Löws Ruckrede: «WM-Titel ist mein Ziel»

Baku (dpa) - In einem kahlen Kellerraum schwor Joachim Löw mit einer flammenden Halbzeitansprache nach fünf von zehn Spielen in der WM-Qualifikation alle Kräfte im deutschen Fußball auf eine historische Aufgabe ein.

Nach dem 4:1 in Aserbaidschan erklärte der Bundestrainer den zweiten WM-Triumph nacheinander zu einer Aufgabe, der alles andere untergeordnet werden müsse, vom Confederations Cup bis zur Europameisterschaft der U21-Junioren. «Am Ende», verkündete Löw noch vor dem fünfstündigen Nachtflug aus Baku nach Frankfurt im Tofiq Bahramov Stadion mit energischer Stimme, «ist alles bei uns in der Mission, die wir angehen, auf eine Vision ausgerichtet, das ist die WM 2018. Den WM-Titel zu gewinnen, das ist mein und unser aller Ziel.» Das Feuer im Weltmeistercoach von 2014 lodert wieder.

Als sich nach der Landung der DFB-Chartermaschine um 5.04 Uhr am Montagmorgen auf dem Rhein-Main-Airport die Wege der müden Nationalspieler trennten, konnte der Bundestrainer etliche seiner Asse gleich in die nächste lange Länderspielpause verabschieden.

Extrem belastete Vielspieler wie die noch in der Champions League beschäftigten Weltmeister Toni Kroos, Sami Khedira, Manuel Neuer, Mats Hummels oder Thomas Müller sollen im Sommer lieber lange Urlaub machen, anstatt sich noch zusätzlich zu verausgaben. Alle Aufgaben im Juni, das Testspiel in Dänemark, die Qualifikationspartie gegen San Marino und den Confed-Cup, will Löw mit einem Perspektivteam angehen.

«Jedes Jahr ein Turnier ist nicht so einfach wegzustecken für die Spieler», erläuterte der Chef. Confed-Cup-Sieger muss nicht zwingend sein. 2018 sollen die WM-Spezialisten wie Thomas Müller in Topform sein. «Die Spieler sind bei Turnieren sieben, acht Wochen nach der Saison unter höchster Belastung, körperlich, psychisch, emotional», verdeutlichte Löw. Die knifflige Aufgabe des DFB, den Confed-Cup (17. Juni bis 2. Juli) und die U21-EM (16. bis 30. Juni) mit zwei wettbewerbsfähigen Teams zu bestücken, muss hinter dem großen Traum zurückstehen. «Über allem steht die WM 2018», sagte Löw. «Die Frage ist: Welche Spieler sind in der Lage, uns über U21-EM oder Confed-Cup im nächsten Jahr bei der WM zu verstärken?» Löws Antwort wird die personelle Besetzung der beiden Turniere diktieren.

Die aktuellen Leistungsträger der Nationalelf unterstützen den Kurs des Bundestrainers total. Sein persönlicher Trend sei pro Pause im Sommer, sagte Abwehrstammkraft Hummels: «Es ist das Ziel für uns, dass wir bei der WM so schlagkräftig wie möglich sind, denn ich sehe große Chancen, dass wir mit der Truppe wieder sehr weit kommen.»

In der Tat. Bei Halbzeit der Qualifikation führt Deutschland die Gruppe C nach fünf Siegen mit dem Maximum von 15 Punkten vor Nordirland (10) und Tschechien (8) an. «Der Favoritenrolle sind wir bislang absolut gerecht geworden. Ich gehe davon aus, dass wir uns das nicht mehr nehmen lassen», urteilte Thomas Müller, dem gegen Aserbaidschan schon sein fünftes Tor in der Ausscheidung gelang.

Dazu trafen zweimal Schürrle sowie Mario Gomez. Das Gegentor von Dimitij Nazarov vom Zweitligisten Erzgebirge Aue, das nach 678 Minuten den Zu-Null-Rekord der Nationalmannschaft beendete, war der erste zählbare Schönheitsfehler auf dem langen Weg nach Russland.

Löw blickte über die Nachlässigkeiten, die Hummels als «Arroganz» anprangerte, angesichts der Gesamtleistung hinweg. Er bekam wieder mehr Gutes geboten, etwa vom Dortmunder Doppeltorschützen Schürrle und dem Münchner Joshua Kimmich, die in ihren Vereinen gerade kaum spielen dürfen. Der Bundestrainer betätigte sich als Aufbauhelfer.

Von einer «Erlösung» mochte Schürrle nach zwei Toren und einer Torvorlage zwar nicht sprechen. Aber er war Löw doch sehr dankbar. «Natürlich tut das Vertrauen gut, sehr gut. Und ich konnte es auch zurückzahlen. Das war eine gute Woche», resümierte Schürrle. «Wenn ich von der Grundqualität eines Spielers überzeugt bin, werde ich ihm in schwierigen Situationen immer helfen», erklärte Löw.

Ein besonderes Kompliment verteilte er an seine Führungskräfte. Die würden auch in Spielen wie gegen Aserbaidschan vorangehen: «Wenn ich zurückblicke, dann haben wir gegen die vermeintlich Kleinen die letzten acht, neun, zehn Jahre immer klar gewonnen. Im Gegensatz zu einigen anderen Nationen, die manchmal große Probleme in den Qualifikationen haben.» Löw beeindruckt dieses Auftreten. «Hier ist immer der Zug da», rühmte er Aushilfskapitän Khedira und Co. «Man nimmt nicht nur die WM ernst, sondern auch die Qualifikation», sagte Khedira zum neu entwickelten «Hunger nach Siegen» im Weltmeisterteam. Die Grundlagen für die Vision 2018 werden eben schon jetzt gelegt.

Fußball / WM-Qualifikation / Nationalmannschaft / Deutschland / Aserbaidschan
27.03.2017 · 10:51 Uhr
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