Guttenberg erstmals in Kampfzone in Afghanistan

Baghlan (dpa) - Als erster Spitzenpolitiker hat Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg die deutschen Soldaten im Kampfgebiet in Afghanistan besucht.

Fast zwei Stunden hielt er sich am Sonntag an einem Vorposten in der Unruheprovinz Baghlan auf, in der im April vier Bundeswehrsoldaten bei einem Angriff der Taliban getötet worden waren. Von dem Lager aus operiert die schnelle Eingreiftruppe QRF zusammen mit afghanischen Kräften.

«Es ist ganz wichtig, dass man die Realitäten nicht nur vom Schreibtisch aus beurteilt», begründete Guttenberg den Besuch in der Kampfzone. «Ich glaube, dass es sich gehört, dass sich der Minister bei seinen Soldaten auch mal blicken lässt, die hier über Wochen unter widrigsten Bedingungen ihren Dienst leisten.» Bundestagspräsident Norbert Lammert traf unterdessen Präsident Hamid Karsai und ISAF-Kommandeur David Petraeus in Kabul.

Guttenberg hatte den Abstecher zu der Kampftruppe schon lange geplant. Beim ersten Versuch während seiner letzten Afghanistan-Reise im Juli kehrte er auf halbem Weg um, weil die Soldaten zu einem Gefecht ausrücken mussten. Jetzt ergriff er erneut die Gelegenheit und verzichtete dafür auf eine Begleitung Lammerts nach Kabul. In den Gesprächen mit den Soldaten der Eingreiftruppe informierte er sich über die Sicherheitslage und die Zusammenarbeit mit der afghanischen Armee. Er stand den Soldaten aber auch Rede und Antwort zum Stand der Bundeswehrreform und erklärte ihnen, dass die Streitkräfte zwar verkleinert, aber trotzdem gestärkt werden sollen.

Auf dem «Operation Point North» (Außenposten Nord), 70 Kilometer westlich von Kundus, sind in mehreren kleinen Lagern rund 200 Soldaten der QRF seit dem Frühjahr stationiert. Bis vor wenigen Wochen war die Sicherheitslage äußerst angespannt. Im Zuge der Operation «Taohid» konnte die Taliban aber zurückgedrängt werden. «Momentan haben sie (die Taliban) offenbar kapiert, dass es hier nichts zu holen gibt», sagt der QRF-Kommandeur, Oberstleutnant Jared Sembritzki. Die letzte Attacke auf die Bundeswehr in der Gegend mit einer Sprengfalle fand vor zwei Wochen statt.

Guttenberg war bereits zum fünften Mal in zehn Monaten in Afghanistan. Für Lammert war es die erste Reise an den Hindukusch in seiner fünfjährigen Amtszeit. Bei den Gesprächen des Bundestagspräsidenten in Kabul ging es um die aktuelle sicherheitspolitische Situation in Afghanistan. Karsai habe den afghanischen Wunsch nach einer Verstärkung des deutschen Engagements unterstrichen, hieß es aus dem Büro des Präsidenten.

Am Morgen hatten Lammert und Guttenberg am Ehrenhain der Bundeswehr in Kundus der gefallenen deutschen Soldaten gedacht. Beide informierten dort auch über das neue Ausbildungs- und Schutzbataillon mit 650 Soldaten, das Anfang September komplett einsatzbereit ist. Es soll gemeinsame Operationen mit den afghanischen Streitkräften planen, durchführen und nachbereiten.

Lammert und Guttenberg waren bereits am Samstagabend gemeinsam im Hauptquartier für Nordafghanistan in Masar-i-Scharif eingetroffen. Der Bundestagspräsident hatte der Truppe dort die Rückendeckung des Parlaments zugesichert. «Der Bundestag weiß, dass er sich auf die Bundeswehr verlassen kann, und Sie sollten wissen, dass Sie sich auf den Deutschen Bundestag verlassen können», sagte er vor mehreren hundert Soldaten.

Der Parlamentspräsident überreichte den Soldaten eine Nationalflagge, die früher auf dem Bundestag geweht hat. Das Geschenk sei als «ein Zeichen der Verbundenheit zwischen dem Bundestag und der Bundeswehr» gemeint. Der Bundestag hatte das Mandat für den Afghanistan-Einsatz zuletzt Ende Februar um ein Jahr verlängert und die Obergrenze für die Truppenstärke von 4500 auf 5350 Soldaten erhöht.

Guttenberg mahnte in Masar-i-Scharif erneut eine realistische Betrachtung des Einsatzes und mehr Aufmerksamkeit für die gefährliche Aufgabe der Soldaten an. Im Sommer habe er das Gefühl gewonnen, dass es in Deutschland wieder «etwas ruhiger in der Betrachtung Afghanistans» geworden sei.

Konflikte / Afghanistan
29.08.2010 · 15:51 Uhr
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