Länder wollen weniger Schweinegrippe-Impfstoff

Erfurt (dpa) - Die Bundesländer wollen nur noch die Hälfte der ursprünglich bestellten 50 Millionen Dosen des Schweinegrippe-Impfstoffs Pandemrix abnehmen. Bei einer einmaligen Schutzimpfung pro Person reiche die Hälfte, erklärte das federführende Thüringer Gesundheitsministerium am Mittwoch.

Die Produktion des Wirkstoffes läuft unterdessen jedoch weiter: «Solange nichts anderes entschieden ist, halten wir uns an unseren Vertrag», sagte die Sprecherin des Pharmakonzerns GlaxoSmithKline (GSK), Anke Helten, auf dpa-Anfrage.

Das Ministerium in Erfurt bestätigte einen Bericht der Zeitung «Westfalen-Blatt» (Bielefeld), wonach die Länder am 7. Januar neu mit dem Pharmakonzern verhandeln wollen. Thüringen sitzt der Gesundheitsministerkonferenz bis zum Jahreswechsel vor, dann ist Niedersachsen an der Reihe.

Das Präparat wird vor allem im Dresdner GSK-Werk produziert. «Momentan ist alles beim Alten», erklärte Helten. Offenkundig ist das Unternehmen aber zu Nachverhandlungen bereit: «Jetzt setzt man sich erst mal zusammen. Und wenn wir uns dann über eine bestimmte Menge einig geworden sind, dann müssen wir überlegen, wie wir das Ganze handeln.» Sie erinnerte daran, dass auch Zulieferer beteiligt sind und GSK neue Mitarbeiter eingestellt habe.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO war bereits Ende Oktober zu dem Schluss gekommen, dass eine Impfung bei allen Menschen im Alter von mindestens sechs Monaten eine ausreichende Immunantwort gegen das neuartige H1N1-Virus hervorruft. Dies gelte weltweit und für alle zugelassenen Pandemie-Impfstoffe. Das Robert Koch-Institut in Berlin wollte sich am Mittwoch nicht zu dem Beschluss der Länder äußern: «Das ist eine Entscheidung der Politik», sagte eine RKI-Sprecherin.

Bei der Bestellung der 50 Millionen Impfdosen sei man noch von einer Zweifach-Impfung ausgegangen, erklärte der Thüringer Staatssekretär Hartmut Schubert. Thüringens Gesundheitsministerin Heike Taubert (SPD) verlangte, dass in künftigen Fällen vorab geklärt werden müsse, wer den Impfstoff bestelle und bezahle - und dann die Verantwortung dafür übernehmen müsse.

Taubert regte zudem an, für Pandemien einen Stufenplan zu entwickeln, mit dem besser auf die Entwicklung der Erreger reagiert werden könne. Dann ließe sich mit den Herstellern anders verhandeln. Zurzeit setzten die Länder neben Vereinbarungen zur Rücknahme auch auf den Weiterverkauf von Impfdosen an Drittländer. Nötig sei aber nach wie vor auch die Bereitstellung in den Apotheken. «Wir erwarten im Februar und März noch eine dritte Welle der Schweinegrippe», sagte die thüringische Ministerin.

RHEINLAND-PFALZ - Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Mainz sind die Gespräche zwischen Bund, Ländern und Hersteller noch in vollem Gange. Es werde ein gemeinsames Vorgehen aller Länder geben, kündigte eine Sprecherin als Antwort auf eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur dpa an.

BADEN-WÜRTTEMBERG - Das Sozialministerium Baden-Württembergs sieht den Bedarf im Südwesten derzeit gedeckt: «Die Apotheken rufen keinen Impfstoff mehr ab. Ein Teil wird bereits eingelagert», sagte eine Sprecherin. «Die große Unsicherheit ist, dass wir nicht wissen, wie stark eine mögliche weitere Grippewelle Anfang kommenden Jahres sein könnte.» Sollte das Land nur die Hälfte der bestellten Medikamente bekommen, könnte es - ausgehend von sieben Euro je Impfdosis - zwischen 20 Millionen und 22 Millionen Euro sparen.

NORDRHEIN-WESTFALEN hat 10,9 Millionen Dosen Pandemrix bestellt. 3,5 Millionen Einheiten wurden bisher geliefert, hieß es im Gesundheitsministerium. Wie viel Geld das Land bei einer Reduzierung sparen könnte, wollte die Sprecherin nicht sagen. Die Krankenkassen übernehmen nur die Kosten für eine tatsächlich erfolgte Impfung.

Auch NIEDERSACHSEN will nur noch die Hälfte der 4,8 Millionen bestellten Dosen abnehmen. Das Land könne so rund 20,2 Millionen Euro sparen, hieß es im Hannoveraner Gesundheitsministerium.

HESSEN - Das hessische Gesundheitsministerium setzt ebenfalls auf Nachverhandlungen, kann den möglichen Spareffekt aber noch nicht beziffern. Hessen hatte 3,69 Millionen Dosen bestellt, davon wurden bislang rund 730 000 ausgeliefert. Insgesamt hatten die Bundesländer für 700 Millionen Euro Impfstoff geordert.

BERLIN - Die Berliner sind bislang sehr impfmüde, so dass weniger Dosen gebraucht würden, sagte eine Sprecherin der Senatsverwaltung für Gesundheit. Durch den Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz, statt 50 Millionen nur 25 Millionen Dosen Impfstoff zu bestellen, könnte Berlin viel Geld sparen.

BREMEN - Auch Bremen strebt eine Verringerung der Abnahme an, forderte aber nicht konkret eine Halbierung. Zu Sparmöglichkeiten machte eine Sprecherin des Gesundheitsressorts keine Angaben. In Bremen haben sich bislang fünf Prozent der Bevölkerung impfen lassen, für 30 Prozent war Impfstoff eingekauft worden.

SCHLESWIG-HOLSTEIN - Das Kieler Gesundheitsministerium erklärte, dass sich die Bestellung an den ursprünglich empfohlenen zwei Impfdosen orientiert habe. Nun brauche man nur die Hälfte, hieß es.

Auch MECKLENBURG-VORPOMMERN benötigt nur eine Hälfte des angeforderten Impfstoffs, sagte Staatssekretär Nikolaus Voss. Damit bleibe eine Versorgung für 30 Prozent der Bevölkerung gewährleistet.

SACHSEN-ANHALT - Jeder Zehnte hat sich bislang impfen lassen. «Es ist noch reichlich Impfstoff da», sagte ein Sprecher des Sozialministeriums. Sachsen-Anhalt habe Thüringen ebenfalls autorisiert, mit dem Hersteller darüber zu verhandeln, dass nur noch die Hälfte der bestellten 50 Millionen Dosen Pandemrix abgenommen werden müssen.

HAMBURG - Hamburg rechnet sich für die geplante Abbestellung der Hälfte des Impfstoffs «ganz gute Chancen» aus, sagte eine Sprecherin der Gesundheitsbehörde. Der Stadtstaat hatte Impfstoff für 30 Prozent seiner Einwohner - rund 500 000 Menschen - geordert, also eine Million Dosen. Von den bislang 300 000 gelieferten Impfdosen seien bis zum 29. Dezember 98 000 Dosen verwendet worden. Hamburg würde mit rund 500 000 weniger Impfdosen gut vier Millionen Euro sparen.

Gesundheit / Grippe
30.12.2009 · 16:03 Uhr
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