Gespräch: NPD-Wähler auf dem Land nicht erreicht
Anklam (dpa) - Die etablierten Parteien in Mecklenburg-Vorpommern haben es aus Sicht des Regionalzentrums für demokratische Kultur in Anklam nicht geschafft, die NDP-Stammwähler auf dem Land zu erreichen.
Die demokratischen Parteien hätten sich zu stark auf den Städtewahlkampf konzentriert, sagte Ingmar Dette, Leiter des Regionalzentrums, am Montag der Nachrichtenagentur dpa. Nur wenige Kandidaten hätten einen Straßenwahlkampf in den Dörfern Vorpommerns geführt. «Die Bedrohungskulisse der Rechten setzt ihnen zu. Das kann nicht jeder.» Die Parteien müssten überlegen, wie sie die Menschen auf dem Land erreichen.
In einer von Abwanderung gekennzeichneten Region profitiere die NPD vom Rückzug der demokratischen Parteien, sagte der Politikwissenschaftler. Die NPD hatte bei den Landtagswahlen im ländlichen Südvorpommern überdurchschnittliche Ergebnisse eingefahren. In Koblentz wählten 33,0 Prozent der Wähler mit ihrer Zweitstimme die Rechten, in Postlow und Blesewitz waren es 28,9 Prozent. «Die NPD hat im Gegensatz zu den demokratischen Parteien einen Provokationswahlkampf geführt, der das Unbehagen der Menschen aufgenommen hat», sagte Dette.
Im Jahr 2007 waren in Mecklenburg-Vorpommern in Reaktion auf den Einzug der NPD in den Landtag landesweit fünf Regionalzentren gegründet worden, um demokratische Strukturen zu stärken. Das Regionalzentrum in Anklam kümmert sich seitdem um Gemeinden wie Ueckermünde oder Bargischow, wo der Anteil rechtsextremer Wähler damals besonders hoch war - das Engagement hat aber bisher nicht zu einem veränderten Wählerverhalten geführt.
«Unsere Arbeit erfordert einen langen Atem», sagte Dette. «Es ist ein Irrglaube anzunehmen, man könne aufs Land fahren und NPD-Anhänger einfach so umdrehen.» Seit 15 Jahren schule die NPD ihre Kader vor Ort und mache sie redefähig. «Wir haben es mit einem verfestigten Wählerverhalten zu tun.» Gerade in kleineren Orten sei es schwer, die NPD-Strukturen in Familien aufzubrechen.