Massenproteste im Iran gegen Nahost-Gespräche
Teheran (dpa) - Im Iran haben Hunderttausende Regimeanhänger gegen die Wiederaufnahme der Nahost-Friedensgespräche protestiert. Die iranische Führung forderte dabei einen Abzug Israels aus den Palästinensergebieten.
Regierungstreue Milizen hatten zuvor nach Oppositionsangaben das Wohnhaus des Regimegegners Mehdi Karrubi angegriffen, um dessen Beteiligung an Demonstrationen zu verhindern.
Präsident Mahmud Ahmadinedschad sagte bei den traditionellen Al-Kuds-Kundgebungen, die Entscheidung über einen zukünftigen Palästinenserstaat werde allein von den Palästinensern getroffen «und nicht in Washington, London oder Paris». Die von US-Präsident Barack Obama initiierten ersten Nahost-Friedensgespräche seit knapp zwei Jahren machten nur Sinn, wenn die Israelis aus den besetzten Palästinensergebieten abrückten. «Aber wichtiger ist, dass das zionistische Regime ohnehin zum Untergang verdammt ist», sagte Ahmadinedschad in der Teheraner Universität.
Die Demonstrationen in Teheran wurden von strengen Sicherheitsmaßnahmen begleitet. Sicherheitskräfte und Polizisten waren im Einsatz, um erneute Proteste gegen die Regierung und Präsident Ahmadinedschad zu verhindern. Die Website des moderaten Klerikers Karrubi, Saham-News, berichtete, dass Islamisten Brandbomben auf sein Haus geworfen und einen der Leibwächter zusammengeschlagen hätten.
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hatten am Donnerstag in Washington vereinbart, die Verhandlungen über eine Friedenslösung ab Mitte September im Zwei-Wochen-Rhythmus fortzusetzen.
Die Wiederaufnahme der Friedensgespräche von Israelis und Palästinensern fiel im Iran mit den traditionellen Al-Kuds- Kundgebungen zusammen. Seit drei Jahrzehnten wird am letzten Freitag des Fastenmonats Ramadan an die Besetzung Ost-Jerusalems durch Israel während des Sechstagekriegs 1967 erinnert. Al-Kuds ist der arabische Name für Jerusalem.