Erdogan: USA und Anti-IS-Allianz geht es ums Öl

Istanbul/Kobane (dpa) - Den USA und ihrer Militärallianz gegen die Terrormiliz IS geht es nach Einschätzung des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan vor allem ums Öl. Das Bündnis sei erst gegen die Dschihadisten im Irak und in Syrien vorgegangen, als sie Ölquellen bedroht hätten.

Das sagte er laut der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu. Auf starken Druck der USA ermöglicht Erdogan allerdings, dass die kurdischen Verteidiger der syrischen Grenzstadt Kobane Verstärkung erhalten. Er erlaubte am Donnerstag, dass 200 Peschmerga-Kämpfer aus dem Nordirak durch die Türkei in die Kurdenenklave gelangen.

Der unmittelbare Landweg durch Syrien nach Kobane wird von IS-Kämpfern beherrscht. Nach Angaben aus dem Nordirak soll die Verstärkung innerhalb weniger Tage ankommen.

Kurdische Kämpfer leisten seit mehr als einem Monat in Kobane Widerstand, unterstützt von Luftangriffen der Anti-IS-Allianz, zu der auch mehrere arabische Staaten zählen. Kampfjets flogen nach Angaben des US-Kommandos (Central Command/CENTCOM) am Mittwoch und Donnerstag bis zum Nachmittag insgesamt 15 Luftangriffe im Irak und in Syrien, davon vier in Kobane.

Die IS-Miliz, deren Zehntausende Kämpfer weite Landstriche Syriens und des Iraks beherrschen, begann eine Offensive auf Kobane, um der kurdischen Verstärkung zuvor zu kommen. Wie die oppositionsnahe syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Großbritannien berichtete, eroberten die Extremisten einen rund drei Kilometer langen Korridor von dem Hügel Tell Schair bis zur Stadtgrenze. Die kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) halten nur noch den knapp drei Quadratkilometer großen Stadtkern.

Das Nato-Mitglied Türkei, deren Truppen seit Wochen in Sichtweite Kobanes stehen ohne einzugreifen, steht unter internationalem Druck, stärker gegen den IS vorzugehen. Erdogan unterstellte den USA und ihren Bündnispartnern aber unlautere Motive. Ihre Sorge gelte nicht den Menschen, sondern dem Öl, sagte er laut der regierungsnahen Agentur Anadolu vor Studenten in Riga.

Er warf den USA zudem vor, mit dem Abwurf von Waffen für die PYD-Kämpfer in Kobane eine Terrororganisation zu unterstützen. Erdogan bezeichnet die PYD ebenso als eine Terrororganisation wie die verbotene Kurdische Arbeiterpartei PKK und den IS.

Am 8. August hatten die USA ohne UN-Beschluss im Irak Luftangriffe auf die Dschihadisten begonnen, seit dem 23. September gibt es auch Einsätze in Syrien. Insgesamt seien in Syrien seither mindestens 553 Menschen durch Luftschläge getötet worden, teilte die Menschenrechtsbeobachtungsstelle mit. Die große Mehrheit seien Dschihadisten.

Die Bundesregierung prüft außer Waffenlieferungen für kurdische Kämpfer nun auch einen Ausbildungseinsatz der Bundeswehr in der nordirakischen Provinzhauptstadt Erbil. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) bestätigte, dass es dafür demnächst eine Erkundungsreise von Verteidigungsministerium und Auswärtigem Amt geben soll.

An der Aufgabe sollen sich auch andere EU-Partner beteiligen. Im Gespräch ist nach einem Bericht der «Süddeutschen Zeitung» eine Ausbildertruppe von 200 bis 300 Mann, darunter etwa 100 Deutsche. Die CSU forderte für eine Entsendung deutscher Militärausbilder ein Mandat des Bundestags.

Mit Waffenlieferungen hat Deutschland begonnen. Insgesamt sollen 10 000 kurdische Kämpfer unter anderem mit Gewehren, Panzerfäusten und Fahrzeugen ausgerüstet werden.

Konflikte / Irak / Syrien / Türkei / USA
23.10.2014 · 20:37 Uhr
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