Im Test: Counterspy – Spionieren wie im Kalten Krieg?
Das PlayStation Network-Spiel Counterspy versetzt euch in den ideologischen Konflikt des Kapitalismus gegen den Kommunismus, der Konflikt zwischen Ost und West, auch bekannt als der Kalte Krieg. Als Spion der außenstehenden Agentur C.O.U.N.T.E.R. versucht ihr das Schlimmste zu verhindern: den Start einer Atomrakete. Wer jetzt denkt, das sei harter Tobak und erzählungstechnisch eher grau und trist gehalten, der hat weit gefehlt. Denn Counterspy setzt darauf euch die Geschichte mit jeder Menge Humor, Klischee-Agenten und witzigen Anspielungen zu erzählen. Trotz des witzigen Designs, des Humors und der eher entspannt-jazzigen Musik gibt es doch einiges Wissenswertes in den Ladezeiten zu lesen. Und auch die stete Gefahr eines atomaren Erstschlags ist allgegenwärtig. Wie auch zur Zeit des Kalten Krieges.
Kalter Krieg – und ihr seid mittendrin
Und wie verhindert man am besten einen Atomangriff? Richtig, man spioniert beide Seiten gleichermaßen aus, denn witzigerweise sind die Pläne auf beiden Seiten komplett identisch und ergänzen sich gegenseitig. Um das zu bewerkstelligen, brecht ihr in verschiedene, zufallsgenerierte Atombunker oder Testanlagen ein, um Geheimpläne zu stehlen. Natürlich seid ihr ein Agent und kein Soldat, weshalb kluges Vorgehen, schleichen und austricksen an der Tagesordnung sind. Dabei stets im Blick: die sogenannten DEFCON-Stufen. Sie beschreiben, wie nah ihr an einem Atomkrieg seid. Auf Stufe 5 sind beide Mächte am entspanntesten, auf Stufe 1 dagegen klingeln in den Raketensilos vermutlich schon alle Telefone. Ihr müsst den DEFCON-Status also so niedrig wie möglich halten. Das schafft ihr am besten, indem ihr nicht entdeckt werdet.Falls ihr einmal doch nicht ganz unauffällig vorgeht, habt ihr die Möglichkeit feindliche Generäle zu bedrohen, die euren DEFCON-Status für euch senken, wenn auch nur unter vorgehaltener Waffe. Sinkt der DEFCON-Level auf eins, müsst ihr so schnell es geht zum Levelende kommen, um den Raketenstart zu verhindern.
Neben den eigentlichen Kriegsplänen findet ihr bei beiden Seiten noch geheime Waffenpläne, Dossiers, Upgrades und allerhand Bargeld, welches ihr schon fast automatisch einsammelt. Alle Upgrades könnt ihr vor der Mission auswählen. Upgrades könnt ihr jeweils drei Stück gleichzeitig einsetzen, Waffen müsst ihr einmalig erwerben und könnt sie danach beliebig oft nutzen. Lediglich die Munition müsst ihr erneuern.
Ducken, schleichen, ballern
Ihr könnt schleichen, springen, in Deckung gehen und ballern. Alles aus einer zweidimensionalen Sicht. Das Zielen und Schießen erinnert in Ansätzen an das Schießen in den frühen Metal Gear-Teilen. Andere Möglichkeiten zum Verstecken, wie beispielsweise die Dunkelheit, habt ihr nicht. Das wirkt sehr hölzern, sorgt aber für ein schnelles Durchkommen in allen Leveln, genau richtig für Zwischendurch.
Ein normaler Einsatz sieht folgendermaßen aus: Ihr brecht in die Anlage ein, schlagt euch durch, erkundet jeden möglichen Winkel der Karte und erschießt nach und nach alle anwesenden Wachen. Insgesamt sind die Level zwar zufallsgeneriert und verschieden, jedoch ist die Grundlage der Level jederzeit identisch: Pläne finden, erkunden und töten. Für zwischendurch sehr witzig und spannend, auf Dauer aber eher nicht motivierend.
Um zumindest ansatzweise Motivation hineinzubringen, habt ihr die Möglichkeit zwischendurch feindliche Agenten zu finden, die in diesem Level verstorben sind. Außerdem könnt ihr die Punktzahl des gegnerischen Agenten überbieten. Meistens ist das ganze nicht schwer, wenn man jederzeit Kopfschüsse verteilt oder seine Gegner gleich von hinten ausschaltet. Auch die zufallsgenerierten Level sollen auf Dauer motivieren, sind aber in der Regel sehr ähnlich. Außerdem ergeben die zufälligen Level auch unfaire Situationen, wie beispielsweise diverse Gegner gleich hinter einer Tür, die man dort nicht erwarten kann und man auch keine Möglichkeit hat sich vor diesen zu verstecken. Das sorgt für Frust, vor allem, da euer Charakter kaum etwas aushält. Steckt man dann noch in DEFCON-Stufe 2, löst man schnell einen atomaren Erstschlag aus, nur weil das zufällige Leveldesign unfaire Passagen provozieren kann.
Langzeitmotivation fehlend oder kaum vorhanden?
Einige abwechslungsreiche Änderungen hätten dem Spiel gut getan. Neue Gadgets, die man verwenden und freischalten kann oder weitere Gameplay-Features wie Leichen verstecken oder Level in denen man nicht schleichen muss. Außerdem wünscht man sich alternative Taktiken wie Ablenkung oder ähnliches. Immer nur schießen und vorbeilaufen ist auf Dauer dann doch etwas eintönig.
Das Design erinnert ein wenig an die Charaktere aus Team Fortress oder Evil Genius. Bei unserer Testversion für die PlayStation 4 fiel aber schon auf, dass man das Spiel besser auf der Vita zockt. Insgesamt sieht die Grafik für die Next-Gen nicht hübsch genug aus. Die Möglichkeiten der Engine sind aber gut ausgenutzt, alles sieht passend aus. Auch die Ähnlichkeit zum PC-Klassiker No one lives forever lässt sich nicht vermeiden, was das Design als auch die Story angeht. Das fällt aber lediglich Kennern auf, die meisten finden eine frische Spielidee vor.
Insgesamt bekommt ihr für die etwa 13 Euro, die das Spiel derzeit im PSN-Store für PlayStation 3, PlayStation Vita oder PlayStation 4 kostet, eine kurzweilige und spaßige Unterhaltung. Ein Spiel mit Tiefgang und Inhalt und vor allem dauerhafter Motivation dürft ihr nicht erwarten. Wer aber witziges neues Spielefutter für seine PlayStation-Konsole oder das Handheld sucht, darf definitiv zuschlagen.