Mangelndes Interesse in Japan: PlayStation 4-Verkaufszahlen brechen ein
Während Europäer und Amerikaner Jagd auf jede einzelne PlayStation 4 machen, die irgendwo im Handel auftaucht, sieht die Situation im Land der aufgehenden Sonne anders aus. Ausgerechnet in Sonys Heimatland, wo die neue Konsole erst vor wenigen Wochen veröffentlicht wurde, stößt sie auf wenig Interesse: Wer eine PS4 sein Eigen nennen möchte, kann ohne Probleme den nächsten Laden aufsuchen, eine Konsole aus dem Regal nehmen und sich über seine neue Errungenschaft freuen. Dies liegt jedoch nicht daran, dass Sony so viele Konsolen nach Japan liefert, sondern daran, dass sich das Interesse der Japaner bislang in Grenzen hält.
Nach den Zahlen, die das Marktforschungsinstitut Media-Create heute veröffentlichte, wurde die PlayStation 4 in der vergangenen Woche ca. 13.000 mal verkauft. Diese Zahl mag respektabel klingen, ist aber für den japanischen Markt äußerst mager: Der 3DS, der den japanischen Markt anführt, hat sich im selben Zeitraum mehr als doppelt so oft verkauft — und dennoch gilt seine Performance derzeit als äußerst enttäuschend. Bislang verkaufte sich der 3DS im aktuellen Jahr nur halb so oft wie 2013 im gleichen Zeitraum.
Dieser Einbruch kommt jedoch nicht überraschend. Bereits in den letzten Wochen waren Stimmen aus Japan zu hören, die wenig aufbauend klangen. Auch die Verkaufszahlen der letzten Wochen waren wenig ermunternd: Zum Release von Metal Gear Solid V: Ground Zeroes vor drei Wochen — dem auf absehbarer Zeit größten japanischen Titel, der für Sonys neue Konsole erscheint — stagnierte die PlayStation 4 auf einem Niveau von 30.000 verkaufte Einheiten. Eine Zahl, die für gesunde neu erschienene Konsolen der unterste Standard in einer regulären Woche sein sollte. Aufgrund von drastischen Steuererhöhungen, die in der vergangenen Woche in Kraft getreten sind, bekamen alle Konsolen in der Woche darauf einen kleinen Boost. Lediglich die PlayStation 4 sank stattdessen auf 23.000 verkaufte Einheiten — und stürzte nun in Woche 1 nach der Steuererhöhung noch einmal stärker ab.
Woran liegt das?
Zum derzeitigen Zeitpunkt ist das japanische Line-Up an PlayStation 4-Spielen noch äußerst mager. Auch wenn westliche Titel zunehmenden Erfolg im Land der aufgehenden Sonne finden, sind diese noch nicht genug, um eine Konsole alleine zu versorgen. Auf dem Papier gibt es zwar einige interessante Titel für den Geschmack von Japanern — Yakuza: Ishin, Ground Zeroes oder Final Fantasy XIV –, wer näher hinsieht, merkt aber, dass all diese Titel auch für die letzte Hardware-Generation erhältlich sind. Dies ist gerade in Japan ein Problem, da in diesem Land die pure technische Leistung traditionell eine geringere Rolle spielt als anderswo in der Welt. Exklusive PlayStation 4-Hits sind derzeit allerdings noch Zukunftsmusik.
Es ist aber auch ein Symptom eines ganz anderen Problems: Der traditionelle Videospiel-Markt steuert in Japan erbarmungslos auf eine große Krise zu. Zwar ist kaum ein anderes Land gegenüber Videospielen so aufgeschlossen wie der japanische und manch ein Tourist wunderte sich in der Vergangenheit, wie viele Menschen in der Öffentlichkeit mit PlayStation Portable und Nintendo DS spielen, doch die Zeiten ändern sich rasant: Kaum ein anderer Markt ist so sehr im Bann von Smartphone-Titeln gefangen. Mehr als die Hälfte des Gaming-Umsatzes wird abseits des traditionellen Gaming-Markts mit Mega-Hits wie Puzzle x Dragon erwirtschaftet.
Es bleibt zu hoffen, dass Sony das Ruder noch einmal herumreißen können wird. Denn eine zweite Wii U, die nach ihrem Start eine sehr ähnliche Verkaufsgeschichte aufweisen konnte, ist das letzte, was der japanische Markt gebrauchen kann.