Mirror’s Edge Catalyst: Der Ego-Runner im Test

Mehr als acht Jahre ist es her, dass uns EA mit dem Actionspiel Mirror‘s Edge beglückte. Die Optik: Neuartig, gewöhnungsbedürftig, aber durchaus stimmig. Die Steuerung: Herausragend und hat dank der gelungenen Umsetzung bis heute den Begriff „Flow“ definiert. Die Geschichte: Absolut banal, belanglos und miserabel inszeniert. Das Spiel verkaufte sich nur äußerst schleppend. Umso erfreulicher ist es, wenn EA nun einen Neuanfang wagt. Die Frage ist nun jedoch: Werden sie es besser machen?

Konzept auf neuem Niveau

Eigentlich sollte Faith es besser wissen. Kaum aus dem Knast entlassen, stürzt sich unser mehr als akrobatisches Alter Ego in neue Abenteuer. Erster Anlaufpunkt nach der Gefangenschaft ist ihr Ziehvater Noah, der eine kleine aber feine Organisation von Runnern aufgebaut hat. Diese durchqueren die Stadt zu Fuß und liefern Pakete und ähnliches in Rekordzeit ab – und das über die Dächer. Mirror‘s Edge Catalyst greift auf, wie könnte es auch anders sein, das Grundgerüst des Vorgängers zurück. Als Spieler sind wir in der ersten Reihe dabei wenn die stimmigen Parcours-Läufe gestartet werden.

Alles auf Anfang

Die Hauptkampagne des Spiels ist in insgesamt 15 Missionen unterteilt und beschäftigt den Spieler rund neun bis zehn Stunden. Die Story selbst hat mit den Geschehnissen des ersten Teils herzlich wenig am Hut. Catalyst ist ein Reboot des ersten Teils. Gemeinsamkeiten finden sich lediglich beim Protagonisten. Abermals sind wir in der Rolle als Faith unterwegs und stellen uns dem diktatorischen Regime der KrugerSec-Sicherheitsfirma. Diese versucht die Bevölkerung mittels spezieller Mikrochips zu überwachen. Erst im weiteren Spielverlauf werden die wahren Absichten der manipulativen Institution offenbar. Das geheimnisvolle Projekt „Reflection“ steht bei der Story im Vordergrund. Was es damit auf sich hat, wird an dieser Stelle natürlich nicht verraten.

Aus Fehlern gelernty

Der erste Teil aus dem Jahre 2008 überwältigte mit einem selten gesehenen Spielfluss und einem unverbrauchten Szenario. In Sachen Story und Präsentation jedoch, krachte Faith mit Vollgas vor die Häuserwand. Im Nachfolger Catalyst haben die Entwickler aus ihren Fehlern gelernt und gehörig an der Umsetzung der Handlung gefeilt. Die Zwischensequenzen können sich absolut sehen lassen. Die Animationen entsprechen optisch dem aktuellen Stand der Technik und sind absolut flüssig geraten. Auch die deutschen Synchronsprecher sowie die Dialoge lassen wenig Raum für Kritik übrig. Einzig die Storyline als solche lässt eine entsprechende Tiefe vermissen. Auch wenn der Abschluss der Story gegen Ende gelungen ist, bleiben viele Fragen offen. Das Tor für einen dritten Teil wurde geöffnet…

Welcome to the „Flow“

Doch sei´s rum. Fans der Serie und solche die es werden wollen, setzen voll und ganz auf den Spielfluss. Und dieser ist genau wie beim ersten Teil absolut gelungen. Selbst komplizierte Manöver und kombinierte Wallruns können wir dank der eingängigen Steuerung rasch ausführen. Die möglichen Pfade werden durch eine subtile Grafikeinblendung angezeigt. Auf diese Weise können wir uns voll und ganz auf die akrobatischen Manöver konzentrieren und verschwenden keine Zeit mit der Wegfindung. Wer sich ein wenig eingespielt hat, gerät schnell in einen „Flow“. Rasante Läufe, gewagte Sprünge und vermeintlich unmögliche akrobatische Kunststücke werden von Faith auf Knopfdruck lammfromm und ohne Verzögerungen durchgeführt. Ein absolut überwältigendes Gefühl, das von der stimmigen Optik weiter unterstützt wird.

