Koalition in Kiel vorbei - Minister müssen gehen
Carstensen hatte seiner Stellvertreterin Ute Erdsiek-Rave (Bildung) sowie Lothar Hay (Innen), Uwe Döring (Justiz) und Gitta Trauernicht (Soziales/Atomaufsicht) 24 Stunden Zeit gegeben, um sich aus ihren Ämtern zu verabschieden. Döring warnte am Dienstag davor, nach dem Bruch der CDU/SPD-Koalition in einen Schmutzwahlkampf zu verfallen. «Ich befürchte einen Wahlkampf, der an Verletzungen, an vergifteter Atmosphäre nicht zu überbieten ist», sagte Döring. Er werde persönlich alles dafür tun, dass die Sorgen und Nöte der Menschen wieder in den Blickpunkt rücken.
Nach dem Scheitern einer Landtagsauflösung am Widerstand der SPD und der im Anschluss gestellten Vertrauensfrage hatte der Kieler Regierungschef die sozialdemokratischen Minister am Montagabend entlassen. Die angestrebten Neuwahlen am 27. September will Carstensen nun an diesem Donnerstag per Vertrauensfrage herbeiführen.
Die bisherige Vize-Regierungschefin Erdsiek-Rave hat die Hoffnung auf eine weitere Regierungsbeteiligung der SPD nicht aufgegeben. «Ich glaube auch, dass nach den letzten Tagen die Chancen durchaus ein bisschen besser geworden sind», sagte sie. Sie selber stehe aber in keinem Fall mehr zur Verfügung. Erdsiek-Rave bekräftigte ihre Enttäuschung über das Vorgehen Carstensens. Dieser sei auch zu feige gewesen, das Gespräch mit ihr zu suchen.
Die bisherige Sozialministerin Gitta Trauernicht sagte, sie sei nicht persönlich enttäuscht. «Ich hatte nicht mit einem anderen Verhalten der CDU gerechnet.» Traurig sei sie darüber, dass sie ein leistungsfähiges Haus verlassen müsse. Im Übrigen sei sie kämpferisch gestimmt, sagte Trauernicht, die zur Landtagswahl im gleichen Wahlkreis (Husum-Land) wie Carstensen antritt. Sie wolle, dass die SPD auch in der nächsten Legislaturperiode wieder mitgestalten kann. «Ich stehe auch für eine solche Regierungsbeteiligung wieder zur Verfügung.»
Die Aufgaben der entlassenen SPD-Minister übernehmen die CDU- Kabinettsmitglieder zusätzlich. Das «Rumpfkabinett» könne nun auch zeigen, wie ernst es die CDU mit der Haushaltskonsolidierung meine, sagte Döring. Schließlich werde sie «nicht mehr durch die Sozis behindert». Die CDU habe keine Konzepte und Visionen zur Bewältigung der Probleme: «Wenn es so weitergeht, wird Schleswig-Holstein einmal wieder das werden, was es vor 40 Jahren einmal war: Das Armenhaus Deutschlands.»
FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki bekräftigte, wenn es nach der Landtagswahl eine Mehrheit mit der CDU gebe, werde es auch eine gemeinsame Regierung geben. «Im Übrigen schließe ich aus, dass Ralf Stegner mit meiner Stimme zum Ministerpräsidenten des Landes Schleswig-Holstein gewählt wird.»