Jemen macht Jagd auf Top-Terroristen

Berlin/Sanaa/Washington (dpa) - Vier Tage nach den versuchten Paketbombenanschlägen hat der Jemen am Dienstag eine großangelegte Militäroperation gegen Top-Terroristen gestartet.

Mit ihrer Offensive wollen die Jemeniten nach Ansicht von Beobachtern eine mögliche Intervention amerikanischer Anti-Terror-Einsatzkommandos im Jemen verhindern. Im Mittelpunkt der Suche stehen der Saudi Ibrahim Hassan al-Asiri, der die Paketbomben hergestellt haben soll, und der von den USA gesuchte Hassprediger Anwar al-Awlaki. Er gilt als Vordenker der Terrorgruppe Al-Kaida auf der arabischen Halbinsel.

Die von westlichen Ländern gegen den Jemen verhängten Flugverbote kritisierte ein Regierungsvertreter in Sanaa als «hastige und übertriebene Reaktion». Dies schade auch Jemens Anstrengungen im Kampf gegen den Terrorismus. Die Deutsche Flugsicherung ist vom Bundesverkehrsministerium angewiesen worden, direkte und indirekte Flüge aus dem Jemen bis auf weiteres nicht mehr in den deutschen Luftraum einzulassen. Vorher war lediglich der Transport von Luftfracht aus dem Jemen untersagt worden.

Der internationale Luftfahrtverband IATA mahnte am Dienstag neue Konzepte für die Sicherheit im Luftverkehr an. «Wir müssen einen 40 Jahre alten Überwachungsprozess modernisieren», sagte IATA-Generalsekretär Giovanni Bisignani bei einer Konferenz in Frankfurt. Ein international einheitliches elektronisches Ticket für Luftfracht könne die herkömmlichen Frachtpapiere ersetzen. «E-Fracht würde Zeit und Geld sparen, und die Behörden könnten schon vor dem Flug erfahren, welche Güter von wo nach wo transportiert werden sollen.» Die Industrie müsse zudem Geräte entwickeln, mit denen auch große Frachtstücke und Container durchleuchtet werden können.

Neue Berichte über die Suchaktion nach der Paketbombe am East-Midlands-Airport in England verdeutlichen, dass das Aufspüren des Sprengstoffs mit herkömmlichen Mitteln kaum möglich ist. Sechs Stunden lang habe ein Team aus britischen Polizisten und Geheimdienstlern die Fracht in der Nacht zum Freitag gefilzt, ohne etwas Verdächtiges zu finden, schrieb die «Süddeutsche Zeitung» am Dienstag. Der Einsatz sei bereits beendet gewesen, «als sich die Sicherheitsbehörden aus Dubai meldeten und den Briten rieten, gezielt nach einem Laserdrucker von Hewlett Packard zu suchen».

Angesichts der ausgeklügelten Konstruktion der Paketbomben aus dem Jemen hatten deutsche Sicherheitskreise bereits am Montag von einer neuen Dimension der Bedrohung gesprochen. Der Sprengstoff PETN (Pentrit oder Nitropenta) war in den Kartuschen versteckt. Auch die Verkabelung des Zündmechanismus zeuge von hoher Professionalität.

Nach einem Bericht des US-Fernsehsenders ABC hat das Terrornetz Al Kaida schon Mitte September Möglichkeiten eines Anschlags in den USA durch Luftfracht getestet. Bei dem Testlauf seien Haushaltsgüter, religiöse Literatur und eine Computer-CD vom Jemen an eine Adresse in Chicago gesandt worden. Die Sendung sei entdeckt und durchsucht worden. Sie sei aber weitergeleitet worden, weil die Fracht keinen Sprengstoff enthalten habe.

Das Problem seien die unsicheren Herkunftsländer, sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) am Montagabend beim Besuch eines Paketumschlagzentrums auf dem Flughafen Köln/Bonn. Dort war die später in Mittelengland aufgespürte Paketbombe umgeschlagen worden. Die zweite Paketbombe war in Dubai entdeckt worden. «Die Zuverlässigkeit der Drittstaaten und deren Kontrolle werden wir zu überprüfen haben», sagte de Maizière. Deutschland sei vor allem Umschlagplatz für Pakete aus dem Ausland, die in andere Länder weitergeflogen würden.

Die Pilotenvereinigung Cockpit verlangte eine lückenlose Kontrolle der Luftfracht und ein umfassendes Sicherheitskonzept für den weltweiten Luftverkehr. Die Politik habe bislang trotz mehrerer Vorfälle nicht ausreichend reagiert, erklärte der Verband am Dienstag in Frankfurt. «So verwundert es nicht, dass nun durch die Pakete aus dem Jemen eine weitere Lücke offenbar geworden ist. Dies ist nicht die erste und auch nicht die letzte», sagte Verbandssprecher Jörg Handwerg.

Am Flughafen Kairo, einem der wichtigsten Drehkreuze im Luftverkehr zwischen Europa und der arabischen Welt, wurden die Kontrollen im Frachtbereich verstärkt. Jedes Luftfrachtpaket werde jetzt per Hand überprüft, sagte Vizeinnenminister General Abdulmagid Salim am Dienstag während eines Rundgangs am Flughafen. Zur Kontrolle würden auch Hunde und Röntgenscanner eingesetzt.

Terrorismus / Jemen
02.11.2010 · 16:51 Uhr
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