Terrormiliz IS fällt wieder in Palmyra ein

Palmyra (dpa) - Nach schweren Gefechten ist die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) wieder in die historische Oasenstadt Palmyra eingefallen. Monate nach ihrer Vertreibung im März erlangten die Dschihadisten erneut die volle Kontrolle über die Stadt samt dem berühmten Unesco-Welterbe-Gelände.

Das berichtete der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman, der Deutschen Presse-Agentur. Angesichts der verheerenden Situation in Aleppo forderten die USA, Deutschland und ihre Partner Gnade für die Menschen in der belagerten Stadt.

Die Einheiten des Regimes in Palmyra hätten sich laut Menschenrechtlern nach heftigen Gefechten aus der Stadt zurückziehen müssen. 120 Kämpfer der Regierung seien dabei getötet worden. Moskau berichtete von 4000 Dschihadisten, die versuchten, die Stadt zu stürmen. Die Extremisten kämen teilweise aus der IS-Hochburg Al-Rakka. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana bestätigte schwere Kämpfe nahe der Stadtgrenze Palmyras. Es wird vermutet, dass die syrische Armee durch die Gefechte in Aleppo in anderen Teilen des Landes geschwächt ist.

Die IS-Kämpfer waren schon Samstagabend in die kulturell bedeutende Stadt Palmyra eingefallen, konnten am Sonntagmorgen durch heftige Luftangriffe Russlands aber vorübergehend vertrieben werden. Dabei flog die russische Luftwaffe eigenen Angaben zufolge 64 Angriffe auf Stellungen und Kolonnen des IS.

Der IS hatte Palmyra bereits in der Vergangenheit fast ein Jahr lang unter Kontrolle. Damals zerstörten die Extremisten zahlreiche einzigartige, rund 2000 Jahre alte Ruinen, die zum Unesco-Welterbe gehören. So sprengten sie die Tempel Baal und Baal-Schamin sowie den Triumphbogen. Im März dieses Jahres konnten Regierungstruppen Palmyra mit russischer Luftunterstützung wieder zurückerobern.

Der IS beherrscht im Norden und Osten Syriens trotz einiger Verluste noch immer große Gebiete. Die Terrormiliz hatte vor einigen Tagen eine Offensive in der Region um Palmyra begonnen, obwohl sie an fast allen Fronten ihres Herrschaftsgebietes in der Defensive ist.

Die Extremisten erkämpften sich auch Gasanlagen zurück, die bei den Gefechten schwer beschädigt wurden. Die Gasfelder und Pipelines in der Region sind von zentraler Bedeutung für die Energieversorgung des Landes.

Nach der Eroberung weiter Teile der Rebellengebiete im Osten Aleppos durch syrische Regierungstruppen mit ihrem Verbündeten Russland mahnte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier humanitäres Handeln an. «Wir fordern das Regime, aber auch den Iran und Russland auf, Menschen aus der Kampfzone gehen zu lassen», sagte Steinmeier am Samstag nach einem Treffen westlicher und arabischer Länder - der sogenannten Freundesgruppe Syriens - in Paris.

US-Außenminister John Kerry rief Syriens Präsidenten Baschar al-Assad und dessen Verbündeten Russland auf, «ein wenig Gnade» zu zeigen. Er glaube, dass es einen Weg nach vorn geben könne - doch das hänge an Russland. Kerry betonte, es gehe darum, die vollständige Zerstörung Aleppos zu verhindern. Er warf dem syrischen Regime wegen dessen «wahllosen Bombardierungen» Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen vor.

An der Pariser Konferenz nahmen Länder teil, die moderate Gegner Assads unterstützen und sich für eine politische Lösung des Konflikts einsetzen. Neben fünf westlichen Ländern und der EU waren auch Jordanien, Katar, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und die Türkei vertreten.

Die Teilnehmer äußerten sich bestürzt über die Lage in Aleppo. «Es fehlt uns ja mittlerweile sogar die Sprache, es fehlen uns die Worte dafür, um zu beschreiben, was in Aleppo tagtäglich stattfindet», so Steinmeier.

Das Regime hat seit Beginn einer Offensive Mitte November rund 80 Prozent der Rebellengebiete Aleppos zurückerobert. Die humanitäre Lage im Osten der Stadt ist dramatisch. Da das Gebiet seit Anfang September vom Regime blockiert wird, fehlt es akut an Trinkwasser, Lebensmitteln und medizinischer Versorgung.

Aus Angst um Leib und Leben fliehen immer mehr Menschen aus Ost-Aleppo. Allerdings gibt es sehr unterschiedliche Angaben zur Zahl der Geflüchteten. Schon in den vergangenen Tagen hat es laut Syrischer Beobachtungsstelle für Menschenrechte eine starke Fluchtbewegung gegeben. Rund 100 000 Zivilisten sollen die Rebellengebiete bereits verlassen haben. Etwa 70 000 seien in Stadtviertel unter Kontrolle der Regierung geflohen. In den verbliebenen Rebellengebieten halten sich nach Schätzungen noch rund 120 000 Menschen auf, wie die Menschenrechtler erklärten.

Konflikte / Syrien
11.12.2016 · 15:27 Uhr
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