No One Lives Forever: Weshalb Wiederbelebungspläne gescheitert sind
No One Lives Forever – oder kurz NOLF – besitzt wahrlich Kultstatus. Die beiden Ego-Shooter der Fear-Entwickler von Monolith konnten Anfang der 2000er viele Spieler begeistern – die 70er Jahre Abenteuer von Cate Archer waren einfach zu gut. Aufgrund einer komplizierten Rechtesituation war der kurzlebigen Serie jedoch nie eine Wiederveröffentlichung gegönnt.
Die Night Dive Studios wollten dies jedoch nicht auf sich sitzen lassen. Bereits 2013 hat das kleine Team erfolgreich ein Spiel aus dem Rechte-Nirwana gerettet: Nämlich System Shock 2, dessen Rechtesituation ein Jahrzehnt lang als unauffindbar galt. Angespornt von diesem Erfolg dachte man, dass auch No One Lives Forever ein Klacks werden würde. Man konnte man bereits Hand an die Source-Codes der beiden Spiele legen, man machte sich ein Bild darüber, was geändert werden müsste, um NOLF 1 und 2 auf modernen System abspielbar zu machen – und war sich schon fast sicher, dass alles klappen würde. Doch die Rechte bzw. die potentiellen Rechteinhaber machten ihnen einen Strich durch die Rechnung. Wie Stephen Kick und Larry Kuperman Kotaku verrieten, ist dies vor allem dem Desinteresse drei großer Unternehmen geschuldet.
Wem gehört No One Lives Forever überhaupt?
No One Lives Forever wurde seinerzeit von Fox Interactive vertrieben und von Monolith mit der LithTech-Engine entwickelt. Fox Interactive, der Spiele-Arm von 20th Century Fox, wurde 2003 von Vivendi gekauft. Vivendi ist anschließend mit Activision fusioniert. Monolith, die vergangenes Jahr Shadow of Mordor veröffentlichten, sowie die LithTech Engine gehören heute Warner Bros. Somit gab es drei potentielle Rechteinhaber: Activision, 20th Century Fox und Warner Bros.
Warner Bros. wollte zunächst aufgrund der Unklarheit, ob Actisivion Rechte am Spiel hält, nicht mit sich reden lassen. Bevor dies geklärt sei, könne man schließlich keinen Deal abschließen.
Eine Nachfrage bei Activision erwies jedoch, dass man dort auch keine Ahnung hat, ob und wenn ja welche Rechte man an No One Lives Forever hält.
“Also gingen wir zurück zu Activision und nach ein wenig hin und her sagten sie uns, dass sie glauben, dass sie vielleicht Rechte besitzen, aber dass diese aus einer Zeit stammten, in der sie ihre Daten noch nicht digital aufbewahrten. Also sprechen wir von einem Vertrag, der irgendwo in einem Karton liegt. (…) Und sie gestanden, dass sie nicht darauf zugreifen können. Und sie waren sich auch nicht sicher, ob sie überhaupt Rechte besitzen.”
Bei 20th Century Fox sah die Situation ganz ähnlich aus: Das Unternehmen ist sich selbst nicht sicher, ob man Rechte an NOLF hält oder aber nicht. Auch hier gab es keine digitalen Aufzeichnungen. Man machte den Night Dive Studios jedoch ein interessantes Angebot…
“Sie boten uns einen Deal an, bei dem wir ihnen genügend Geld für eine Garantie bezahlen würden und anschließend würden sie nachsehen, ob sie die Rechte besitzen. Wenn nicht, würden sie das zuvor bezahlte Geld zurückzahlen. Wir entschlossen uns gegen diese Option.”
Parallel stellte man fest, dass derzeit kein Unternehmen Rechte an das Trademark für No One Lives Forever hält. In Absprache mit dem eigenen Anwalt hielt man es für eine gute Idee sich diese Rechte provisorisch zu sichern. Man hoffte darauf, dass dies eventuell andere Parteien auf den Plan rufen könnte, die ebenfalls Rechte an NOLF besaßen – und mit denen man dann verhandeln könnte.
Neue Hoffnung und neue Enttäuschung
Nachdem man im Mai das Trademark beantragte, legte Warner Bros. im November Einspruch ein, um untersuchen zu können, ob man Rechte an dem Namen No One Lives Forever besitzt. Zeitgleich folgte ein “Scary Letter” von Warner Bros’ Anwälten, in denen den Night Dive Studios Konsequenzen angedroht wurde, sollten sie versuchen die beiden Spiele ohne den Konsens von WB zu veröffentlichen und somit die Rechte des Unternehmens brechen würden. Als man antwortete, dass man keineswegs vorhat, ohne Warner Bros’ Zustimmung No One Lives Forever neu zu veröffentlichen und dass man sich bereits in Gesprächen mit Warner Bros. befand, veränderte sich der Ton. Die Rechtsabteilung zeigte sich daraufhin sehr kooperativ und schlug vor das Anliegen an die Lizenzabteilung weiterzuleiten. Es schien zu diesem Zeitpunkt als wäre eine erfreuliche Wendung nahe.
Bis Anfang Februar die Antwort kam.
“Sie kamen zurück mit einer Antwort, die besagte, dass sie selbst nicht daran interessiert sind, die Spiele neu herauszubringen, aber auch keine Partnerschaft mit uns eingehen möchten. Sie würden keine der beiden Optionen annehmen. Wir sind somit wieder ganz am Anfang.”
Und in Anbetracht der Ereignisse bedeutet dieser Anfang, dass man die Bestrebung nun auf Eis legen wird. No One Lives Forever wird auch in Zukunft nur von denjenigen gespielt werden können, die eine alte Fassung erwerben oder sie auf dubiosen Webseiten herunterladen. Und auch dann ist nicht garantiert, dass No One Lives Forever 1 und 2 auf modernen Betriebssystemen ohne Zicken laufen werden. Ändern wird sich dies erst, wenn – oder falls – die Rechteinhaber jemals über den Schatten der Desinteresse springen.
