilder liefern. Und trotz des dritten Papstbesuchs seit der Wahl Joseph Ratzingers werde es die Kirche nicht mehr schaffen, Menschen an sich zu binden, fürchtet Weisner.

Bundeskanzlerin Angela Merkel erhofft sich vom Papst-Besuch vor allem, dass er katholische und evangelische Christen einander näherbringt. Die Ökumene stehe im Mittelpunkt der Visite, sagte die CDU-Chefin am Samstag in ihrer wöchentlichen Videobotschaft. Benedikt wird sich in Thüringen mit Vertretern der Evangelischen Kirche treffen. Man werde miteinander beten und sprechen, sagte der Papst im «Wort zum Sonntag» und fügte hinzu: «Wir erwarten keine Sensationen».

Ein Termin steht nicht im offiziellen Besuchsprogramm des Kirchen-Oberhaupts und trotzdem wird davon ausgegangen, dass er geplant ist: Benedikt XVI. wird sich wahrscheinlich in Deutschland auch mit Missbrauchsopfern treffen. Die «Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung» berichtete, dass daran auch Menschen teilnehmen, die sich des Leids der Missbrauchsopfer besonders angenommen haben. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, sagte den Dortmunder «Ruhr Nachrichten» (Samstag), er könne «den Wunsch der Opfer nach einer solchen Geste des Papstes nachvollziehen».

Kirchen / Papstbesuch / Medien / Fernsehen
18.09.2011 · 16:47 Uhr
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