Mirrors Edge Catalyst 04

Steril-stimmiges optisches Gewand

Das Grafikgerüst glänzt wie bereits im ersten Teil durch einen sterilen, aber durchaus stimmigen Stil. Da sich Faith hauptsächlich auf Dächern fortbewegt und erfahrungsgemäß nur wenige abwechslungsreiche Details an solchen Orten zu finden sind, hatten die Entwickler zugebenermaßen einen recht einfachen Job. Wenn es unser virtuelles Alter Ego jedoch in Bauwerke oder Wohnungen verschlägt, wird offenbar, dass die Grafiker durchaus ihre Gehaltsschecks wert waren. Liebevoll eingerichtete Wohnräume, beeindruckende Gebäudekonstruktionen und vor allem ein atemberaubender Ausblick auf der Spitze der Hochhäuser werden den einen oder anderen Spieler mit Sicherheit die Kinnlade herunterklappen lassen.

Open World in Glass City

Die Stadt Glass in der wir uns während des Spiels bewegen ist auf den ersten Blick absolut überwältigend und faszinierend. Auf den zweiten Blick jedoch werden dem Spieler auch seine Grenzen aufgezeigt. Das vermeintliche Open-World-Feeling tritt nur bedingt ein. Die Stadt selbst ist gemessen an aktuellen anderen Open-World-Titeln lächerlich klein. Dennoch bietet der urbane Spielplatz ausreichend Raum um uns auszutoben. Weit weniger gelungen sind die zahlreichen Nebenaufgaben des Spiels. Die Suche nach den vermissten Tauben des Birdman, Zeitläufe, Sammelobjekte und optionale Kurieraufträge wirken stark künstlich integriert und bieten keinerlei Parallelen zur eigentlichen Handlung. Dank des tollen Gameplays jedoch fällt das nur bedingt störend auf und verlängert den Spielspaß von Catalyst.

Kämpfen? Mag ich nicht!

Sehr viel störender als die gekünstelten Nebenquests fallen die vereinzelten Kampfszenen ins Auge. Diese fallen im Vergleich zum Rest des Spiels deutlich ab und arten in ein Wechselspiel aus abwarten, ausweichen und zuschlagen aus. Optisch oder spielerisch lassen die Gefechte einiges vermissen. Der einzige positive Aspekt diesbezüglich ist die Möglichkeit, den Kampf zu vermeiden. In vielen Situationen ist es ratsamer (und auch unterhaltsamer) die Feinde links liegen zu lassen und einfach vorbei zu spurten.

Mirrors Edge Catalyst 03

Sinnlose Charakterentwicklung?

Ein weiteres Feature von Mirror‘s Edge Catalyst sind die drei verschiedenen Talentbäume. Durch das Abschließen von Haupt- und Nebenmissionen kann Faith Erfahrungspunkte sammeln. Diese erlauben es uns, Punkte in verschiedene Talente zu investieren. So lassen sich neue akrobatische Manöver, Angriffstechniken oder weitere Lebensbalken freischalten. Bereits zu Beginn des Spiels verfügt Faith über einen teilgefüllten Talentbaum. Tiefgreifende Erklärungen, welche Verbesserung die Investitionspunkt in ein Talent mit sich bringt, fehlen allerdings. Somit verkommt die Charakterentwicklung zu einem lieblosen und beliebigen Unterfangen.

Catalyst hat mir von Anfang an gefallen. Zugegeben, die Storyline könnte tiefschürfender, die Welt ein wenig größer und das Talentsystem… naja etwas sinnvoller sein. Dennoch bin ich vom Spielgefühl abermals überwältigt worden. Die Faszination geht einzig von dem gelungenen Steuerungssystem und der stimmigen Grafik aus. Die Story- und Nebenmissionen waren für mich nur schmückendes Beiwerk. Nachdem die grundlegenden Manöver einmal verinnerlicht sind, macht das Überqueren der Dächer einen Heidenspaß. Fans des ersten Teils können bedenkenlos zugreifen.

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Gaming
[next-gamer.de] · 17.06.2016 · 20:06 Uhr
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