Drei Mächtige statt ein Formel-1-Alleinherrscher

London (dpa) - Nach der Entmachtung von Bernie Ecclestone hat der neue Formel-1-Chef bereits einen neuen Kurs eingeschlagen und seine gewaltige Macht im Milliardengeschäft der Königsklasse aufgeteilt.

Auf das Know-how des vier Jahrzehnte alleinherrschenden Ecclestone will Chase Carey aber auch nicht verzichten. «Er hat einzigartigen Einblick in das Geschäft, versteht es vermutlich besser als jeder andere. Sein Rat wird von unschätzbarem Wert sein», sagte Carey dem britischen TV-Sender Sky Sports.

Ehrenpräsident - mehr bleibt Ecclestone aber letztlich nicht. Sein Lebenswerk ist nun in Händen von Liberty Media, dem neuen Formel-1-Geschäftsführer Carey und dessen beiden neuen Direktoren Ross Brawn (zuständig für den Motorsport) und dem langjährigen ESPN-Manager Sean Bratches (zuständig für die Vermarktung).

«Bernie, mega Job! Aber ein Wandel war überfällig», kommentierte Nico Rosberg den erwarteten, dann aber doch abrupten Wechsel an der Spitze der Motorsport-Königsklasse - Rosberg selbst war nach seinem WM-Triumph im vergangenen Jahr zurückgetreten.

Lob für seine Leistung in 40 Jahren seit der Übernahme der TV- und Vermarktungsrechte, Respekt vor dem, was Ecclestone danach aus der Formel 1 machte. Der Verkaufspreis von acht Milliarden Dollar sei Beweis genug, meinte Carey anerkennend. Stolz verspürte Ecclestone selbst rückblickend in der offiziellen Mittelung von Liberty Media. Seinen erzwungenen Abgang hatte er aber zuvor schon verraten. «Bin einfach weg», hatte das Fachmagazin «Auto, Motor und Sport» am Montagabend Ecclestone zitiert.

Mr. E ist weg, die Formel 1 soll nun aber eine neue Hoch-Zeit erleben, in rund zwei Monaten startet die Saison mit dem Großen Preis von Australien. Ob dann schon Veränderungen spürbar sind und sich der personelle Wandel auch im Albert Park von Melbourne niederschlägt, bleibt abzuwarten.

Manches geht im Hochgeschwindigkeitssport Formel 1 alles andere als schnell. Das noch bis 2020 geltende «Concorde Agreement», in dem unter anderem die Verteilung der Einnahmen an die Teams geregelt wird, dürfte fixe größere Veränderungen vorerst unmöglich machen. Anderes könnte aber rasch gehen.

Unterm Strich steht die Modernisierung der Formel 1. Der frühere Mercedes-Teamchef Brawn und der langjährige ESPN-Vertriebsexperte Bratches werden dazu ihren Teil beitragen. Im Fahrerlager genießt vor allem Brawn mehr Respekt als fast jeder andere. Der Brite erarbeitete sich als Technischer Direktor von Benetton und Ferrari den Spitznamen «Superhirn», er war maßgeblich an allen sieben WM-Titeln von Rekordchampion Michael Schumacher beteiligt. Nun geht der 62 Jahre alte Brite mit großem Elan seine neue Herausforderung an: «Wir haben eine fast beispiellose Gelegenheit, gemeinsam mit den Teams und Promotoren für eine bessere Formel 1» zu arbeiten.

Bratches ist der Experte fürs Geldverdienen. Der US-Amerikaner half mit, den US-Sportkanal ESPN groß zu machen. «Seine Expertise und Erfahrung in Verkauf, Marketing, Digitalen Medien und Vertrieb werden unbezahlbar sein, während wir die Formel 1 wachsen lassen», hieß es in der Mitteilung von Liberty Media zur Berufung des 1960 geborenen Bratches.

Ecclestones für manche äußerst profitables Modell dürfte ausgedient haben. Der mittlerweile 86-Jährige nahm zuletzt in erster Linie über die Gebühren von den Rennstreckenbetreibern Geld ein. Andere Bereiche wie soziale Medien oder den Verkauf von TV-Rechten hatte der Brite gar nicht oder nur unzureichend beachtet. Als «dysfunktional» soll der neue starke Mann Carey der BBC zufolge dieses Modell bezeichnet haben.

Konkrete Pläne sind noch nicht bekannt. Doch Liberty Media wird dem Vernehmen nach durch TV-Rechte, eine bessere Digital-Strategie, verstärkte Bemühungen auf dem US-Markt und Investoren-Modelle die Einnahmen weiter steigern wollen - dabei könnten auch die Rennställe selbst an der neuen Formel 1 beteiligt werden.

Ecclestone wird es sicher mit Interesse verfolgen. «Meine Tage im Büro werden jetzt etwas ruhiger», sagte der frühere Gebrauchtwagenhändler. «Vielleicht komme ich auch mal zu einem Grand Prix. Ich habe immer noch viele Freunde in der Formel 1. Und ich habe noch genug Geld, um mir den Besuch bei einem Rennen leisten zu können.»

Motorsport / Formel 1 / Unternehmen / England / USA
24.01.2017 · 12:20 Uhr
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