Entführungsopfer Jaycee im Kreis der Familie

San Francisco (dpa) - Nach 18 Jahren der Trennung versuchen das Entführungsopfer Jaycee Lee Dugard und ihre Familie wieder einander näher zu kommen.

Mit ihren beiden Töchtern, ihrer Mutter, Schwester und Tante hält sich die 29-Jährige an einem unbekannten Ort auf, wo sie auf die Hilfe von Ärzten und Psychologen bauen kann, wie ihr Stiefvater Carl Probyn dem «San Francisco Chronicle» berichtete. «Sie umarmen sich und halten sich gegenseitig fest. Dies wird Monate, wenn nicht Jahre dauern», sagte Probyn. In der «Early Show» beim Sender CBS erklärte Probyn, dass Jaycees 11 und 15 Jahre alten Töchter die leibliche Mutter als ihre Schwester ansahen. Auch wussten die Mädchen nichts über die Entführung.

Carl Probyns Frau Terry hatte ihre Tochter erstmals am Donnerstag wieder in die Arme schließen können. Jaycee Lee Dugard war im Alter von 11 Jahren in der Nähe ihres Elternhauses in Nordkalifornien gekidnappt worden und erst in der vergangenen Woche wieder aufgetaucht. Ihr Entführer Phillip Garrido hatte das Mädchen im Garten hinter seinem Haus im kalifornischen Antioch gefangen gehalten und sexuell missbraucht. Dugard, die zwei Töchter zur Welt brachte, habe eine sehr enge Bindung mit ihrem Kidnapper entwickelt, erzählte Carl Probyn nach Gesprächen mit seiner Frau.

Probyn zufolge weinten die Kinder bei der Verhaftung ihres Vaters Phillip Garrido. «Sie waren eine Familie», sagte er dem Sender CBS am Montag. «Sie hingen sehr aneinander». Seine Frau würde die Mädchen als «sehr anhänglich» beschreiben. Sie seien zudem recht klug, obwohl sie nie eine Schule besuchten. Jaycee arbeitete in Garridos kleiner Druckerrei mit und wurde den Kunden als seine Tochter Allissa vorgestellt. «Sie hatte nichts auffälliges an sich», sagte Kunde Ben Daughdrill dem Sender CNN. Der Geschäftsmann beschrieb die 29-Jährige als professionell und höflich. «Man hatte den Eindruck, dass sie die gesamte Arbeit erledigte».

Phillip Garrido und seine Ehefrau Nancy müssen sich nun unter anderem wegen Entführung, Vergewaltigung und Freiheitsberaubung verantworten. Außerdem wird gegen den 58-Jährigen auch im Zusammenhang mit ungeklärten Morden an Prostituierten in den 90er Jahren ermittelt. Nach Polizeiangaben wurden die Leichen der Frauen in der Nähe eines früheren Arbeitsplatzes Garridos gefunden. Er gelte als «eine Person von Interesse».

Nachbarn und Kunden beschreiben den vorbestraften Sexualstraftäter als einen Mann, der vor allem in den letzten Monaten wirre Ideen hatte und sich als fanatischer Prediger entpuppte. Zwei Tage vor seiner Festnahme überreichte er einem FBI-Beamten in San Francisco einen Brief, in dem er sich über Triebtäter auslässt, berichtete der Sender ABCNews am Sonntag. Er habe ein Heilmittel für sie gefunden, behauptete Garrido.

In seiner Nachbarschaft in Antioch leben nach einem Bericht in der Online-Ausgabe der «Los Angeles Times» mehr registrierte Sexualstraftäter als in anderen Gegenden. Über 100 dieser Täter seien unter der selben Postleitzahl auf der Internet-Liste der kalifornischen Justizbehörde über die Wohnorte von Sexstraftätern zu finden. In dem heruntergekommenen Viertel seien die Häuser billiger, die Polizei weniger präsent und die Nachbarn kümmerten sich wenig umeinander - es sei ein idealer Zufluchtsort für Täter.

Auch Garrido, der von 1977 bis 1988 eine Haftstrafe wegen Entführung und eines Sexualdelikts verbüßte, stehe auf der Liste. In Reno (Nevada) hatte der damals 25-Jährige eine junge Frau in einem Schuppen eingeschlossen und vergewaltigt. Ursprünglich war er zu 50 Jahren Haft verurteilt worden, kam aber nach 11 Jahren auf Bewährung frei. Seine Frau Nancy lernte er im Gefängnis kennen, als sie einen Mitgefangenen besuchte.

Im Entführungsfall Jaycee Lee Dugard kommen unterdessen immer mehr Details über Ermittlungspannen der kalifornischen Polizei ans Licht. Bewährungshelfer hatten Garrido mehrfach zu Hause kontrolliert, bemerkten das Versteck im Hinterhof aber nicht. Auch dem Hinweis einer Nachbarin von 2006, die die Kinder in dem ärmlichen Zeltlager gesehen hatte, ging die Polizei nicht richtig nach. Seit Freitag durchkämmen Fahnder mit Spürhunden Garridos Haus und ein Nachbargrundstück, das der Mann zeitweise verwaltete. Einzelheiten wollten die Ermittler demnächst bekanntgeben.

Kriminalität / USA
31.08.2009 · 19:26 Uhr
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