Junge voller Nadeln: Stiefvater gibt Schwarze Magie zu
Die brasilianische Polizei nahm unterdessen den Stiefvater fest, der die Tat gestand. Roberto M. sagte, sie sei ihm von einer Frau in Trance befohlen worden, die Schwarze Magie praktiziere. Der Zustand des Jungen ist ernst. Er soll operiert werden und wurde dafür am Donnerstag in ein Hospital nach Salvador, der Hauptstadt des Bundesstaates Bahia, verlegt.
Der Stiefvater, mit dem die Mutter erst sechs Monate zusammen lebte, war am Dienstag nach einer ersten Aussage bei der Polizei in Ibotirama - rund 650 Kilometer von Salvador entfernt - zunächst abgetaucht. Da hatte der 30 Jahre alte Hilfsarbeiter noch abgestritten, an dem Verbrechen beteiligt gewesen zu sein. Die Mutter des Kindes brachte die Ermittler dann auf die Spur, als sie den Verdacht äußerte, ihr Freund könne den Jungen für ein religiöses Ritual missbraucht haben.
Festgenommen wurde der Mann, als er am Mittwoch wegen Bauchschmerzen ein medizinisches Zentrum aufsuchte. Bei der Vernehmung gestand er laut Polizei, den kleinen Jungen mehrmals in das Haus einer 47-jährigen Frau namens Angelina R. mitgenommen zu haben. Diese habe ihn in Trance beauftragt, «die Nadeln in den Jungen zu bringen» - und er habe ihr gehorcht.
Die Polizei nahm auch Angelina R. fest, die ein spirituelles Zentrum in Ibotirama leitet. Sie stritt die Tat zunächst ab. Auch eine zweite Frau (56) wurde von der Polizei abgeführt. In der Nacht versuchten etwa 150 Nachbarn, die Polizeistation in dem Ort zu stürmen, um die drei Tatverdächtigen zu lynchen. Sie warfen Steine auf das Gebäude, ein Fenster ging zu Bruch, ein Polizeiauto wurde beschädigt. Alle drei Gefangenen wurden daraufhin in eine Nachbarstadt verlegt.
Bahia ist traditionell der Bundesstaat mit dem höchsten Anteil an schwarzer Bevölkerung. Die afrikanische Kultur hat die Musik Brasiliens wesentlich mitbeeinflusst. In Bahia sind auch afro-brasilianische Religionen wie Candomblé und Macumba weit verbreitet.
Die Mutter des Jungen, die noch fünf weitere Kinder hat, fand vergangenen Monat in ihrem Haus eine Flasche «Cachaça» (Zuckerrohrschnaps), in der ein Zettel mit dem Namen einer Person schwamm, deren Name sie aber nicht habe entziffern können. Unklar blieb, ob die Flasche für einen Zauber verwendet wurde.
Der Junge ist nach Angaben des Hospitals bei Bewusstsein. Er wurde Ende voriger Woche in ein kleines Krankenhaus gebracht, nachdem er über starke Schmerzen im Bauch geklagt hatte. Zunächst entdeckten die Ärzte 17 mehrere Zentimeter lange Nadeln im Körper. In einem zweiten Krankenhaus wurden dann seit Sonntag insgesamt rund 40 der metallischen Gegenstände lokalisiert.
Röntgenbilder, die die Nadeln zeigen, gingen um die ganze Welt. Die Gegenstände fanden sich auch in lebenswichtigen Organen wie der Lunge und der Leber. Die Ärzte entdeckten auch in der Nähe des Herzens eine Nadel. Da das regionale Krankenhaus nicht über eine Herzabteilung verfügte, wurde der Kleine nach Salvador verlegt. Mediziner sprachen von einem «delikaten und schwierigen Eingriff». Einige Nadeln könnten nicht operativ entfernt werden, weil der Schaden größer als der Nutzen sei.