Mumbai-Angreifer: «Hängen, bis der Tod eintritt»

Neu Delhi (dpa) - Tod durch den Strang für den einzig überlebenden Angreifer der Terrorserie von Mumbai: Eineinhalb Jahre nach den verheerenden Angriffen in der westindischen Finanzmetropole hat ein Sondergericht am Donnerstag die Todesstrafe gegen den 22 Jahre alten Pakistaner Ajmal Kasab verhängt.

Das Gericht folgte damit dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Richter M. L. Tahaliyani sagte nach Angaben der Nachrichtenagentur IANS, Kasab solle «am Hals aufgehängt werden, bis der Tod eintritt».

Die Verhängung der Todesstrafe wird automatisch vom Obersten Gericht Mumbais (früher Bombay) überprüft. Sollte auch diese Instanz das Strafmaß bestätigen, kann Kasab beim Verfassungsgericht Berufung einlegen. Staatsanwalt Ujjwal Nikam sagte, Kasab sei in vier Anklagepunkten - darunter Mord und «Kriegsführung gegen Indien» - zum Tode verurteilt worden. In fünf weiteren Punkten habe das Gericht im bislang schnellsten Terrorprozess Indiens lebenslange Haft verhängt.

Die Verteidigung hatte in dem Verfahren argumentiert, Kasab sei von der aus Pakistan heraus operierenden Terrororganisation Lashkar- e-Taiba (LeT/Armee der Reinen) indoktriniert worden. Anwalt K.P. Pawar bat auch angesichts der Jugend des Terroristen um Milde - vergeblich. Richter Tahaliyani sah keine Möglichkeit, dass Kasab sich ändere. «Einen solchen Terroristen am Leben zu lassen, wäre eine anhaltende Gefahr für die Gesellschaft und die indische Regierung», sagte der Richter. Die Todesstrafe wird in Indien selten verhängt.

Tränen beim Verurteilten, Lachen beim Ankläger

Kasab brach nach Verkündung des Strafmaßes in Tränen aus. Staatsanwalt Nikam trat dagegen lachend vor die Kameras, mit Zeige- und Mittelfinger seiner rechten Hand formte er ein V für Victory - Sieg. Aus seinem regelrechten Hass auf Kasab hatte Nikam keinen Hehl gemacht. Indische Medien - mit denen Nikam während des Prozesses freimütig sprach - zitierten ihn damit, dass er Kasab einen tollwütigen Hund, einen wiedergeborenen Dämonen oder ein fleischfressendes Tier nannte. Ein Vergleich mit einer giftigen Schlange tue dem Reptil unrecht, sagte Nikam demnach.

Indien hat das Trauma der dreitägigen Terrorserie bis heute nicht verwunden. «26/11» - die Angriffe begannen am 26. November 2008 - ist im ganzen Land ein geflügelter Begriff, ähnlich wie «9/11» in der westlichen Welt. Bereits am Montag hatte das Gericht Kasab schuldig gesprochen, bei den Angriffen zusammen mit neun weiteren Kämpfern der radikal-islamischen Terrorgruppe Lashkar-e-Taiba in Luxushotels und anderen Gebäuden in Mumbai 166 Menschen getötet zu haben. Unter den 26 ausländischen Opfern waren drei Deutsche. Außerdem starben neun der zehn Terroristen.

«Todesmaschine aus Pakistan»

Die Terrorserie erschütterte Indien nicht nur bis ins Mark, sie ließ auch den Friedensprozess mit Pakistan entgleisen. Am Donnerstag forderte der indische Außenminister S. M Krishna vom Nachbarland erneut die Auslieferung von LeT-Anführern, die nach Überzeugung des Gerichts an den Angriffen mitwirkten. Innenminister P. Chidambaram hatte den Schuldspruch am Montag bereits als «Signal an Pakistan» gewertet. Nikam nannte Kasab eine «in Pakistan hergestellte Todesmaschine».

Die pakistanische Regierung wollte am Donnerstag nicht auf die Todesstrafe für ihren Staatsbürger reagieren. Außenamtssprecher Abdul Basit sagte in Islamabad lediglich, das Urteil müsse zunächst von Fachkundigen studiert werden. Immer wieder gerät Pakistan bei Terroranschlägen im Ausland ins unvorteilhafte Rampenlicht - zuletzt mit der Festnahme eines gebürtigen Pakistaners in New York nach dem gescheiterten Anschlag am Times Square.

Die letzte Hinrichtung in Indien war im Jahr 2004. Wann - und ob - Kasab gehängt wird, ist offen. Berufungsverfahren dauern in der Regel mehrere Jahre. Sollte auch das Verfassungsgericht die Todesstrafe für Kasab aufrechterhalten, kann er ein Gnadengesuch an die Präsidentin stellen. 52 andere Todeskandidaten in Indien hoffen derzeit auf eine Begnadigung durch Präsidentin Pratibha Patil.

Prozesse / Terrorismus /   / Indien
06.05.2010 · 15:08 Uhr
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