Israel will nach Soldaten-Entführung hart zurückschlagen

Gaza/Tel Aviv (dpa) - Militante Palästinenser haben trotz einer humanitären Waffenruhe einen israelischen Soldaten verschleppt und damit den Gaza-Konflikt neu angeheizt. Als Reaktion darauf erklärte Israel die Feuerpause für gescheitert.

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte harte Gegenmaßnahmen an. US-Außenminister John Kerry sprach von einer «empörenden Verletzung» der ausgehandelten Waffenruhe.

Der 23-jährige Leutnant fiel nach Angaben des israelischen Militärs einem Kommando der radikal-islamischen Hamas in die Hände, während seine Einheit mit Zerstörungsarbeiten an einem Tunnel beschäftigt war. Demnach erfolgte die Entführung anderthalb Stunden nach Beginn einer dreitägigen humanitären Waffenruhe, die die Vereinten Nationen (UN) und die USA in der Nacht zuvor zwischen Israel und der Hamas vermittelt hatten.

Die Kassam-Brigaden, der bewaffnete Arm der Hamas, bestätigten die Gefangennahme des Soldaten, wie die palästinensische Nachrichtenagentur Maan meldete. Die militanten Islamisten behaupteten aber zugleich, dass ihnen der Soldat bei Kämpfen eine Stunde vor Inkrafttreten der Waffenruhe in die Hände gefallen sei.

Den Angriff bei Rafah leitete ein Selbstmordattentäter ein, der sich in die Luft sprengte und dabei zwei israelische Soldaten mit in den Tod riss, bestätigte das Militär. Die israelische Führung ging davon aus, dass der Leutnant von den Angreifern entführt wurde. Ein Lebenszeichen von ihm lag zunächst nicht vor. Ursprüngliche Medienberichte, er sei auch britischer Staatsbürger gewesen, bestätigte das Außenministerium in London nicht.

Die israelische Armee leitete eine umfassende Suchaktion ein. Israelische Fernsehsender zeigten Panzer, die in den Gazastreifen einfuhren. Im Gebiet um Rafah flammten neue Kämpfe auf. Nach Angaben palästinensischer Ärzte und Augenzeugen wurden am Freitag bei israelischen Angriffen 66 Palästinenser getötet und 250 weitere verletzt. Militante aus dem Gazastreifen feuerten mindestens acht Geschosse auf Israel ab. Drei wurden von der Raketenabwehr abgefangen, die anderen landeten auf freiem Feld.

Israel erklärte die Waffenruhe nach der Verschleppung für gescheitert. Die radikal-islamische Hamas und andere Gruppierungen müssten die Folgen ihrer Taten tragen, sagte Regierungschef Netanjahu nach Angaben seines Büros bei einem Telefonat mit US-Außenminister Kerry. Der Hamas warf er vor, trotz ausdrücklicher Garantien an UN und USA die humanitäre Waffenruhe gebrochen zu haben.

Kerry verurteilte die Handlungen der Islamisten aufs schärfste. Die Hamas müsse den Soldaten sofort und bedingungslos freilassen, hielt er in einer schriftlichen Erklärung fest. Die internationale Gemeinschaft müsse ihre Anstrengungen verstärken, um den Raketenangriffen der Hamas und den Tunneln unter israelischem Territorium sowie dem Leid und Tod von Zivilisten ein Ende zu setzen. Auch die EU rief zu einer dauerhaften Waffenruhe auf.

Simcha Goldin, der Vater des vermissten Soldaten, rief zur Unterstützung der israelischen Armee in Gaza auf. «Wir hoffen, dass das Militär die Aktivitäten nicht stoppt und jeden Stein umdreht, bis Hadar heil und gesund zurückgebracht wird», sagte er israelischen Journalisten.

Laut UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA ist die Lage der Zivilbevölkerung in dem blockierten und dicht besiedelten Küstengebiet katastrophal. Rund 230 000 Palästinenser hätten Schutz in UN-Einrichtungen gesucht. UNRWA-Leiter Pierre Krähenbühl bestätigte, dass in drei leerstehenden UNRWA-Einrichtungen Raketen gefunden worden seien. «Wir verurteilen das und haben sofort alle Seiten informiert. Wir dulden keinerlei Waffen in unseren Einrichtungen.»

Auch das Welternährungsprogramm WFP reagierte alarmiert. «Wir sind sehr besorgt über den Abbruch der Waffenruhe», sagte WFP-Exekutivdirektorin Ertharin Cousin. Entscheidend sei, dass das WFP ungehinderten Zugang zu den Menschen in Not bekomme und dass die zivile Bevölkerung geschützt werde.

Die Waffenruhe war am Freitag 07.00 Uhr (MESZ) in Kraft getreten und hätte 72 Stunden dauern sollen. Sie hätte den Menschen «eine dringend notwendige Entlastung von der Gewalt» bringen sollen, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und US-Außenminister Kerry.

Zugleich hätten in Ägypten sofortige Verhandlungen über eine dauerhafte Waffenruhe beginnen sollen. Nach palästinensischen Medienberichten sagte allerdings Kairo die Gespräche unter Berufung auf das Scheitern der humanitären Feuerpause vorerst wieder ab.

Die Zahl der seit dem 8. Juli getöteten Menschen im Gazastreifen ist nach Angaben des Gesundheitsministeriums dort inzwischen mit rund 1500 höher als bei der letzten Bodenoffensive Israels 2009. Etwa 8600 Palästinenser seien verletzt worden, teilte der Sprecher des palästinensischen Gesundheitsministeriums, Aschraf al-Kidra, mit.

Auf israelischer Seite wurden im Gaza-Krieg mindestens 63 Soldaten und drei Zivilisten getötet. Mehrere hundert Menschen wurden verletzt.

Konflikte / Nahost / Israel / Palästinensische Autonomiegebiete
01.08.2014 · 18:34 Uhr
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