Kein absoluter Pazifismus: Der Irak treibt den Papst um

Rom (dpa) - Die Massaker im Nordirak, das grausame Leiden von Jesiden und Christen in der Hand dschihadistischer Terrormilizen treiben den Papst um. Und während der Vatikan die diplomatischen Aktivitäten noch einmal erhöht, die den geschundenen Menschen helfen sollen, kehrt Franziskus dem absoluten Pazifismus den Rücken.

«Es ist legitim, den ungerechten Aggressor zu stoppen», sagte er in der ihm eigenen Offenheit. Und er steht bereit, vielleicht schon im Herbst selbst in die Konfliktregion zu reisen. Der Papst, eine moralische Macht ohne großen politischen Hebel, hat schon alles in Gang gesetzt, was in seiner Hand ist. Untätig konnte er jedenfalls nicht bleiben.

Ein Aufruf zum «gerechten Krieg» ist das nicht, was der 77-jährige Argentinier mit seinen deutlichen Worten gemeint hat. «Ich sage nicht: bombardieren, ich sage (den ungerechten Aggressor) stoppen», hatte er angefügt. Dabei könne eine Nation allein auch nicht beurteilen, wann es Zeit sei, einzugreifen, plädiert Mario Jorge Bergoglio für ein konzertiertes Vorgehen.

Er ist gegen «echte Kriege», um Schlächter zu vertreiben und Märtyrern zu helfen. Der rechtsliberale «Corriere della Sera» sieht dennoch «eine bedeutende Korrektur in der Politik des Vatikans im Mittleren Osten». Es sei eine Wende, die das Vorgehen der Staaten gegen die brutale islamische Miliz beeinflussen könnte.

Die lokalen Bischöfe befürworteten schweren Herzens ein militärisches Eingreifen gegen die Terrormiliz, diese Botschaft hat der Erzbischof von Lyon, Philippe Barbarin, aus dem Irak mitgebracht. «Schon Papst Johannes Paul II. hat richtig erklärt, dass der Pazifismus manchmal den Weg zum Frieden versperrt», erklärte Barbarin. Franziskus wolle, dass die brutalen Aggressoren jetzt nicht weiter vorrücken könnten.

Der Papst ist natürlich kein Kriegstreiber, spricht aber immer wieder davon, dass dem «Bösen» auch heute die Stirn geboten werden müsse. Und er ist ein Kirchenoberhaupt, das die Dinge gern klar benennt. So wie er in einem Brief kategorisch gegen eine von Washington einst erwogene Intervention im Syrien Baschar al-Assads Stellung bezogen hatte. Wie zuvor schon Papst Benedikt prangerte er vor allem auch die internationalen Waffenhändler an, die an solchen Kriegen verdienten.

Gerade ist der päpstliche Sondergesandte, Kardinal Fernando Filoni, aus dem Irak zurückgekehrt, mit der Zusicherung der Führung in Bagdad in der Tasche, den verfolgten Christen zu helfen. Bagdad antwortete damit auf einen Brief, den der Papst dem Kardinal mitgegeben hatte - noch ein Aufruf, religiöse Minderheiten zu schützen und alles zu tun, um die ungeheure humanitäre Krise zu beenden. Franziskus hat auch schon alle Nuntiaturen der Region, also die päpstlichen Botschaften, eingeschaltet und sich an UN-Generalsekretär Ban Ki Moon gewandt.

Franziskus ist ein quirliger Papst, der die steigende Ohnmacht angesichts des Mordens im Irak schwer erträgt. Vielleicht muss er allein schon deshalb bald selbst dorthin reisen. Während Wege gesucht werden, um weitere Massaker zu verhindern und die Mörder zu stoppen.

Konflikte / Papst / Irak / Vatikan
22.08.2014 · 12:58 Uhr
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