Eine Woche krank: Krankschreibung bald vom Arbeitnehmer statt vom Arzt

Trotz guter Gesundheit gehen die Deutschen im europäischen Durchschnitt sehr oft zum Arzt. Meist braucht der Patient jedoch keine verschreibungspflichtigen Medikamente oder Behandlungen. Vielmehr erfolgt der Gang zum Arzt wegen einer Krankschreibung. Wissenschaftler fordern jetzt, dass sich Beschäftigte bis zu einer Woche selbst krankschreiben können.

Im Rahmen einer aktuellen Studie fordern Wissenschaftler aktuell eine Lockerung der Regelungen für die Krankschreibung von Beschäftigten. Denn aufgrund der strengen Vorgaben sitzen viele Arbeitnehmer nur beim Arzt, um sich eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) ausstellen zu lassen. Dadurch sind nicht nur die Wartezimmer voll. Nicht selten fangen sich Beschäftigte von anderen Patienten zusätzlich Keime ein. Damit soll nun Schluss sein.

Arztbesuche auf Rekordwert wegen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen

Die deutsch-norwegische Vergleichsstudie der Universitäten Magdeburg und Bergen hat sich nicht nur mit Krankheits- und Fehltagen von Arbeitnehmern auseinandergesetzt. Vielmehr ging es generell um die Inanspruchnahme von ärztlichen Leistungen. Dazu wurde beispielsweise auch der Einfluss der inzwischen wieder abgeschafften Praxisgebühr auf die durchschnittliche Zahl der Arztbesuche von gesetzlich Krankenversicherten pro Jahr untersucht. Die Zehn-Euro-Gebühr wurde ursprünglich eingeführt, um Patienten von unnötigen Arztbesuchen abzubringen. Ob nun mit oder ohne Praxisgebühr, viele Arztbesuche kommen nur zustande, da Arbeitnehmer bei Krankheit ein ärztliches Attest benötigen.

Krankschreibung teilweise ab erstem Tag benötigt

Laut der aktuellen Rechtsprechung müssen Arbeitnehmer bei Krankheit spätestens nach drei Tagen ein ärztliches Attest zum Nachweis ihrer Arbeitsunfähigkeit beim Arbeitgeber vorlegen. Allerdings kann der Arbeitgeber auch schon ab dem ersten Tag eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung verlangen. Dies muss dem Arbeitnehmer allerdings beispielsweise durch eine schriftliche Regelung im Arbeitsvertrag oder eine Weisung bekannt sein. Auch wenn die Krankheit länger andauert, sind Arbeitnehmer verpflichtet ihren Chef unverzüglich darüber zu informieren und die Krankschreibung beim Arzt verlängern zu lassen. Diese strengen Regelungen führen dazu, dass auch Arbeitnehmer mit einer einfachen Erkältung zum Arzt gehen - auch wenn diese vor allem mit Ruhe und ohne weiterführende Behandlungen auskuriert werden kann.

Krankschreibung bis zu einer Woche durch Arbeitnehmer selbst

Wenn Arbeitnehmer stattdessen die Möglichkeit hätten, sich bis zu einer Woche selbst krankzuschreiben, ließe sich die Anzahl der unnötigen Arztbesuche drastisch reduzieren. Im Gegenzug gehen die Magdeburger Wissenschaftler nicht von vermehrten Fehlzeiten bei Beschäftigten aus. Sie verweisen dabei auf Norwegen, wo es grundsätzlich möglich ist, sich drei Tage selbst krankzuschreiben und wo es in vielen Betrieben sogar die Möglichkeit gibt, bis zu acht Tage ohne ärztliches Attest zu fehlen. Nicht nur die Zahl der Arztbesuche ist dabei in Norwegen niedriger als in Deutschland. Zudem sind auch die Fehltage selbst rückläufig.

Arbeitergeber gegen Neuregelung von Krankschreibung

Der Arbeitgeberverband BDA spricht sich laut Welt am Sonntag gegen eine Veränderung der gesetzlichen Regelungen hinsichtlich der Krankschreibungen aus. Das bestehende System habe sich "in Deutschland insgesamt bewährt" und führte "nicht zu unnötigen Arztbesuchen." Ohnehin verlangen schon jetzt viele Arbeitgeber erst ab dem vierten Tag eine Krankschreibung. Die Möglichkeit, eine solche auch schon früher zu verlangen, müsse hingegen erhalten bleiben, um "Missbrauch entgegenwirken zu können."

Verbrauchernews
[finanzen.de] · 16.02.2015 · 11:01 Uhr
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